TWENTY-EIGHT

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Das Blut gefriert mir in den Adern und meine Augen weiten sich ein Stückchen

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Das Blut gefriert mir in den Adern und meine Augen weiten sich ein Stückchen. Ich versuche locker zu bleiben und meine Gesichtsmuskulatur zu entspannen, während Theodor seine Augen auf mich fixiert hat, damit ihm keine Regung entgeht.
Wenn man es genau nimmt, hat er bloß ein Auge auf mich gerichtet, da das andere durch die Schwellung nur noch einem Schlitz gleicht.
„Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich niemanden meinen Namen nenne, weil er nichts zur Sache tut. Das ist mein Job."
Theodor verzieht seinen Mund und schüttelt den Kopf.
„Das hier...", sagt er und wedelt mit dem Zeigefinger zwischen uns beiden hin und her. „... ist nicht deine Arbeit. Ich habe dich von dort vor nicht mal einer Stunde rausgetragen, weil du am ganzen Leib gezittert hast vor lauter Schock. Denkst du, dass würde jeder Kunde tun?"
Er wirkt sauer und ich verstehe nicht warum. Ich möchte ihn besänftigen, doch ich darf es nicht. Ich muss ihn von der Sache mit meinem Namen ablenken.
„Womöglich nicht, aber dennoch sehe ich das als Arbeits-Arrangement an. Du bezahlst mich dafür mit dir zu reden, wir sind keine Freunde oder so..."
In der selben Sekunde als dieser Satz meine Lippen verlässt, bereue ich ihn auch schon wieder, denn auf Theodors Gesicht spiegelt sich ein neuer Ausdruck. Einen, den ich so noch nie bei ihm gesehen habe. Er wirkt beinahe verletzt.
„Ach, stimmt ja. Ich hatte das wohl für eine Stunde vergessen."
Die Worte klingen bitter und ich möchte mich gerade entschuldigen, doch da hält plötzlich ein Wagen an der Straße. Shira steigt auf der Beifahrerseite aus, dicht gefolgt von Burke.
Meine Freundin eilt auf mich zu und nimmt mich in den Arm bevor sie Theodor abschätzig ansieht.
„Ich dachte unser Goldenboy wollte dich bloß hier her fahren, warum ist er denn immer noch nicht weg?"
Burke steht nun an seiner Seite und allein schon seine Präsenz, versprüht so viel Autorität, dass es für eine ganze Polizeistation reichen würde.
Ich möchte Shira etwas entgegensetzen, doch Theodor kommt mir zuvor.
Er lächelt gequält und vermeidet es mich erneut anzusehen.
„Ich wollte gerade gehen. Gute Nacht."
Ich öffne den Mund, um etwas zu sagen, doch er wartet keine Erwiderung ab sondern wendet sich zum Gehen um. Shira legt einen Arm um mich , schiebt mich die Stufen hinauf und nimmt mir den Schlüssel aus der Hand, um sie zu öffnen. Ich drehe mich um und kann gerade noch sehen, wie Theodors Lexus davonfährt.
Geknickt trotte ich hinter meiner Freundin ins Innere des Hauses.
„Danke Daniel, wir sehen uns dann morgen.", verabschiedet Shira sich von Burke, während sie ihm die Hand auf die Brust legt und freundlich lächelt. Er sieht sie genauso lächelnd an und legt seine Hand auf ihre. Ich wende den Blick von den beiden ab, weil es mir nicht richtig vorkommt sie zu beobachten. Stattdessen sehe ich mich im Haus um. Es ist wirklich winzig, allein unsere Eingangshalle ist größer aber nicht annähernd so einladend und gemütlich. Shira besitzt kein Vorzimmer, deshalb stehe ich schon halb in einem Wohnbereich mit Küchenzeile und Theke mit drei Hockern.
Alles hat ist so angeordnet, dass zwar nicht viel Platz übrig bleibt aber alles gut nützbar ist.
Überall hängen Fotos oder eingerahmte Zeichnungen an den Wänden. Das geblümte Sofa sieht gemütlich aus und schreit förmlich nach mir.
Ich höre wie Shira die Türe schließt und fühle ihre Präsenz neben mir.
Sie sieht mich mit ihren dunklen Augen an und atmet hörbar aus.
„Komm schon, Vögelchen. Du musst total müde sein. Ich flitze nur schnell nach oben und hole dir ein frisches Kissen und eine Decke, ehe ich zu meiner Nachbarin gehe und Cleo abhole.„
Sie schiebt mich zur Couch und deutet danach auf die Tür, die rechts neben der Küchenzeile ist.
„Du kannst dich dadrin duschen und frisch machen, ich bringe dir ein Shirt und eine Jogginghose von mir."
Ich lächle sie an und sie wendet sich von mir ab, um eilig die Treppe hinaufzulaufen.
„Shira?", rufe ich, sie stoppt und dreht sich zu mir.
„Ja, Vögelchen?"
Ich lächle sie an.
„Du hast ein sehr schönes und gemütliches Heim. Danke, dass ich bleiben darf.", sage ich ehrlich und sie verdreht die Augen, ehe sie nickt.
„Gerne"
Ich sehe zu wie sie nach oben geht und greife danach nach meinem Rucksack, um mein Handy herauszuholen.
Nachdem ich es entsperrt habe, öffne ich das Chat-Fenster meines Bruders und tippe eilig eine Nachricht.

Hey Augy,
Ich bin heute nach dem Dinner bei den Worthington's noch zu einer Freundin gefahren und werde hier übernachten. Kannst du mich morgen Früh bitte von hier abholen?

Ich tippe auf senden und in dieser Sekunde taucht Shira wieder auf und legt zuerst das Bettzeug ab, ehe sie mir die versprochene Kleidung hinhält.
„Ich hole jetzt Cleo, wenn du heute Nacht noch etwas brauchst, bin ich oben links im Schlafzimmer."
Es erstaunt mich immer wieder, jeder andere Mensch hätte mich längst um Erklärungen oder Antworten gebeten. Shira tut es trotz allem nicht, obwohl sie jedes Recht dazu hätte.
„Danke Shira, ich werde deine Gastfreundschaft nicht lange beanspruchen. Mein Bruder wird mich früh abholen und ich möchte euch beide nicht wecken. Sag mir einfach nur wo ich den Schlüssel hinlegen soll, nachdem ich die Tür hinter mir versperrt habe."
Sie macht mit der Hand eine abfallende Bewegung.
„Einfach unter die Türmatte, bei uns klaut niemand etwas, dafür haben wir zu wenig. Ach und ehe ich es vergesse...", meint sie und holt ihr Handy heraus. „Burke hat mir die Aufnahme von der Überwachungskamera geschickt. Ich dachte, du könntest sie vielleicht brauchen?!"
Kurz piept mein Handy und ich öffne die Datei die meine Freundin mir geschickt hat.
Erneut trifft mich eine Welle der Übelkeit, denn diesen Übergriff auf mich, aus einer anderen Perspektive zu sehen, ist fast genauso schrecklich wie es erlebt zu haben.
Ich muss den Blick abwenden und als ich mich wieder stark genug fühle sehe ich gerade noch wie Theodor mich schnappt und aus dem Clubbereich trägt. Danach wechselt die Kamera auf den hinteren Bühnenbereich und ich sehe wie wir mit Shira und Burke reden.
Ich schalte das Handy aus und verspüre sofort ein Unwohlsein. Ich weiß, dass ich noch vor ein paar Tagen vorgehabt habe mithilfe solcher Beweise, Theodors Leben zu zerstören aber das kann ich mir nun nicht mehr vorstellen.

Ja- er verhält sich mir gegenüber die meiste Zeit wie ein Arsch, aber heute Abend? Da hat er mir eine völlig andere Seite von sich gezeigt.
„Danke...", presse ich heraus und Shira runzelt zwar fragend die Stirn, bohrt aber nicht nach einer Antwort.
„Schlaf gut, wir sehen uns morgen Abend.", füge ich hinzu und mache mich auf den Weg ins Badezimmer.
Dort angekommen schließe ich die Tür und entkleide mich rasch, ehe ich unter die Dusche steige. Der Wasserdruck ist alles andere als stark und besonders heiß wird es auch nicht, aber es reicht um mir den Stress vom Körper zu waschen.
Als ich mich abgetrocknet habe, sehe ich auf mein Handy und bemerke, dass Augy sich gemeldet hat.

Hey Lelli,
Ich weiß zwar nicht, ob ich dir das abnehmen soll, aber wer bin ich schon, dass ich dich verurteilen könnte?! 😜 tu mir einfach den Gefallen und sorg für Schutz 😬Wo und wann soll ich da sein?

Ich antworte ihm rasch und verlasse danach das Badezimmer. Im Haus ist schon das Licht ausgeschaltet worden und ich höre am knarzen des Bodens, dass Shira schon wieder gekommen ist.
Ich lege das Kissen auf die Couch und stopfe meine Kleidung in den Rucksack, ehe ich mich hinlege.
Beinahe sofort, überkommt mich die Müdigkeit und ich komme gerade noch dazu mir eine Weckzeit zu stellen, ehe ich in einen tiefen Schlaf drifte.

The Night SparrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt