17. Kapitel

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Mavis 

Der brennende Schmerz, der sich durch die Berührungen des glühenden Metalls durch meine Haut bis in mein Fleisch zog, ließ mich nach einigen Minuten beinahe ohnmächtig werden. Eine ungeheuerliche Übelkeit breitete sich von Sekunde zu Sekunde immer mehr in meiner Magengegend aus und trieb mir den Schweiß auf die Stirn, als ich meinen Blick auf meine Beine richtete und die weißlichen Abdrücke sah, die sich zunehmend rötlich färbten.

Die erste Berührung hatte meiner Kehle ein plötzliches und leidgeplagtes Schreien entlockt. Aber je öfter er es wiederholte, desto mehr biss ich die Zähne zusammen, presste meine Lippen aufeinander und zwang mich dazu, den Ausdruck der Schmerzen, die er mir zufügte, zurückzuhalten. Als Reaktion darauf breitete sich von meinem Kopf ausgehend ein kühles Kribbeln in meinen ganzen Körper aus, wodurch ich merkte, dass mir drohte, schwarz vor Augen zu werden und dass ich langsam das Bewusstsein verlor.

„Bleib schön bei mir", holten mich Blakes Worte und seine Hand, die mir eine leichte Ohrfeige gab, blitzschnell zurück. Mein erschrockenes Aufkeuchen, durch seinen Schlag, ließ das Kribbeln verschwinden. Die ruhige Art, mit der er diese Worte aussprach, während er vor mir stand und mich verbrannte, zeigte mir deutlich, dass dieser Kerl geisteskrank war. Eine Erkenntnis, die mich sofort an Kingsleys Aussage zurückerinnerte: Blake hätte einen gewissen Ruf...

„Ich will einen Namen, Mavis", forderte er und löste das Metall für einen kurzen Moment von meiner Haut. Die Verbrennungen schmerzten unerträglich nach. Während ich damit kämpfte, nicht die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren, schoss mir sofort ein Gedanke in den Kopf, als ich seine Worte vernommen hatte. Er war es nicht, der Felix Laden auseinander genommen hatte, wenn er mich schon wieder danach fragte.

„I-Ich kann dir keinen nennen", entgegnete ich leise, ohne meinen Blick zu ihm aufzurichten. Ich hatte die Befürchtung, dass ich zu weinen beginnen würde, und das war das Letzte, was ich wollte. Ich gönnte ihm nicht, zu sehen, wie sehr er mir weh tat. Meine Stimme zitterte so sehr, dass ich die Worte fast gar nicht richtig aussprechen konnte.

„Weil du mir noch immer weißmachen möchtest, dass du alleine gearbeitet hast?", fragte er erneut. Mein Herz hämmerte so sehr in meiner Brust, dass ich meinen Mund leicht öffnete, um besser Luft zu bekommen. Es machte mir extreme Angst, dass ich wusste, dass er wusste, dass ich log. Und ich wusste, dass er diesen Namen aus mir herausbekommen wollte. Was ich allerdings nicht wusste, war, wie lange es dauern würde, bis er es schaffte.

Es vergingen einige lange Sekunden in denen wir beide schwiegen. Er, weil er auf eine Antwort von mir wartete, ich, weil ich ihm keine gab. Bis zu dem Punkt, an dem mir ein erneutes, erschrockenes Keuchen entfloh und ein Zucken durch mein Körper fuhr, als er den Schürhaken plötzlich neben uns auf den Fußboden fallen ließ, so dass ein lautes schepperndes Geräusch ertönte. Daraufhin stützte er sich erneut mit seinen Armen rechts und links auf den Armlehnen des Sessels ab auf dem ich saß, um meinen Blick zu fangen. 

„Es ist beeindruckend, wie viel du auf dich nimmst, um einen Typen zu schützen, der im Grunde nichts anderes macht als ich. Da könnte man fast denken, dass er für dich mehr als das ist", stellte Blake fest. Während er sprach, musterte er mein Gesicht, bevor sein Blick langsam an mir herabwanderte. „Ich vermute, ich habe für dich einfach den falschen Anreiz gewählt. Irgendwas sagt mir, dass du redest, wenn ich meine Hand zwischen deinen Beinen habe", in der Sekunde, in der er diese Worte ausgesprochen hatte, löste er seine rechte Hand von der Lehne des Sessels und deutete eine Bewegung in Richtung meines Schrittes an.

„N-Nein, bitte...", entgegnete ich blitzschnell und presste mich, mit dem vergeblichen Versuch, noch mehr Abstand zwischen uns zu bringen und seiner Hand auszuweichen, gegen den Sessel. Die Panik, die augenblicklich in mir aufkam, als er dies sagte, überrollte mich unaufhaltsam. Daraufhin richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf mein Gesicht, aus dem ich nun eine leichte Freude erkennen konnte. Eine Freude, die mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ, denn offensichtlich hatte er auf meinen Schwachpunkt spekuliert, und ich hatte ihn mit meiner Reaktion bestätigt.

„Den Namen", forderte er erneut mit stählerner Miene und stützte seine rechte Hand zurück auf die Lehne.

„Warum? Der Kerl ist keine Gefahr für dich oder dein Geschäft, das schwöre ich", entgegnete ich immer noch mit leicht zittriger Stimme. Ich wusste nicht, warum ich so dumm war und versuchte mit ihm zu verhandeln, als wäre er ein normaler Mensch, mit dem man verhandeln konnte. Ich vermutete, es lag daran, dass Blake in einem Business arbeitete, an dem Verhandlungen an der Tagesordnung standen. Ein Teil in mir musste die Hoffnung gehabt haben, dass es mir gelingen könnte.

„Aus Gründen. Vergeltung ist einer davon, ob potenzielle Gefahr oder nicht. Er hat dich mit seinen dreckigen Drogen in meinen Laden geschickt. Er hätte wissen müssen, was ihm blüht", antwortete er streng und pendelte mit seinen düsteren Augen zwischen meinen hin und her. Sein mahlender Kiefer brachte deutlich die Wut zum Ausdruck, die in ihm herrschte.

Ohne ihm die Antwort zu geben, die er hören wollte, versuchte ich, seinem Blick standzuhalten. Allerdings nur so lange, bis er seine Aufmerksamkeit plötzlich von mir löste. Mit seiner einen Hand fuhr er in die Hosentasche seiner Anzughose und zog sein vibrierendes Telefon heraus. Bevor er abhob und seinen Blick wieder auf mich richtete, richtete er sich auf, was zu meiner Erleichterung wieder etwas mehr Abstand zwischen uns brachte.

„Ja?", Die Kälte in seiner Stimme bereitete mir eine Gänsehaut. Jedes einzelne Mal, wenn ich mitbekam, wie er mit jemandem sprach, musste ich feststellen, dass er es mit dieser Kälte tat. Und mit Worten, die sich nicht großartig von denen unterschieden, die auch ich zu hören bekam. Er war alles andere als freundlich und das zu jedem. Eine Tatsache, die in mir die Frage aufkommen ließ, ob es jemanden gab, zu dem er vielleicht anders war... oder ob er es jemals war.

„Ich bin noch in einer Besprechung. Setze ihn oben in die Lounge und lass ihm eine Flasche von dem Macallan bringen. Ich bin in 20 Minuten da", wies er die Person auf der anderen Seite der Leitung ernst an, bevor er auflegte und das Telefon zurück in seine Tasche schob. Dann richtete er den Blick kurz auf seine Armbanduhr. „Ich bedaure, dass wir das hier nun beenden müssen. Aber wir kommen darauf zurück. À Paris, nous aurons tout le temps nécessaire pour en parler."

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