4. Kapitel

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Blake 

Ein kurzes, kräftiges Klopfen an der schwarzen Tür meines Büros riss mich aus meiner Konzentration, sodass ich meinen genervten Blick langsam auf die sich öffnende Tür richtete. Carter, Spediteur und fast so etwas wie ein Freund, lugte durch den Spalt der Tür zu mir hinein. Sein Gesichtsausdruck war ernst und angespannt, und seine Hand umgriff die äußere Türklinke so fest, dass die Haut an seinen vernarbten Knöcheln weiß wurde. Wenn er so zu mir kam, wusste ich, dass er es mit unerfreulichen Nachrichten tat – Nachrichten, vor denen er Angst hatte, sie zu erzählen. Wenn es sich dabei um unwichtige und belanglose Dinge handeln würde, wäre er nicht so dumm und würde an meine geschlossene Tür klopfen. Denn hier im Laden existierte nur eine einzige Regel: Wenn meine Tür geschlossen war, wollte ich meine Ruhe.

„Du weißt, ich würde dich nicht stören, wenn es warten könnte", sagte er sofort besänftigend, als ich ihn ansah. Mir gefiel die Tatsache, dass jeder, der hier in diesem Club für mich arbeitete, Respekt vor mir hatte. Einen Respekt, der sich außer bei Carter, parallel zu Angst befand.

Langsam nickte ich und deutete ihm mit einer kurzen Kopfbewegung, dass er sich auf den schwarzen Sessel mir gegenüber setzen sollte. Daraufhin öffnete er die Tür etwas weiter, trat ein, schloss sie hinter sich und ließ sich dann im nächsten Augenblick darauf nieder. Die Stressfalte an seiner Stirn zwischen den Augenbrauen ragte deutlich hervor.

„Mir ist da vor einer Weile etwas zu Ohren gekommen. Es soll einen Zwischenhändler geben, der seine Straßendealer in Clubs und Gebiete von anderen großen Zwischenhändlern schickt", erklärte Carter und legte seinen Arm entspannt auf dem Sessel ab.

„Solche Gerüchte werden doch häufig bewusst gestreut", entgegnete ich gelassen und lehnte mich jetzt in meinem Sessel zurück. Das Verbreiten von Gerüchten sollte dazu dienen, Macht und Einfluss in der Drogenszene zu demonstrieren. Die Händler, die Gerüchte gezielt verbreiteten, wurden von manchen anderen als Informationsquellen angesehen, wodurch ihr Einfluss und Respekt in der Drogenszene stieg. Es ist ein taktisches Mittel, um die Umstände zu manipulieren und sich einen Vorteil zu verschaffen. Aber in all den Jahren, in denen ich schon in dem Business arbeitete, war keines dieser Gerüchte jemals wahr. Sie sollten nur Verwirrung stiften und die Konkurrenz täuschen.

„Ja, ich weiß. Dennoch wollte ich auf Nummer sicher gehen, also habe ich Lookout gebeten, sich etwas umzuhören", antwortete er wieder. Beim Lookout handelte es sich um eine anonyme Person, die für uns arbeitete und genau das tat. Gewisse Dinge nachforschte, um an Informationen zu kommen, die wir wollten. Wie unser Lookout an diese kam, wussten wir nicht. War auch nicht wichtig.

„Und?" hakte ich nach. 

„Im Nexus haben sie vor ein paar Tagen einen geschnappt", sagte er wieder. Während er sprach, erhob er sich von seinem Sessel und lief zu dem Barschrank rüber, wo er sich daraufhin einen Drink einschenkte.

„Von wem kam er?", fragte ich erneut. Die wichtigste Frage war, welcher Wichser es darauf anlegte und seine Lakaien in fremde Gebiete schickte. Ich kannte die meisten etablierten Zwischenhändler, und keiner von ihnen wäre so dämlich, solch ein Risiko einzugehen. Dies taten häufig nur kleinere, noch unerfahrene Dealer, die sich aufgrund solcher Aktionen nicht lange auf dem Markt halten konnten. Der Verlust, den sie durch so etwas machten, war größer als die Vorteile, die dabei herumkamen. Sobald man einen Namen hatte, wurde der Händler samt seiner Leute, aus dem Verkehr gezogen...

Ein kurzes Schulterzucken von Carter. „Wissen Sie nicht."

„Sie haben es nicht rausbekommen?", versicherte ich mich nochmals und musste etwas lachen. „Überrascht mich nicht. Dean denkt nicht richtig nach. Er hat den Typen bestimmt umgebracht, nachdem er nicht sofort geredet hat. Dabei sollte er wissen, dass es manchmal etwas mehr Überredenskünste sowie eine Frustrationstoleranz braucht", sagte ich. Dean und ich arbeiteten einst für den gleichen Zwischenhändler, als ich in dem Business anfing. Genau wie ich ist auch er einige Sprossen der Leiter nach oben gestiegen, so dass wir nun beide selbst als Zwischenhändler in einem Club sitzen.

„Die Tatsache, dass sie keinen Namen haben, beunruhigt mich", sagte er nochmals und setzte sich wieder auf den Sessel mir gegenüber. Noch immer stand ihm die Anspannung ins Gesicht geschrieben.

„Weil du denkst, dass er noch einen schicken wird?" Wer auch immer es war, wird innerhalb kürzester Zeit Wind davon bekommen, dass einer seiner Leute erwischt und umgebracht wurde. Das taktisch Cleverste, was er jetzt machen könnte, wäre sich zurückzuziehen, bis sich die Sache beruhigt hat. Einen weiteren seiner Dealer zu schicken, wäre lebensmüde.

„Der Laden hier steht einen Rang über dem Nexus. Er ist um einiges größer, und ein fremder Dealer würde schwer auffallen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es auch hier einer probiert", äußerte Carter und exte die Hälfte seines Drinks. Ich verstand seine Bedenken, aber das sollte er meine Sorge sein lassen. Ich hatte ein Gespür für solche Leute, und vertraute zu 100%, dass ich jedes Schwein, dass unter falschen Umständen hier her kam, erkennen würde.

Die Phantasie an solch einem Szenario ließ mich jetzt amüsiert schmunzeln. „Na dann möchte ich doch hoffen, dass er einen weiteren zu uns schickt. Denn du kannst darauf vertrauen, dass ich es mitbekomme, wenn einer hier ist. Und wenn es soweit ist, werde ich nicht nur den Namen des Wichsers bekommen, sondern seinen kleinen Dealer zusätzlich so zurichten, dass es ein Exempel statuiert", erklärte ich Carter ruhig. Ich spürte deutlich die Vorfreude, die durch meine Worte in mir geweckt wurde. Auch wenn solche Vorfälle immer etwas unerfreuliches mit sich brachten, brachten sie auch immer etwas Spaß und Abwechslung in den Alltag...

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