Cora stieg aus der Bahn aus.
Sie stand zwar ein wenig unter Zeitdruck, aber half dennoch, einem älteren Obdachlosen mit einem Papagei auf der Schulter der Schwierigkeiten hatte mit seinem Wägelchen auszusteigen.
»Sie sind eine wohlerzogene junge Dame.« , sagte er.
»Dankeschön.« , lächelte sie ein wenig verlegen und schob ihr braunes Haar hinter ihr rechtes Ohr.
»Nein, ich meine das wirklich so. Die Jugend von heute ... nein, die ist nicht gut erzogen. Damals war es noch ...«
Cora nickte während des Gesprächs einfach nur. So jung, wie er tat, war sie schließlich auch nicht mehr. Vor Kurzem war sie achtundzwanzig geworden, also kein junges Mädchen ... obwohl sie im Grunde eh früh erwachsen werden musste. Zumindest bis zu einem gewissen Grad, denn ihrer älteren Schwester Anna war diese Bürde eher zugestoßen.
Als ihre Mutter nach einem Drogenunfall ein Pflegefall wurde, war Cora zwölf und Anna sechzehn. Um ein wenig mehr Geld für die Familie reinzubringen kam die ältere Schwester auf die Idee ihren Körper anzubieten.
Mit einem gefälschten Ausweis tanzte sie an der Stange eines Etablissements und rutschte danach komplett in jene Szene hinein.
Cora verdankte ihr dadurch vieles, denn sonst hätte sie nicht mal die Schule richtig beenden können. Selbst ihr Studium. Anna wollte immer, dass Cora es besser hatte, und war natürlich noch stolzer, als ihre jüngere Schwester ihren Traum erfüllen konnte und vor zwei Jahren ihr antiquarisches Geschäft für Literatur aller Art eröffnen konnte.
Künstlerisches Schrifttum war schon immer ihre Leidenschaft gewesen. Erst Recht nachdem ihre Mutter gestorben war. Sie sah so etwas stets als Flucht vor der Realität an. Sie war halt nicht mit einem perfekten Leben gesegnet, wie manch andere und jede Kleinigkeit musste sie sich selbst hart erarbeiten.
Doch auch wenn Anna ihr viel geholfen hatte, war es nun genau andersrum und die Ältere bat Cora, vorbeizukommen, weil sie dringend Hilfe benötigte.
Diese hatte im Grunde ihre eigenen Probleme und ließ dennoch alles liegen, um bei ihrer Schwester nach dem Rechten zu sehen.
Coras Traum von ihrem eigenen Laden stand nämlich kurz vor dem Aus, weshalb sie eigentlich ihr Augenmerk eher darauf hätte gerichtet haben müssen. Eine Gruppe Jugendlicher hatte es vor einigen Wochen für gut empfunden, dort einzubrechen. Der Schaden war immens. Viele Bücher wurden verbrannt, alles mit Graffiti beschmiert. Die restlichen Lektüren, die nicht dem Feuer geopfert wurden, waren sorgfältig zerpflückt, und jedes Regal unbrauchbar gemacht worden. Kabel wurden aus der Wand gerissen. Die Scheiben zerschlagen. Im Grunde alles, was sie so sehr liebte, wurde binnen einer Nacht ausgemerzt.
Außer ein Buch, das ihr auch wahrlich am Herzen lag. The Wizard of Oz. Die Geschichte hatte sie oft von ihrer Großmutter vorgelesen bekommen, als sie noch ganz klein gewesen war, und später hatte sie Selbiges des Weiteren immer ihrer Mutter vorgetragen.
Das Buch, was nur minimale Schäden von sich getragen hatte, wurde im Jahre 1900 gedruckt und war einer der Erstausgaben.
Und hatte somit auch einen sehr persönlichen Wert für sie.
Die Versicherungssumme in der Versicherungspolice war dennoch zu niedrig angesetzt, und nun ... stand sie vor einer zerstörten Existenz und versuchte alles, um dies irgendwie auf die Reihe zu bekommen.
Ungeachtet alledem schob sie ihre Probleme beiseite und befand sich nun, nachdem sie dem Mann wahrlich lange zugehört hatte, und ihm noch ein wenig Geld mitgegeben hatte, vor der Wohnung ihrer Schwester und klingelte.
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Fuck Baby, I'm in Love
FanfictionVincent ist sich darüber im Klaren, dass er ein Risiko eingeht, als er die Escortdame Anja als Date engagiert. Er will nur eine Begleitung, jedoch keine feste Freundin vorweisen. Vincent hat selbstverständlich seine Gründe dafür ... seine Ex, die e...