Mavis
Die drohenden Worte, mit denen Blake mich in meinem Zimmer zurückgelassen hatte, lösten eine unbeschreibliche Panik in mir aus. Das, was er gesagt hatte, hallte immer und immer wieder in meinem Kopf wider, während ich mich für das Event fertigmachte. Das ständige Nachdenken darüber und die Szenarien, die vor meinem inneren Auge abspielten, verstärkten die Panik von Minute zu Minute. Ich war an einem Punkt angelangt, an dem mir klar wurde, dass ich es wahrscheinlich übertrieben hatte. Dass ich ihn vielleicht mehr herausgefordert hatte, als ich sollte. Ich befürchtete, dass er trotz meiner Bemühungen, seinen Anweisungen so zu folgen, wie er es verlangte, immer noch einen Grund finden würde, seine Drohung wahr zu machen...
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Eine beinahe nur zu erahnende, aber dennoch erkennbare Verwunderung legte sich schlagartig in Blakes Gesicht, als ich mit leicht taumelndem Schritt auf ihn zuging. Er stand am Aufzug, vor den geöffneten Türen, und ließ seinen Blick für einen Augenblick an mir herabwandern. Die Nervosität, die meine Beine beben ließ, gepaart mit den abnormal hohen Schuhen, die ich trug, war eine Kombination, die mich so sehr wanken ließ, als hätte ich einen starken Drink intus.
Sein Gesichtsausdruck machte deutlich, dass ihm etwas auf der Zunge lag – ein Kommentar zu meinem nervösen Gang und meiner vermutlich ebenfalls nervös aussehenden Miene, die ich mit einer gelassenen Miene zu überspielen versuchte. Dennoch sagte er nichts dazu.
Mein Atem stockte für einen kurzen Moment, als er nach mir in den Fahrstuhl einstieg und den Knopf ins Erdgeschoss drückte, wo ein Wagen auf uns wartete, der uns zu dem Event bringen würde. Wegen der plötzlichen unangenehmen Nähe zu ihm, als er ebenfalls eintrat, ging ich ein Stück rückwärts, um mehr Abstand zwischen uns zu bringen. Vergeblich, denn aufgrund der kleinen Größe des Fahrstuhls spürte ich direkt die kalte Wand an meinem Rücken, als ich leicht dagegen stieß.
Ich merkte deutlich, wie mir das Atmen immer schwerer fiel und drohte auszusetzen, als er seine Aufmerksamkeit auf mich richtete. Meinen Blick hatte ich von ihm abgewendet und auf einen Punkt nahe des Bodens des Aufzugs gerichtet. Die paar Sekunden, in denen wir nach unten fuhren, fühlten sich wie eine niemals endende Ewigkeit an, in der ich meinen Blick nicht hob. Ich stand einfach nur da, vernahm seinen Geruch, versuchte meinen zittrigen Atem zu kontrollieren und den Augenblick auszuhalten, in dem er vor mir stand und mich stumm ansah.
Als wir unten angekommen waren und sich die Türen des Fahrstuhls öffneten, entspannte ich mich wieder etwas. Er trat heraus, und ich tat es ihm gleich. Ich folgte ihm durch die prunkvolle Lobby des Hotels nach draußen, wo der schwarze Wagen wartete, der mich auch vom Flughafen abgeholt und ins Hotel gebracht hatte.
Blake lief zur hinteren Beifahrertür und öffnete sie. Statt allerdings zuerst einzusteigen, blieb er daneben stehen und richtete seinen Blick erneut auf mich. Ein auffordernder Blick, der mir signalisierte, dass ich einsteigen sollte, was ich daraufhin tat. Nachdem er die Tür von außen geschlossen hatte, lief er um das Auto herum und stieg auf der anderen Seite, neben mir ein.
„Wenn wir wieder aus dem Wagen steigen, solltest du aufhören, so nervös auszusehen wie jetzt gerade", sagte er rau, als ich mich angeschnallt hatte und sich das Auto in Bewegung setzte.
„Ich bin nervös, weil ich nicht weiß, was mich erwartet", entgegnete ich daraufhin ehrlich. Meinen Blick hatte ich durch das getönte Glas des Fensters neben mir gerichtet. Seine Anwesenheit alleine machte mich ohnehin schon in jeder Situation nervös und wurde zusätzlich noch von dem Unbekannten dieses Abends verstärkt.
„Dann überspiel es. Darin bist du doch manchmal sehr gut", forderte er kühl. Eine Anspielung, die ich nicht richtig verstand. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich gut darin war, etwas zu überspielen. Es fühlte sich so an, als würde mein Körper immer und überall alles über mich verraten, was in meinem Kopf passierte. Jeder einzelne Gedanke und jede Emotion.
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Teen Fiction{2. Teil der Preposition-Trilogie} Mavis und Phoebe Prescott - zwei Schwestern, die aufgrund ihrer tragischen Familiengeschichte unzertrennlich scheinen. Bis zu dem Tag, an dem Phoebe sich in den falschen Kerl verliebt und auf die schiefe Bahn gerät...