Vincent bemerkte nicht wenige Blicke, die auf Anja gerichtet waren, als er mit ihr bereits einige Zeit bei dem Anlass anwesend war.
Ahnten sie, was sie beruflich tat? Oder ... kannte irgendein Kerl sie sogar, weil sie ebenfalls schonmal gebucht wurde? Andernfalls ... seine Augen schweiften umher und er beobachtete einige, die sie ansahen ... es waren anscheinend in aller Selbstverständlichkeit nur jene Blicke, die manche Männer einer hübschen jungen Frau widmeten. Mehr nicht.
Und sie sah gut aus. Das musste er zweifelsohne zugeben. Sie hatte ... irgendwie so ... das gewisse Etwas. Auf die eine oder andere Weise war er froh, dass sie nicht ganz dem Bild bei der Agentur ähnelte. Sie hatte sich anscheinend nicht nur für eine neue Haarfarbe entschieden, auch ihre Lippen sahen natürlicher aus und ihr Vorbau ... der schien real nun doch nicht unecht zu sein.
»Oh mein Gott. Das war Doro Pesch.« , sprach Cora mit funkelnden Augen und hielt kurz seinen Unterarm fest. »Als Kind habe ich sie immer vor dem Spiegel nachgemacht. All we Are, habe ich sogar Weihnachten vor der Fam- ...« Sie stoppte ab. Wieso erzählte sie ihm so etwas? Sie lächelte ihm dezent zu und sah in eine andere Richtung.
Anna würde nicht so reagieren. Cora musste dringend anders agieren. Eine Escortdame war es gewohnt Menschen zu treffen, die ... in der Öffentlichkeit standen.
»Na ja hier laufen einige ...« Nun machte er halt. Dahinten war Natascha ... mit diesem Raphael. Sie war tatsächlich hier aufgekreuzt, obwohl sie doch eigentlich gar nichts hier zu suchen hatte.
Dieser Typ schien jedoch trotzdem einige zu kennen, denn er wurde von ein paar Leuten begrüßt.
Nataschas blondes Haar war hochgesteckt und sie trug ein auffallend glitzerndes Kleid, als wäre sie bei den Oscars.
Klar musste sie direkt übertreiben.
Sie lächelte extrem viel. Hatte sie sich die Zähne machen lassen? Vincent strengte seine Glupscher an. Die waren so künstlich weiß, dass sie ... jepp ... Macho-Man neben ihr hatte dieselben Beißer im blendendweißen Influencer-Style.
Der ... ja, er machte gerade irgendein Video, wo auch Natascha lieblich in die Kamera winkte.
Was für ein Spinner ... und ihr ... ihr gefiel es allen Anschein nach.
Nein, so war sie nie gewesen.
»Ist alles okay?« , fragte Cora und blickte in die Richtung, in welche Vincent sah.
Er lächelte sie an. »Ja. Ja. Alles okay.«
Sie schaute nochmal in die Richtung, aber konnte nichts erkennen, was ihn dazu veranlasst hatte, so Abscheu empfindend zu schauen. Annas Worte hallten in ihrem Kopf, dass sie dem Mann auf jeden Fall ein paar schöne Stunden schenken musste. Es nützte nichts, wenn er sich danach bei der Agentur beschwerte, das sie schlicht und einfach langweilig gewesen war.
Sex wollte sie definitiv nicht. Und sie ging auch nicht davon aus, dass er darauf aus war. Sie sollte umstandslos nur sein Schmuckstück sein, was er höchstwahrscheinlich anderen präsentieren wollte.
Lief das nicht so ab?
Anna hatte ihr erzählt, dass manche Männer gerne eine hübsche Dame als Begleitung hatten, um vor anderen dieses Wow-schau-mal-was-ich-mir-angelacht-Habe aufzutischen.
Dieses typische Macht-Verhalten unter Männer.
Wenn er das wollte, musste sie sich nicht so ... verklemmt zeigen. Sie musste ein souveränes Auftreten haben. Für ihn ... glänzen. Ihm jedoch auch nicht die Show stehlen.
Wie hielt Anna das nur aus?
Sie schwärmte sogar von diesem Job, weil sie meinte, es wäre ein Privileg. Man bekam das High Society Leben mit, hier und da kleine Geschenke, die meist nicht billig waren, wenn man sich sehr gut anstellte, und Orgasmen, falls der Mann es drauf hatte.
Doch all das, war nicht in Coras Sinne.
Sie hoffte einfach nur, dass es schnell endete. Sie rasch wieder nach Hause käme und weiterhin die scheiß Unterlagen durchsah, um ein Schlupfloch zu finden, damit sie ihren Laden nicht gänzlich verlor.
Des Weiteren hoffte sie, das der Lover ihrer Schwester zügig eine Entscheidung traf und sie nicht nochmal zu einem Treffen mit irgendeinen Kerl musste.
Dass Anna schwanger war, passte auch nicht zu ihr. Wie bereits erwähnt, gefiel ihr dieses Leben. Sie hatte zwar damals schon gut auf Cora achtgegeben, aber ... sie war keine Mutter.
Wieso hatte sie sich also privat mit diesem Kerl getroffen? Das verstand sie einfach nicht.
Doch jetzt war nicht die Zeit darüber nachzudenken. Sie musste ihr ... Date bei Laune halten. »Bist du auch nominiert?«
»Nein. Aber ... ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Jahr noch einen Preis bekommen werden.«
»Wir? Du und ...?«
»Mein Bandkollege. Halt ... unsere Band.«
Ach ja, das hatte er ja erwähnt. Er war kein Solokünstler. »Du wolltest immer ... Musiker werden?«
Vincent sah sie an. »Ja. Also schon etwas in der Musikbranche. Ich hab' schon früh eigentlich mit allem begonnen und ... mein bester Freund und ich ... wir teilen diese Leidenschaft.«
»Das ist schön, wenn man seine Leidenschaft zum Beruf machen kann.« Sie lächelte.
Vincent kam sich blöd vor, mit ihr nicht über ihren Job reden zu können. Obwohl ... sie wurde ja nicht gezwungen, das hier zu machen. Escort war seriös, und nicht ... der Straßenstrich, wo sie eventuell zu etwas genötigt wurde. Es war also ihr Wunsch. »Hast du ... so ... eine Passion, die du ... gerne nach Feierabend ... verrichtest?« War das jetzt die richtige Wortwahl?
Cora lächelte. »Ja. Ich ... bin ein kleiner Bücherwurm. Ich liebe Bücher.«
»Ah. Shades of Grey und ... so?!«
»Jein. Ich lese überwiegend klassische Literatur. Aber ... ja ... Neueres kommt auch manchmal zwischen meine Finger.«
»Du magst also die älteren ... Geschichten eher?«
»Es gibt also so ... zeitlose Romane, die ...« Sie drehte sich mehr in seine Richtung und Vincent achtete auf ihre Augen, die regelrecht funkelten, als sie das Gefühl, die Emotionen, alles bis ins kleinste Detail erklärte. Sogar den Duft der Bücher, den sie liebte, und das sie öfters mal ganz natürlich nur so ein Druck-Erzeugnis öffnete und die Augen schloss, um den Wohlgeruch zu inhalieren. Einfach so.
Er war so angetan wie sie über ihre ... Passion schwärmte, dass er zum großen Teil die Preisverleihung gar nicht mehr mitbekam ... und auch Natascha ... hatte er dadurch völlig vergessen.
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Fuck Baby, I'm in Love
FanfictionVincent ist sich darüber im Klaren, dass er ein Risiko eingeht, als er die Escortdame Anja als Date engagiert. Er will nur eine Begleitung, jedoch keine feste Freundin vorweisen. Vincent hat selbstverständlich seine Gründe dafür ... seine Ex, die e...