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Es war nicht nur bei einer Wanderung geblieben.

Nachdem sie einen ausgiebigen Spaziergang hinter sich gebracht hatten, war Vincent spontan die Idee eingefallen mit Anja in die Humboldt-Bibliothek zu gehen.

Irgendwie mochte er den Klang ihrer Stimme und hörte ihr generell gerne zu.

Es kam ihm vor, als wäre sie im ... wahren Leben eine Kämpferin und ebendort, wo Bücher waren, ihr Ort der Ruhe.

Sie war dort ... in ihrem Element, wenn man das so bezeichnen konnte.

Und auch wenn es für manche langweilig oder abgedroschen klingen musste, er hatte ihr mit Wonne gerne dabei zugesehen.

Der Tag war dementsprechend wahrlich gelungen ... und er hatte nicht eine Minute an Natascha verschwendet.

Es lag also sehr wohl an Anja.

Doch was tat sie, was ihn vergessen ließ?

Das wusste er nicht.

Als er sie zu der Stelle brachte, wo sie wie gehabt ins Uber steigen sollte, nahm er seinen Mut zusammen und gab ihr einen dezenten Wangenkuss und bedankte sich bei ihr für den angenehmen Tag.

Und aufs Neue bemerkte er, das sie errötete.

Irgendwie verstand er das nicht, weil so etwas alltäglich bei ihr ablaufen musste.

Er wartete, bis sie um die Ecke bog und stieg letztlich wieder in sein Auto ein.

Wieso gab es keinen Apparat, um die Zeit zurückzudrehen?

Gerne hätte er das ... noch verlängert.

Hätte er sie vielleicht nach ihrer Nummer fragen sollen? Machte man das? Durfte man das? Hätte sie das überhaupt ... toleriert?

Und wie hätte er das erklären sollen? Er wusste ja selbst nicht, wieso, aber ... der Drang war da, sie wiedersehen zu wollen.

Sie war gerade weg ... und er dachte schon an ein weiteres Treffen.

War das normal?

Tobi würde ihn für verrückt erklären, dessen war Vincent sich sicher. Er würde das mit Bestimmtheit nur für plausibel auffassen, wenn er Anja an die Wäsche gegangen wäre und sie ... akrobatisch ihr Bestes gegeben hätte.

Aber ... es war tatsächlich ihre Gesellschaft, die ihm guttat. Und im Grunde war das doch auch ihr Job. So etwas musste ja nicht zwangsläufig im Bett enden.

Sie war ein Mensch.

Kein Objekt.

Irgendwie hatte er sogar das Gefühl, das seine Anwesenheit ihr auch gefiel. Oder ... sie war mittlerweile so gut in ihrem Beschäftigungsverhältnis, dass man ihr Vortäuschen selbst da nicht bemerkte.

Auf irgendeine Weise stimmte ihn das jetzt elegisch. Vincent wollte, dass sie sich ebenso wohl fühlte, wie er.

Aber das konnte nicht gespielt sein. Es hatte sich ... echt angefühlt. Dieses Leuchten in ihren hellen Augen, als sie von ihren Lieblingsbüchern erzählte.

Er fragte sich, wieso sie nicht diese Leidenschaft als Beruf gewählt hatte. Obwohl ... ihm war klar, dass die meisten Hostessen dies nebenberuflich taten. Häufig neben der Uni.

Was Anja wohl so trieb?

In der Hinsicht hielt sie sich bedeckt.

Aber vielleicht würde er das ja noch aus ihr herausbekommen. Irgendwie interessierte es ihn.

Er zog die Lippen ein, als er nachdachte.

Ja. Er wollte definitiv noch ein Treffen mit Anja haben ... und das nicht nur wegen Natascha.

Ihre Gegenwart war irgendwie ... erfrischend.

Anders, als das, was er ... so gewohnt war in weiblicher Begleitung.

Hatte es eigentlich je eine Frau geschafft, dass er sich so wohl gefühlt hatte?

Vincent dachte nach, aber erinnerte sich an keinen einzigen Moment in seinem Leben. Keine hatte ihn dazu gebracht sich ... lebendig zu fühlen.

Seine Arbeit. Seine Freunde. Auf der Bühne zu stehen. Ein fertiges Produkt in der Hand zu haben. Die ersten Klänge, wenn man eine neue Idee hatte ... all das, vollbrachte es.

Aber es war nie eine Frau gewesen.

War er vielleicht kalt in der Hinsicht?

Hatte dies das Ende seiner Beziehung bedeutet?

War er nicht in der Lage Gefühle zutreffend auszudrücken?

Er war ein rational denkender Mensch. Er konnte es. Dag zum Beispiel wusste, wie wichtig er ihm war. Demzufolge ... konnte er es zeigen.

War Natascha vielleicht nie die Richtige gewesen und kamen aus diesem Grund seine Empfindungen bei ihr nie tatsächlich an?

Er hatte Gefühle für sie. Er war schließlich nicht aus Langeweile mit ihr zusammen gewesen. Aber ... möglicherweise war es doch nur ... die Gepflogenheit, die ihm am Ende es hatten länger durchziehen lassen, als es notwendig gewesen wäre.

Hinzu kam der Druck von außerhalb, alles andere ebenso in Betracht zu ziehen.

Man war zusammen, also musste es auch weitergehen.

Der alltägliche Trott nicht umhinzukönnen es durchzuziehen.

Dennoch ... sollte er vielleicht doch kämpfen?

Musste man all die Jahre direkt ad acta legen, als wären sie nie geschehen?

Dag und Lucy kamen ihm mal wieder in den Sinn ... und deren Beziehung.

Womöglich war Vincent aber auch nicht der Mann, der sich so gab. Der so gefühlsbetont auf alles reagierte, wie sein bester Freund es tat.

Die Frau an seiner Seite musste vielleicht damit ... umgehen können. Und Natascha hatte es acht Jahre getan.

War sie gegebenenfalls dennoch die Richtige?

War kämpfen doch das, was er tun sollte?

Sie ... zurückerobern.

Vincent atmete tief ein. Er war unsicher ... jedoch nicht bei einer Sache.

Sein Handy holte er hervor und öffnete die Seite der Agentur.

Er wollte Anja unbedingt wiedersehen.

Fuck Baby, I'm in LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt