Kapitel 13

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Als Sora am nächsten Morgen aufwachte, war sie alleine. Allerdings hatte sie in ihrem Leben noch nie so gut geschlafen und dafür war sie Taric dankbar. Sie hatte nicht einen weiteren Albtraum gehabt und fühlte sich nun ausgeschlafen und fit.

Sie stellte sich unter die Dusche und wusch den restlichen Schweiß der letzten Nacht ab. Dann schnappte sie sich eine etwas zu lange Jeans, ein blaues T-Shirt und eine beige Strickjacke.

Angezogen betrat sie dann wieder den Hauptraum, ehe es schon klopfte.

"Herein.", rief sie zaghaft und Taric betrat den Raum mit einem Frühstückstablett.

"Guten Morgen. Ich hoffe du hast Hunger.", begrüßte er sie.

Dankbar nahm Sora ihm das Tablett ab und stellte es auf ihrem Schreibtisch ab. Dann machte sie sich über die Croissants und die Marmelade her.

Alles schmeckte so viel besser als in ihrer Erinnerung und sie genoss jeden Bissen. Dazu gab es frisch gepressten Orangensaft und Sora leerte ihn in einem Zug.

Taric biss sich daraufhin in sein Handgelenk und ließ sein Blut in das nun leere Glas laufen.

Sora beäugte ihn argwöhnisch und verzog das Gesicht.

"Willst du es lieber frisch von der Ader trinken?", fragte Taric anzüglich und Sora schüttelte beschämt den Kopf.

Er reichte ihr das Glas und Sora wurde alleine bei dem Gedanken an Blut schon schlecht.

Zögerlich roch sie am Glas, in der Erwartung diesen metallischen Duft zu riechen, aber dem war nicht so. Das Blut roch wie ein süßer Nektar, der eine angenehm fruchtige Note mit einem Hauch Vanille hatte. Sie führte das Glas an ihre Lippen und trank die dickflüssige Flüssigkeit gierig aus. 

Danach leckte sie sich noch über die Lippen und ekelte sich anschließend vor sich selbst.

Wie konnte sie Blut nur auf einmal lecker finden? Ihr ganzer Körper hatte sich wieder erwärmt und brannte nun angenehm in der Erwartung nach mehr. Sie spürte wieder dieses Band, dass sie zu Taric hinzog und sich wieder ein Stück verfestigt hatte

"Wieso schmeckt das so anders?", sprach sie ihre Gedanken aus.

"Auch das liegt an der Gefährtenbindung. Der Bluttausch soll ja etwas schönes sein, dass beide genießen.", antwortete Taric verschwörerisch.

"Danke übrigens für heute Nacht. Ich habe wirklich richtig gut geschlafen."

Tarics Gesicht verzog sich einen Moment, eher er antwortete.

"Nichts zu danken. Das war das Mindeste, was ich tun konnte."

Taric betrachtete sie einen Moment, eher er fragte: "Was möchtest du denn heute machen? Ich habe mir überlegt, dass du vielleicht morgen mit einer meiner Schwestern shoppen gehen könntest. Natürlich nur, wenn du da nach dem Abendessen noch Lust drauf hast. Ich könnte es verstehen, wenn sie dich genauso sehr nerven, wie mich."

"Ich darf raus?", fragte Sora überrascht.

"Natürlich. Du sollst hier keine Gefangene sein. Ich will nur auf dich aufpassen. Deshalb solltest du nur in Begleitung rausgehen."

Soras Augen fingen an zu strahlen, als würde ihr Geburtstag und Weihnachten auf den selben Tag fallen.

"Ich möchte in den Central Park."

Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen und Taric erfreute sich an ihrer kindlichen Vorfreude.

Wenn ein einfacher Spaziergang sie schon so glücklich machen konnte, dann würde sie nicht schlecht staunen, wenn er ihr die Welt zu Füßen legte.

Sora zog noch einen wärmenden Mantel über und Taric griff ebenfalls nach seinem schwarzen Mantel, obwohl er ja nicht fror.

Das Haus wirkte noch immer wie ausgestorben und sie begegneten keinem Anderen. Diesmal war sich Sora sicher, dass es sich dabei um eine Anweisung handeln musste.

Vor dem Haus stand ein Auto schon bereit und Taric öffnete ihr die hintere Tür. Dann setzte er sich neben sie, während einer seiner menschlichen Diener sie zum Park fuhr.

Es war ein schöner herbstlicher Tag und die Sonne schien hell und warm.

Taric und Sora spazierten durch den Wald und Sora bewunderte jede Pflanze und genoss den Augenblick. Taric hingegen genoss es Sora dabei zu beobachten.

"Tut dir die Sonne denn gar nicht weh?", fragte Sora auf einmal.

"Schon ewig nicht mehr. Anfangs war es unangenehm bis schmerzhaft, aber mittlerweile kann ich die Sonne genauso genießen wie du. Ein Privileg der vielen Jahre."

Für sie gab es nichts schöneres, als die Sonne über ihrem Kopf zu spüren. In den letzten Jahren hatte sie das schmerzlichst vermisst. 

Die Sonne hatte ihren Zenit jedoch bereits überschritten und verlor nun ihre immense Wärme. Sora schloss ihren Mantel und verstaute ihre Hände in den Taschen.

Seit Stunden liefen sie durch den Park und es hatte sich noch kein anderer Vampir blicken lassen. Aber vermutlich kamen diese erst heraus, wenn die Sonne verschwunden war.

"Ich glaube wir sollten zurück. Nicht, dass wir noch Gesellschaft bekommen.", schlug Taric vor, der wohl den selben Gedankengang wie Sora hatte.

"Was für ein Tag ist heute eigentlich?", fragte Sora.

Die Jahreswechselt hatte sie anhand des außerordentlich lauten Feuerwerks mitbekommen. Zumindest glaubte sie das. Demnach waren wohl vier Jahre vergangen.

"Wir haben den zweiten Oktober.", antwortete Taric stirnrunzelnd.

"Oh."

Somit waren es noch nicht ganz vier Jahre. In einem Monat hatte sie Geburtstag und wurde dann 22.

Taric und Sora fuhren zurück und gingen dann in ihre Zimmer, um sich auf das Abendessen vorzubereiten.

Als Sora ihr Zimmer betrat, lag auf ihrem Bett ein wunderschönes, schwarzes Cocktailkleid mit langen Ärmeln, dass im Licht dunkelblau schimmerte und dessen Dekolleté mit schwarzer Spitze gesäumt war.

Anscheinend würde dieses Dinner formeller werden, als sie angenommen hatte.

Sie zog sich um und richtete danach noch ihre Haare her, ehe es an der Tür klopfte und ein im Smoking gekleideter Taric seinen Arm anbot.

"Bereit?", fragte er lächelnd.

"Bereit."

Broken Mate - Der HeilungsfluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt