Im Haus angekommen, entdeckte Sora an der Tür bereits Diana.
"Hey, ihr Beiden! Kann ich dich direkt entführen, Sora? Ich habe später noch einen Termin."
"Sicher, aber dann müssen wir uns auch etwas zu Essen suchen. Ich habe einen Bärenhunger."
Matteo verabschiedete sich und verschwand im Haus, während die beiden Mädels direkt weiter loszogen.
"Hast du heute auch noch Sofia eingeladen?", fragte Diana im Plauderton.
"Ja, sie war heute endlich wieder gesund und hat Morgen auch tatsächlich Zeit."
"Wer kommt dann alles von deinen Arbeitskollegen?"
"Matteo natürlich, Sofia, Maya und Ronald. Claire und Veronica hatten abgesagt und Leonie ist noch zu jung."
"Dann fehlt jetzt nur noch das perfekte Kleid."
Im Einkaufzentrum angekommen stärken sich die Beiden zuerst in dem bereits bekannten Burgerladen und betraten danach das Abendmodegeschäft.
Dadurch, dass die mächtigsten Vampire der Welt sich ebenfalls an diesem Tag versammeln würden, war bei dem offiziellen Teil Abendgarderobe angesagt.
Sora hatte noch nie so ein Kleid getragen, geschweige denn besessen. Für sie waren diese Kleider ausschließlich Prinzessinnen vorbehalten und sie konnte sich kaum vorstellen, wie ein solches Kleid wohl an ihr aussehen würde.
Diana blieb vor einem Traum aus roter Seide stehen, dass einen hochgezogenen Beinschlitz hatte und ein umwerfendes Dekolleté versprach.
"Oh wow, wie findest du denn das?"
Unsicher kaute Sora auf ihrer Lippe und ließ sich von Diana überreden, es wenigstens anzuprobieren. Doch schon beim anziehen fühlte sie sich unwohl und traute sich nicht aus der Umkleide herauszukommen.
"Bist du fertig?", rief Diana ungeduldig.
Zaghaft zog Sora den Vorhand zur Seite und spähte nur mit dem Kopf nach draußen, wo auch eine Verkäuferin Diana Gesellschaft leistete und weitere Kleider zusammensuchte.
"Nun zeig schon."
"Ich denke das Kleid ist nichts für mich. Es ist viel zu... offenherzig."
"Komm zeig schon. Wir sind doch hier unter uns."
Vorsichtig öffnete Sora den Vorhang weiter und Diana schnappte nach Luft.
"Wow... bist du heiß!"
Sofort schoss Sora die Röte in ihr Gesicht und sie zog den Vorhand wieder zu.
"Glaub mir rot ist deine Farbe! Das passt perfekt zu deinen dunklen Haaren. Wenn du dann noch rote Lippen trägst, wird Taric nicht eine einzige Sekunde den Blick von dir lassen können. Aber wenn du dich unwohl fühlst, dann probiere vielleicht mal dieses Kleid."
Sie reichte Sora einen Haufen roten Tüll und diese zog sich schnell um. Der Tüll war an der Taille mit roten Blumenmustern bestickt und ging dann auf dem festen Oberteilstoff weiter. Das Kleid hatte offshoulder Träger und einen deutlich bedeckteren Ausschnitt, als das letzte Kleid. Es wirkte verspielt und nicht zu pompös. Sora fühlte sich wohl und wollte schon jetzt keine weiteren Kleider mehr anprobieren.
Glücklich zog sie den roten Samtvorhang bei Seite und präsentierte ihr Kleid.
"Fantastisch.", schwärmte die Verkäuferin.
"Dir steht einfach alles gut. Ich habe aber noch ein drittes Kleid herausgesucht."
Sie reichte Sora erneut einen Kleiderhaufen und diese zog sich maulend um. Sie hatte sich doch eigentlich schon entschieden. Aber Diana zur Liebe probierte sie auch noch das letzte Kleid an. Es war mit Abstand das pompöseste Kleid und von oben bis unten mit Glitzersteinen besetzt. Es war traumhaft schön, aber Sora fühlte sich wie eine Diskokugel. Dazu war es viel zu voluminös und sie würde damit wohl kaum alleine zur Toilette gehen können.
Erneut öffnete sie den Vorhang und blickte wieder in begeisterte Gesichte. Allmählich bekam sie das Gefühl, dass die Beiden alles an ihr gut finden würden.
"Willst du noch mehr anprobieren?"
"Nein, ich denke ich habe mich für das zweite Kleid entschieden.", erwiderte Sora stur. Wieso sollte sie noch mehr anprobieren, wenn sich ihr Herz schon längst entschieden hatte. Sie wusste sowieso, dass sie kein anderes Kleid mehr begeistern konnte.
Diana hatte sich bereits vor Wochen schon ein Kleid besorgt, nur Sora hatte es bis zur letzten Minute aufschieben wollen. Aber tatsächlich war der Shoppingtrip nicht so schlimm, wie befürchtet und sie waren schnell fündig geworden.
Zuhause verstaute Sora ihre neuste Errungenschaft gerade im Schrank, als es klopfte. Schnell ging sie zur Tür und öffnete sie.
"Hey, hast du was schönes gefunden?", begrüßte Taric sie.
"Ja das habe ich.", antwortete Sora grinsend.
"Darf ich es sehen?"
"Da wirst du dich wohl bis morgen gedulden müssen.", sagte Sora mit einem Schmunzeln.
"Wollen wir heute noch in deinen Geburtstag reinfeiern?"
"Du weißt doch, dass ich morgen früh nochmal arbeiten muss. Sonst bin ich für die Feier morgen viel zu müde und das wird doch ein wichtiger Tag."
"Du hast ja recht.", seufzte Taric.
Am nächsten Morgen klingelte Soras Wecker und als sie sich zu Taric umdrehte, war das Bett neben ihr jedoch leer.
Enttäuscht richtete sie sich auf und blickte zur Tür, wo Taric bereits mit einem Tablett stand.
"Alles Gute zu deinem Geburtstag. Ich hoffe es wird heute der schönste Geburtstag in deinem bisherigen Leben und, dass alle deine Wünsche in Erfüllung gehen."
Dann setzte er sich zu Sora aufs Bett und sie begutachtete das Tablett. Darauf befand sich frischer Orangensaft, Pancakes mit Ahornsirup und ein Muffin mit einer einzelnen Kerze, die brannte.
"Wünsch dir was."
Begeistert schloss Sora die Augen und pustete das Licht aus. Dabei dachte sie an die wohlige Wärme, die Taric in ihr auslöste und wünschte sich, dass Taric für immer an ihrer Seite bleiben würde.
Sie realisierte, dass sie ihn nicht mehr in ihrem Leben missen wollte. Er hatte ihr Leben auf den Kopf gestellt und sie gerettet. Nichts war wie vorher und dafür war sie unendlich dankbar. Nie hätte sie geglaubt, dass sie jemals wieder hoffen würde. Aber jetzt waren ihre kühnsten Hoffnungen Realität und das machte jeden Moment einfach so wertvoll.
Besonders Momente wie diese, konnte sie kaum begreifen und wusste sie dennoch zu schätzen.
"Danke.", flüsterte sie gerührt.
"Das Geschenk bekommst du aber erst heute Abend. Da wirst du dich gedulden müssen."
"Ich brauche keine Geschenke, solange ich dich habe."
Dann berührte sie Tarics Lippen für einen zaghaften Kuss und versuchte ihre Gefühle damit auszudrücken. Die wohlige Wärme in ihr verwandelte sich in heiße Schauer und sie drohte vor Glück zu zerplatzen.
"Ich liebe dich.", sagte Taric und ließ sie dann schweren Herzens sich fertig machen.
Sora spürte, dass sie diese Worte erwidern wollte. Tief im Inneren wusste sie, dass sie genauso empfand. Doch in diesem Moment fanden die Worte noch nicht ihren Weg über ihre Lippen.
DU LIEST GERADE
Broken Mate - Der Heilungsfluch
VampireSeit ihrem 18. Geburtstag ist Soras Leben ein Albtraum. Gefangen und gefoltert von übernatürlichen Kreaturen, die ihr Blut begehren - Blut, das die Macht besitzt, Vampire in Menschen zu verwandeln. Gebrochen und ohne Hoffnung wünscht sie sich nur...