45. Kapitel

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Mavis

Mit noch immer leicht zittrigen Händen drückte ich einen Knopf des Fahrstuhls in Blakes Wohnhaus, der mich auf die Etage bringen sollte, in der sich sein Apartment befand. Ein Rest von Anspannung zog sich noch immer durch meine Glieder und ließ meinen Körper beben.

Der Abend hatte wie gewöhnlich begonnen. In der letzten Bar, in der ich an diesem Abend arbeitete, bemerkte ich allerdings schnell, dass er nicht so ruhig und gewöhnlich bleiben würde, als ich unerwartet auf Sawyer traf. Ein unangenehmes Treffen, das mich mit Anspannung erfüllte, da ich noch nicht die Gelegenheit hatte, darüber nachzudenken, wie ich mich ihm nach unserem letzten Treffen in seinem Laden und den schwierigen Anfängen zwischen uns verhalten sollte. Was ich zu ihm sagen sollte, um seinen spürbaren Groll mir gegenüber abzumildern.

Im Laufe unseres Gesprächs baute sich eine unbeschreibliche Angst in mir auf. Die Dinge, die er sagte, und wie er sich verhielt, gaben mir das Gefühl, als läge er es darauf an, mich in Schwierigkeiten zu bringen. Als würde er wollen, dass ich aufflog. Etwas, das ich ihm, obwohl ich ihn nicht kannte, zutraute. Er hatte mir deutlich gemacht, dass er es mir übel nahm, was ich damals getan hatte, und somit rechnete ich mit Rache seinerseits.

Die Vorstellung darüber, dass ich diesen Konflikt mit ihm lösen musste, machte mir Alpträume. Weil der Gedanke an ihn mir ein ähnliches, ungutes Gefühl im Magen verursachte wie der Gedanke an Blake. Ich befürchtete, dass er mir niemals die Chance geben würde, mich für das zu entschuldigen, was ich getan hatte. Dann allerdings, obwohl unser Gespräch so katastrophal begonnen hatte, stellte ich fest, dass er es doch tat.

Ich war erleichtert darüber, dass ich das, von dem ich glaubte, dass es mich am meisten herausfordern würde, nun hinter mir hatte. Und ich war froh, dass ich Blake etwas berichten konnte, das ihm deutlich machte, dass ich Dinge schaffte, die er von mir verlangte. Dass ich auch etwas richtig machen konnte...

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„Ich hätte dir sagen können, dass er so reagiert. Je emotionaler Saw ist, desto schlechter behandelt er die Menschen, die involviert sind. Ich wusste aber, dass du es recht schnell selbst herausfinden würdest", sagte Blake gelassen und nahm den letzten Schluck seines Drinks. Daraufhin erhob er sich von seinem Sessel, auf dem er entspannt saß, als ich ihm von der Situation in der Bar erzählt hatte. Seine Aussage ließ mich plötzlich stocken, während ich ihm mit meinem Blick folgte, als er zur Bar hinüber ging. Was hatte er gerade gesagt?

„Warte, d-du wusstest, dass er heute in diesen Laden kommen würde?", fragte ich nun verwirrt, nachdem ich für den Bruchteil einer Sekunde geschwiegen hatte, um den Inhalt seiner Worte zu realisieren.

„Was denkst du denn, wer es angeordnet hat?", stellte er mit ruhiger Stimme die Frage an mich zurück. Seine Aufmerksamkeit lag vor ihm, als er sich einen weiteren Drink einschenkte und sich daraufhin wieder in meine Richtung wendete, um mich mit seinen dunklen Augen anzusehen.

„Das hast du nicht", entgegnete ich knapp und schüttelte fassungslos meinen Kopf. Das konnte er nicht ernst meinen! Neben der Fassungslosigkeit spürte ich einen Hauch von Enttäuschung in mir aufsteigen. Ich war bereit, ihm zu helfen, seinen Bruder zu überzeugen, in sein dreckiges Geschäft einzusteigen. Und dennoch schien er gegen mich zu arbeiten...

„Ich sagte dir, dass du das mit ihm klären sollst", antwortete er jetzt mit bestimmtem Ton und lehnte sich dabei gegen den steinernden Tresen, auf dem er sein Glas abstellte. Die plötzliche Strenge in seiner Stimme durchzog mich.

„Das hätte ich. In einem anderen Rahmen, in dem ich mich sicher gefühlt hätte, um das mit ihm zu klären. Nicht in einer Situation, in der ich noch zusätzlich im Hinterkopf habe, dass ich deine scheiß Drogen bei mir trage und vermeiden muss, aufzufallen", entgegnete ich aufgebracht und erhob mich von der gepolsterten Bank, auf die ich mich in der Nähe seines Sessels gesetzt hatte. Es dauerte keine Sekunde, bis ich spürte, wie die leichte Hitze der aufkommenden Wut über ihn und die Situation in mir aufstieg.

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