Kapitel 7

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Sie musste clever sein. Ihr blieb nicht viel Zeit. Bald würde die Folter und das Blutabnehmen wieder beginnen. Damn würde sie auch wieder Vampirblut verabreichert bekommen und ihre Chance war verstrichen.

Blut würde die Vampire sofort alarmieren, der Balkon würde auch ausscheiden.

Sie hatte also nicht viele Optionen. In der Badewanne könnte sie untertauchen, aber es war fraglich, ob sie es schaffen würde.

Ertrinken war der grausamste Tod, sagte man sich.

Nach vielen Überlegungen entschied sie sich für einen einfachen Strick und einen Stuhl.

Beim dem Strick musste sie allerdings improvisieren und wählte ein hoffentlich stabiles Kordel von den Vorhängen, dass die richtige Länge hatte. Sie hoffte, dass das keinen Unterschied machen würde.
Glücklicherweise hatte das alte Haus große, freiliegende Holzbalken und so konnte die das Kordel problemlos von dem Schreibtisch aus befestigen befestigen.

Dann band sie eine Schlaufe und stellte sich auf den Schreibtischstuhl.

Bedächtig legte sie die Schlaufe um den Hals und prüfte nochmal alles.

Sie schloss ihre Augen und machte einen Schritt nach vorne. Dabei dachte sie an Frieden und Freiheit.

Ein schrecklicher Schmerz breitete sich in ihrem Kopf aus und rasselnd ging ihr Atem. Doch ehe sie die Augen öffnen konnte, spürte sie jemanden unter sich.

Ihre Chance war vertan. Man hatte sie gefunden. Sie war verflucht und würde es immer bleiben müssen. Sie weinte, während ihr jemand das blutende Handgelenk an den Mund hielt.

Nein! Sie wollte dieses ekelhafte Vampirblut nicht. Man sollte sie einfach in Ruhe sterben lassen. Wieso waren alle so grausam zu ihr. Nicht mal selbst über ihren Tod tu entscheiden war ihr vergönnt.

Vehement drückte sie die Hand von sich weg, aber sie war zu schwach und dann benetzten die ersten Tropfen ihre Zunge.

Sie verkrampfte in Erwartung des widerlichen Geschmacks, aber der Ekel blieb aus.

Die Flüssigkeit war süß und aromatisch. Sora stieg kein metallischer Geruch in die Nase und sie fragte sich für einen Moment, ob es überhaupt Blut war, das ihr eingeflößt wurde.

Die Berauschende Wirkung des Vampirblutes setzte jedoch ein und ließ ihre Schmerzen augenblicklich verschwinden.

Sie entspannte sich und genoss zum ersten Mal die Wirkung und den Geschmack des Blutes.

Sie hörte auf die Hand wegzudrücken und umklammerte sie stattdessen.

Sie wollte mehr von dieser Flüssigkeit. Sie breitete sich in ihrem Hals aus und wärmte ihren Körper von Innen. Sie hatte noch nie so ein wohliges, warmes Gefühl verspürt und es breitete dich über ihre Adern im ganzen Körper aus.

Langsam drang es auch in ihre Brust vor und berührte dann ihr Herz.

Augenblicklich wurde Sora in die Realität zurückgeworfen und die Erinnerungen erdrückten sie.

Sie hatte die Erinnerungen verdrängt und ihr Herz verkümmern lassen, aber das Blut hatte versucht wieder Wärme in ihr Herz einkehren zu lassen.

Doch damit kamen die Erinnerungen so schmerzhaft zurück, dass es Sora die Luft nahm.

Panisch schob sie die Hand von sich, die sich nun ganz einfach bewegen ließ.

"Sieh mich an Sora. Ich tue dir nichts. Du bist in Sicherheit. Beruhige dich."

Doch die Worte kamen gar nicht bei Sora an.

Immer wieder blizten die Bilder eines Babys vor ihrem inneren Auge auf und hielten sie völlig um Schock gefangen.

Sie wollte nur noch, dass es aufhörte, aber dafür hatte sie zu viel erlebt. Die Erinnerungen quälten sie schlimmer, als jede körperliche Wunde.

Dann spürte sie eine warme Hand an ihrer tränennassen Wange. Die Berührung verursachte bei ihr eine Gänsehaut und ließ die Haut prickeln.

"Sora. Bitte öffne deine Augen.", hörte sie plötzlich.

Die Stimme war ganz liebevoll und leise.

Langsam folgte sie der Stimme aus ihrem Gedankenchaos heraus und schaffte es ihre Augen zu öffnen.

Ihr Blick traf sofort auf schwarze Augen und die feinen Gesichtszüge von Wotans mysteriösem Bruder.

"Ich kann in deinen Augen sehen, dass du eine kleine Kämpferin bist. Du darfst nicht aufgegeben.", flüsterte er.

"Es ist nichts mehr übrig, für das sich das Kämpfen lohnen würde.", sagte Sora tränenerstickt.

"Es gibt immer etwas für das sich das Kämpfen lohnt. Willst du nicht für das, was dir angetan wurde rächen? Ich kann dir dabei helfen, kleine Kämpferin. Im Gegenzug wirst du dir nicht nochmal weh tun und jeden Tag Vampirblut zu dir nehmen."

Dann reichte er ihr ein Stofftaschentuch aus seiner Sackotasche.

Vorsichtig nahm sie es an und dachte über seine Worte nach. Es war so ungewohnt ihn normal reden zu hören. Sie mochte seine Stimme, sie war wirklich beruhigend und sie hatte gar nicht das Bedürfnis ihn wegzustoßen, obwohl er ihr sehr nahe war.

"Rache, also. Das klingt gut.", sagte sie deutlich gefasster.

Sie spürte, wie sich wieder ein Feuer in ihrem Herzen entzündete. Rache würde ihrem verkümmerten Leben wenigstens noch einen Sinn geben. Sie würde sich an allen Vampiren und Übernatürlichen Wesen rächen und dafür sorgen, dass sie nie wieder einem Menschen etwas zu Leide tun können.

"Ich bin übrigens Taric. Es freut mich mit dir ins Geschäft zu kommen.", stellte sich der Schwarzhaarige endlich vor und Sora ergriff seine ausgestreckte Hand.

"Dann nenne mir mal den obersten Namen auf deiner Liste, kleine Kämpferin."

Natürlich hatte Sora eine Liste. Nacht für Nacht hatte sie die Namen zum einschlafen rezitiert.

Doch ein Name überschattete sie alle.

"Luke Henstrings."

Broken Mate - Der HeilungsfluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt