39. Kapitel

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Blake 

Das geplante Event lief seit einer Weile und bereits nach einem kurzen Gespräch mit unserem Kunden wusste ich, dass es wie auch beim letzten Mal erfolgreich verlaufen würde. Statt mich allerdings darüber zu freuen, konnte ich nur ein einziges Gefühl spüren, das mich dazu zwang, mehr zu trinken, als ich wollte. Weil ich in der Lage sein wollte, mich voll und ganz auf das Wichtige zu fokussieren. Dennoch war das Gefühl da. Reue. Darüber, dass ich Mavis mit nach Manchester geschleppt hatte, obwohl sie außer anwesend zu sein, keine Aufgabe hatte. 

Die Situation in der Suite wirkte nach. Weniger in mir als in ihr. Auch wenn ich ihr gesagt hatte, was ich von ihr erwartete und verlangte, spürte ich deutlich ihre Gefühle. Mehr als nur Traurigkeit. So deutlich, dass meine Aufmerksamkeit immer wieder zu ihr hinüber wanderte und es mir somit etwas schwer fiel, mich auf das Wesentliche vor mir zu konzentrieren. Carter, der in ihrer Nähe stand, blickte genauso häufig zu ihr hinüber, wie ich es tat. Seinen Blick erwiderte sie hin und wieder. Meinen hingegen mied sie konsequent obwohl ich wusste, dass sie meine prüfenden Augen auf sich spüren konnte.

Der Abend schritt zunehmend voran, und mein russischer Kunde stellte mir zukünftige Ideen vor, die er in den nächsten Jahren realisieren wollte. Währenddessen vernahm ich aus dem Augenwinkel eine Konversation zwischen Carter und Mavis. Obwohl ich ihre Worte nicht hörte und nur ihre Körpersprache beobachten konnte, merkte ich, dass es um etwas ging, das ihr Gespräch mit Spannung auflud. Dies ließ mich vermuten, dass es um das ging, was in der Suite passiert war. Während die beiden miteinander sprachen, wanderte Carters Blick für einen kurzen Moment zu mir. Der Ausdruck, der in seinem Gesicht lag, verriet mir, dass etwas nicht in Ordnung war. Dann blickte er zu ihr zurück und sagte etwas, woraufhin sie mit schnellen Schritten an ihm vorbei eilte, um aus dem großen Saal zu verschwinden..

„Du hast sie gehen lassen?", fragte ich Carter knapp, als ich mich neben ihn an die Hotelbar lehnte. Meine Aufmerksamkeit lag auf dem südländisch aussehenden Barkeeper, der dahinter stand, während ich ihm mit einer kurzen Handbewegung meinen Wunsch nach einem weiteren Drink signalisierte. Seit Mavis vor etwa einer Stunde den Saal verlassen hatte, war sie nicht wiedergekommen. Dies brachte mich zu der Annahme, dass er ihr die Erlaubnis dazu erteilt hatte. Andernfalls würde er nicht seelenruhig an der Bar sitzen, sondern wäre auf der Suche nach ihr.

„Ja. Du hast euch beiden keinen Gefallen damit getan, indem du die Bombe mit Felix kurz vor diesem Abend platzen lässt", entgegnete er, während er einen Schluck seines Drinks nahm, ohne mich anzusehen. Es war offensichtlich, dass er pissed war.

„Das war nicht geplant", gab ich zu und warf einen kurzen Blick auf den Barkeeper, der mir nun ein neues Glas hinstellte. „Dennoch will ich sie hier unten haben, wo ich sie sehen kann", fügte ich streng hinzu. Auch wenn ich die meisten Entscheidungen von Carter gut hieß, war dies keine davon. Sie musste aus der Situation lernen, egal wie scheisse sie für sie war.

„So sehr, dass du riskieren möchtest, dass sie zusammenbricht? Vor all diesen wichtigen Leuten? Man könnte denken, der große Blake hat sein Personal nicht im Griff", stellte er die Frage an mich zurück und wendete sich nun in meine Richtung, um mich anzusehen. Seine Worte ließen mich für einen Augenblick schmunzeln. Er wollte mich provozieren. Dies gab es in der Vergangenheit ein paar seltene Male, als er wegen meiner Entscheidungen abgefuckt war. Meistens wusste er jedoch, seine Laune mir gegenüber zurückzuhalten und sie an den Personen unter ihm auszulassen.

Ein Moment lang herrschte Stille zwischen uns, als ich einen Schluck meines neuen Drinks nahm. Einige kurze Sekunden, in denen ich darüber nachdachte, ob ich ihn diese Aussage bereuen lassen sollte oder nicht. Da ich allerdings recht gut aufgestellt und amüsiert war, entschied ich mich, ihn gewähren zu lassen. Einmal in diesem Leben sollte er die Möglichkeit bekommen, zu spüren, wie es sich anfühlte, wenn er eine Entscheidung traf.

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