Cora holte die restlichen Sachen bei der Versicherung ab.
Ein wenig hatte sie Panik wegen Markus, aber da es mittlerweile auch bis zu ihm durchgedrungen sein musste, dass sie nicht mehr dort arbeitete, wollte sie es einfach nur hinter sich bringen.
Eigentlich konnten die restlichen Dinge, die sie da hatte, für sie egal sein, aber das Wichtigste hatte sie dort weiterhin in ihrem Schreibtisch gehabt. Der Umschlag mit dem Buch, welches sie an ihre eigene Versicherung weitergeben wollte. Ansonsten lag The Wonderful Wizard of Oz aus dem Jahre 1900 gut verpackt bei ihr zu Hause, was sie nun auch wieder vorhatte umzusetzen ... denn die Sache mit ihrem Laden hatte sich erledigt. Ihre Meinung hatte sich nicht geändert. Sie wollte lieber ihrer großen Schwester dieses Mal helfen, statt immer diejenige zu sein, die ... familiär gesehen an erster Stelle stand.
Mit jenem Buch, das ordentlich in einen Karton reingelegt wurde und sich in dem großen Kuvert mit ihrer Anschrift drauf befand, weil sie dies eigentlich so bei der Versicherungsgesellschaft abgeben wollte, machte sie sich nun auf den Weg zu der Stelle, wo das Uber eintreffen sollte, als sie an Bernard vorbeikam. »Hi. Na, wie geht es euch denn heute?« , fragte sie und stellte das Kistchen ab, um in ihrem Portemonnaie herumzukramen. »Ich hab' leider keine Zeit. Ich gebe dir etwas Geld, aber versprich mir bitte, das du keinen Alkohol davon kaufst.«
»Ach du bist ein Engel, mein Schatz.« , sagte er und nahm den Schein entgegen. »Ach ja gestern waren zwei Männer hier. Einer hat dich gesucht.«
»Mich gesucht?«
»Ja. Es schien äußerst dringend zu sein.«
War es Markus, der nach ihr Ausschau gehalten hatte, oder ...?
Sie bekam eine Gänsehaut.
»Wie ... wie hieß er?«
Bernard zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Er hatte ein Bild von dir auf seinem Handy drauf, und ... ich glaube nicht, das du das warst, aber sie sah dir sehr ähnlich.«
»Blond?«
»Ja. Da warst du blond. Oder besser gesagt, die Frau war blond.«
Das konnte nur Vincent sein, oder nicht?
Nervös fuchtelte sie in ihrer Handtasche und holte ihr Ersatzhandy heraus. Eilig googelte sie seinen Namen und hielt Bernard das Display hin. »War er es?«
»Ja, das war der Lange.«
»Was ... was ... was hat er gesagt?«
»Er wollte Informationen über dich.«
»Was ... über was?« Sie wurde nervös. Wieso suchte er sie? Wollte er ... wirklich sie sehen, oder ... war es, weil er nun wusste, dass er die ganze Zeit belogen wurde? Was war, wenn er sein ganzes Geld wiederhaben wollte, was er fälschlicherweise in sie investiert hatte?
Es war mit Sicherheit der Zaster. Bestimmt benötigte er es, um noch kleine Dinge seiner perfekten Hochzeit mit Natascha bezahlen zu können.
»Ich konnt' ihm ja keine geben.« , antwortete Bernard. »So gut kenn' ich dich ja nicht.«
»Nein. Nein. Das ... hat er nichts gesagt, wieso er mich sucht?«
»Nein. Aber sein Kumpel meinte, er wolle dich wohl dringend wiedersehen.«
»Dringend?« Wieder dieses Wort.
Ihr Herz raste. Gott, wurde ihr jetzt auch noch übel? Hatte sie Panik? Ja, das hatte sie.
Angst ihm nochmal über den Weg zu laufen, weil sie ihre Gefühle nicht im Griff hatte und ihr Herz immer noch einen immensen Bumms abgab, wenn sie nur an ihn dachte, und Angst, weil er ihr jeden Cent wegnehmen könnte, den sie besaß.
Das konnte sie jetzt gar nicht gebrauchen.
Beides nicht.
Sie musste nicht wieder und wieder daran erinnert werden, dass die Zeit mit ihm vorbei war. Und noch weniger benötigte sie jetzt in ihrer Lage, in welcher sie sich befand, eine Aktion, die sie völlig pleite machen würde.
»War er nochmal hier? Also hat er gesagt ... er ... er kommt wieder?« Von panischem Schrecken gepackt sah sie sich dabei bereits in alle Himmelsrichtungen um.
»Oh. Ja ... also ich weiß nicht. Darüber hatten wir nicht gesprochen. Sein Freund hat versucht, mit Kurt zu sprechen und ihm Dinge beizubringen.« Er zeigte auf seinen Graupapagei. »Das war eigentlich ganz lustig, weil ...«
Ein Auto hupte neben Cora und sie zuckte ungewollt mehr, als ihr lieb war. Doch statt Vincent war es ihr Gefährt. Erleichtert atmete sie aus und bewegte sich in einem raschen Tempo Richtung Fahrbahn. »Denk dran Bernard. Keinen Alkohol.« , rief sie ihm noch zu und stieg ein.
Das Uber fuhr los und erst nach einigen Minuten bemerkte sie, wie geduckt sie in dem Sitz saß.
Wieso wurde alles nur noch komplizierter?
Wie sollte sie ihn, und das, was sie hatten, vergessen, wenn er jetzt möglicherweise einen Rachefeldzug gegen sie geplant hatte?
Verübeln konnte sie es ihm irgendwie nicht.
Er hatte wahrlich viel ausgegeben, obwohl sie das ja nicht mal im Sinn gehabt hatte.
Cora hatte nie beabsichtigt, ihn abzuzocken.
Doch vielleicht war es ja dennoch richtig so, dass er so über sie dachte. Cora hatte er nie kennengelernt. Möglicherweise ein wenig, aber zu keinem Zeitpunkt, die komplett wahre.
Oder doch ...?
Sie wusste es nicht und im Grunde war es so oder so hinfällig.
Er hatte sie belogen.
Sie hatte ihn belogen.
Waren sie demzufolge nicht quitt?
Ungewollt vergoss sie dennoch einige Tränen.
Weshalb hatte sie es auch nicht geschafft, diese scheiß Mauer aufzubauen?
DU LIEST GERADE
Fuck Baby, I'm in Love
FanfictionVincent ist sich darüber im Klaren, dass er ein Risiko eingeht, als er die Escortdame Anja als Date engagiert. Er will nur eine Begleitung, jedoch keine feste Freundin vorweisen. Vincent hat selbstverständlich seine Gründe dafür ... seine Ex, die e...