22. Kapitel

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Mavis

Seine widerlichen Hände auf meinem Körper und die Worte, die er dabei aussprach, ließen mich erstarren. Ich wandte meinen Blick von ihm ab und richtete ihn auf seine Begleitung, die mich ebenfalls ansah. Ich stand einfach nur regungslos da und presste fest meine Lippen aufeinander, während ich mit aller Kraft versuchte, die starken Gefühle von Angst, Ekel und Verzweiflung zu unterdrücken, die in mir aufstiegen. Diese Gefühle katapultierten mich zurück in meine Vergangenheit und ließen mich wieder wie ein machtloses Mädchen fühlen.

Durch ihr ausdruckslose Gesicht schweiften meine Gedanken zurück zu den Dingen, die mir Blake über Valentin im Auto gesagt hatte. Er war ein Zwischenhändler. Ich hatte angenommen, dass es sich ebenfalls um Drogen handelte, aber vielleicht war das gar nicht der Fall. Möglicherweise handelte er mit anderen Dingen. Immerhin ging es bei diesem Treffen um Kontakte, nicht um ein Produkt, wie ich verstanden hatte. Das würde erklären, warum sie diese Szene vor sich akzeptierte, ohne eine einzige Reaktion zu zeigen. Sie hatte keine andere Wahl.

„Wie ich sehe, hast du Amelia schon kennengelernt", stellte Blake fest, dessen raue Stimme und Präsenz ich plötzlich wieder neben mir vernahm, weshalb Valentin seine Aufmerksamkeit und Hände von mir löste.

„Das habe ich. Äußerst reizend", entgegnete er knapp. Ohne ihn ein weiteres Mal ansehen zu müssen, konnte ich das schmierige und überlegene Lächeln in seiner Stimme hören. Neben der Tatsache, dass er wusste, dass er mir unangenehm nahegekommen war, bestätigte Blake mit dieser Aussage auch, dass ich einen falschen Namen verwendet hatte.

Aus dem Augenwinkel vernahm ich, wie Blake sich mir daraufhin zuwandte. „Warum gehst du nicht an die Bar und holst dir einen Drink?", wies er mich an. Ohne meinen Blick zu ihm aufzurichten, nickte ich kurz, lief an ihm vorbei und tat das, was er mir sagte.

Mein Schritt führte mich durch das überfüllte Lokal bis zur Bar, wo ich mich etwas abseits am Rand an eine freie Stelle lehnte. Mein hämmerndes Herz schlug so fest in meiner Brust, dass ich versuchte, mich durch das Lesen der Karte abzulenken und zu beruhigen. Etwas, das nur bedingt funktionierte.

„Was hat er zu dir gesagt?" riss mich Blakes ernste Stimme aus meiner Trance. So plötzlich und unerwartet, dass ich etwas zusammenzuckte. Es waren einige Minuten vergangen, seit er mir gesagt hatte, dass ich zur Bar gehen sollte. Meine Augen hatte ich starr vor mich in mein Glas gesenkt und umklammerte dies fest mit beiden Händen. Ich spürte seinen Blick auf mir.

„Nichts", antwortete ich daraufhin knapp. Erneut stieg mein Puls. Ich wusste, dass er gesehen hatte, wie ich mit Valentin sprach. Ich hätte wissen müssen, dass er mich danach fragen würde.

„Sieh mich an, wenn ich mit dir rede, Mavis", knurrte er. Innerhalb einer Sekunde änderte sich der Ton in seiner Stimme von ernst zu ungeduldig.

Langsam drehte ich meinen Kopf zur Seite und richtete ihn anschließend zu ihm auf. „Er hat sich vorgestellt", log ich und zwang mir ein minimales Lächeln auf die Lippen, um entspannt zu wirken. Eine Geste meinerseits, die meine Aussage unterstreichen sollte, aber innerhalb eines Moments brechen konnte. Denn anstatt darauf zu antworten, sah er mich für eine gefühlte Ewigkeit einfach nur stumm an. Seine dunklen Augen fokussierten meine, und es schien so, als würde er darauf warten, dass meine Miene brach.

„Ich will, dass du jetzt zurück ins Hotel gehst", war der nächste Satz, der über seine Lippen kam. Ein Satz, der dafür sorgte, dass mein Glas noch fester in meinen Händen umfasst wurde, denn offensichtlich nahm er es mir nicht ab.

„Bitte, ich kann das", versuchte ich mich zu erklären.

„Dein Gesicht sagt etwas anderes", stellte er ernst fest und ließ seine Aufmerksamkeit für einen Moment zu meinen Händen wandern, die meinen Drink umklammerten, weshalb ich ihn daraufhin locker ließ.

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