46. Kapitel

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Blake

„Dein Bruder hat ja ganz schön große Eier, wenn er es wagt, dich vor ein Ultimatum zu stellen", stellte Carter ernst, fast beeindruckt, fest. „Was wirst du jetzt machen?", fragte er, nachdem er kurz, genau wie ich, geschwiegen hatte.

Die ganze Situation mit Sawyer war anders verlaufen, als ich geplant hatte. Da ich wusste, wie er war, und obwohl ich es mir hätte denken können, dass es so kommen würde, zeigte er sich natürlich nicht so nachgiebig, wie ich es wollte. Er gab nicht nach und blieb der sture Idiot, der er war. Er hatte mich vor die Wahl gestellt: Entweder ich überließ ihm allein die Geldwäsche, oder er würde seinen Laden aufgeben, damit ich ihm gegenüber kein Druckmittel mehr hatte. Ich war versucht zu pokern, um zu sehen, ob es nur seine große Klappe ohne viel dahinter war oder ob er es ernst meinte. Die Schlüssel seines Ladens, die er vor mich auf den Tisch legte, zeigten mir, wie ernst er es tatsächlich meinte.

„Mich raushalten", antwortete ich knapp. Ich wollte dieses Ding durchsetzen, und wenn es dafür nötig war, ihm für eine Weile das Gefühl zu geben, dass er bekam, was er wollte, würde ich das tun. Das Wichtigste für mich war, ihn im Boot zu haben – und das hatte ich damit.

„Das meinst du nicht ernst?", fragte er verblüfft. Das Runzeln auf seiner Stirn machte seine Verwunderung deutlich.

„Doch, Carter, ich meine es ernst", entgegnete ich kühl und tippte mit einem Kugelschreiber, den ich in meiner Hand hielt, willkürlich auf einen Papierblock, der schräg vor mir auf meinem Schreibtisch lag.

Für einen Augenblick lachte er ironisch auf. „Dann sitzt du in der ersten Reihe und kannst dabei zusehen, wie er das Ding gegen die Wand fährt. Er hat doch gar keine Ahnung, wie Geldwäsche funktioniert", merkte er an, während er mit seiner Faust leicht auf die seitliche Armlehne seines Sessels hämmerte. Die herrschende Anspannung in ihm wurde sichtbar. Zu einem gewissen Grad verständlich, denn es betraf auch ihn, wenn Sawyer die Sache nicht hinbekam.

„Natürlich hat er keine Ahnung. Deshalb ist es auch nur eine Frage der Zeit, bis er den Schwanz einzieht und angekrochen kommt", erklärte ich überzeugt. „Bis es soweit ist, ist da Theodor, der ihm hilft." Mir war von Anfang an klar, dass Sawyer nicht wusste, was zu tun war. Aus dem logischen Grund, dass dies nicht seine Welt war. Deshalb hatte ich vorgesorgt, lange bevor er überhaupt von meinem Plan wusste. Ich hatte ihn bewusst mit Theo bekannt gemacht und ihn zu einem essenziellen Teil seines Geschäfts werden lassen.

„Und wie geht es dir damit?"

„Theodor kann das, und ich vertraue ihm", antwortete ich. Er und ich kannten uns bereits seit einigen Jahren. Er war die Person, die von Anfang an bis heute den größten Teil meiner Einnahmen über sein unscheinbares Spirituosengeschäft wusch. Und er war gut darin. Er kannte meinen Laden und wusste, worauf zu achten war, um nicht der HMRC aufzufallen. Er würde Sawyer einweisen und dafür sorgen, dass er keine Fehler machte.

„Ich meine wegen dem Konflikt mit Sawyer", fragte Carter präziser.

„Wir sind nicht hier, um über meine nicht existenten Gefühle zu reden", sagte ich, als ich verstand, was genau er wissen wollte.

„Nicht existent nennst du das? Du hast angefangen zu koksen, Blake. Reden wäre vielleicht nicht die schlechteste Wahl gewesen", entgegnete er eindringlich. Ich hasste nichts mehr als das Selbstbewusstsein, das ihn dazu veranlasste, die Dinge auszusprechen, die er dachte. Er wusste, dass der Konsum etwas war, wogegen ich mich bewusst entschieden hatte, seit ich in diesem Business arbeitete. Ich hatte mir, und vor allem Sawyer, versprochen, dass ich, auch wenn ich mit Drogen arbeitete, niemals etwas nehmen würde. Aber wie man sehen konnte, Zeiten und Versprechen änderten sich.

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