Mavis
Seufzend kramte ich frustriert in meinem Papiermülleimer. Meine Knie schmerzten auf dem harten Holzboden meines Wohnzimmers, und das grelle Licht der Taschenlampe meines Telefons blendete meine Augen. Erleichtert atmete ich auf, als ich die gesuchte Schraubdose, bis zur Hälfte gefüllt mit Pillen, an meinen Fingerspitzen spüren konnte, um sie daraufhin aus dem Müll zu ziehen.
Hastig öffnete ich sie mit zittrigen Händen, nahm eine der ovalen Tabletten heraus und steckte sie mir in den Mund, um sie schmerzhaft zu schlucken. Das starke Pochen meines Herzens in meiner Brust gab mir das Gefühl, als sei ich ein Junkie, der verzweifelt versuchte, an einen zerstörerischen Stoff wie Heroin zu kommen, den er konsumieren konnte. Bei mir handelte es sich allerdings nicht um Heroin, sondern um etwas Harmloseres: Beruhigungsmittel. Benzos, die mir Malik zum Verticken gegeben hatte, bevor ich es mit Kokain tat. Bis vor einer Woche hatte ich sie in einer Schublade im Badezimmerschrank fast vergessen. Denn ich hatte bis zu diesem Punkt nie das Bedürfnis gehabt, solche Tabletten nehmen zu müssen. Der Abend mit Blake allerdings änderte alles. Er war Auslöser dafür, dass die Realität meines Lebens auf mich einstürzte. Erneut. Schmerzhafter. Unaushaltbarer. Phoebes Schicksal, mein Schicksal, die Tatsache, dass mein Körper anfing, sich von Blake angezogen zu fühlen, obwohl mein Kopf es nicht tat. Das alles waren Dinge, über die meine Gedanken unentwegt kreisten und mich nicht mehr schlafen und essen ließen. Ein Grund, der mich dazu veranlasste, diese Tabletten zu nehmen, um meinen Kopf auf eine unnatürliche Art dazu zu zwingen, zur Ruhe zu kommen.
An diesem Morgen, als die Wirkung meiner letzten nächtlichen Einnahme nachgelassen hatte, hatte ich sie mal wieder im Müll entsorgt. Weil ich mich grottig fühlte. Ich wollte sie nicht mehr nehmen, sondern versuchen, alleine zurück auf die Bahn zu geraten. Aber recht schnell merkte ich auch diese Nacht wieder, dass es ohne sie nicht ging. Ich befand mich in einem Konflikt, aber tröstete mich damit, dass ich sie nicht mehr nehmen könnte, wenn ich die Dose in spätestens zwei Wochen aufgebraucht hatte. Mein einziger aktueller Gedanke war, dass ich etwas schlafen musste, da mich Carter in ein paar Stunden am Vormittag im Laden erwartete...
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Mit leicht taumelndem Schritt lief ich durch den leeren Bereich des Clubs in Richtung der leeren Bar. Meine Sicht war etwas verschwommen, als ich meinen Blick, ausschauhaltend nach Carter, durch den Raum wandern ließ. Mein nächster Blick auf das Display meines Telefons zeigte mir genau die Uhrzeit an, zu der er mich hierher bestellt hatte. Statt ihn allerdings wie beim letzten Mal anzurufen, um daraufhin festzustellen, dass er schon da war und ich vergeblich auf ihn gewartet hatte, lief ich seufzend auf die Bürotür von Blake zu. Ich vermutete, dass er wieder bei ihm drin war. An der Tür angekommen, sah ich, dass sie einen Spalt breit offen stand. Da ich allerdings kein Gespräch zwischen den beiden vernehmen konnte, klopfte ich einmal kurz dagegen und öffnete den Spalt ein kleines bisschen weiter, um in den Raum hineinzuspähen.
Wie so häufig erstreckte sich vor mir ein bekanntes Bild: Blake, wie er an seinem Schreibtisch saß und seinen ernsten Blick auf etwas vor sich gerichtet hatte. In der Sekunde, in der ich die Tür so weit geöffnet hatte, dass ich ihn an seinem Tisch sitzen sehen konnte, löste er seine Aufmerksamkeit von dem, was er tat, und richtete sie auf mich. Der Ausdruck in seinem Gesicht war auch nonverbal verständlich.
„Ich suche Carter", sagte ich und sah rüber zu dem Sessel ihm gegenüber, wo Carter normalerweise immer saß, wenn er hier war. Diesmal allerdings war der Sessel leer.
„Der ist schon in Manchester", antwortete er knapp und ohne seinen Blick wieder direkt auf das zu richten, was er gerade tat. Das letzte Mal, wo ich ihn gesehen hatte, als er mit Carter hier war, war es mir unangenehm, ihn direkt nach jenem Abend wiederzusehen. Ich war mir sicher, dass es mir heute nicht weniger unangenehm gewesen wäre, wenn ich nicht noch die Tablette von letzter Nacht intus gehabt hätte.
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Teen Fiction{2. Teil der Preposition-Trilogie} Mavis und Phoebe Prescott - zwei Schwestern, die aufgrund ihrer tragischen Familiengeschichte unzertrennlich scheinen. Bis zu dem Tag, an dem Phoebe sich in den falschen Kerl verliebt und auf die schiefe Bahn gerät...