Kapitel 44

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Sora schaute gerade zum dritten Mal Frozen, als plötzlich ihre Fruchtblase platze.

"Endlich.", bemerkte sie erschöpft. Das Kind hatte es sich lange genug bequem gemacht und hätte schon vor einer Woche auf die Welt kommen sollen. Die Hitze im Sommer war unerträglich, wenn man schwanger war.

Taric überschlug sich sofort und verfiel in Hektik, während er die Sachen zusammensuchte.

Dann brachen sie schon ins nächste Krankenhaus auf. Unterwegs setzten dann auch die ersten Wehen ein, aber Sora war es gewöhnt Schmerzen auszuhalten. Das war nichts im Vergleich zu dem, was sie bereits ausgehalten hatte.

Im Krankenhaus kam dann jedoch die Ernüchterung. Der Muttermund war noch nicht weit genug geöffnet und die Geburt würde noch dauern.

Taric war ganz nervös und fragte sie im Sekundentakt, ob sie etwas benötige. Er hatte sogar extra eine Blumenvase und Blumen besorgt, die neben ihrem Bett standen.

Sora musste darüber belustigt schmunzeln. Es war zu rührend, wie er sich sorgte und kümmerte. Er stand zu ihr in jeglicher Lage und sie war sich sicher, dass er ein guter Vater werde würde.

Bis dahin würde es aber noch eine lange Nacht werden. Immer wieder durchschüttelten Wehen Soras Körper und der Schweiß tropfte ihr von der Stirn.

Doch sie war sich sicher, dass sie das schaffen würde.

Dann kamen die Wehen in immer kürzeren Abständen und die Geburt stand kurz bevor, als plötzlich das Licht ausging. Der Strom war im ganzen Krankenhaus ausgefallen und augenblicklich herrschte Panik.

Ärzte und Schwestern rannten durch die Gänge und man hörte Schreie. Ängstlich griff Sora nach Taric, aber er war nicht bei ihr.

Suchend glitt ihr Blick durch die Dunkelheit, aber sie konnte Taric nicht ausmachen.

"Keine Bewegung.", drohte eine ihr bekannte Stimme.

Kurz darauf spürte sie schon die kühle einer Klinge an ihrem Hals. Schlagartig wurde Sora ganz kalt und ihr Atem ging stoßweise.

Nein! Das durfte ihr nicht nochmal passieren! Doch im gleichen Moment erwischte sie wieder eine Welle von Wehen und sie spürte, wie das Kind langsam kam. Verdammt sie konnte nicht gleichzeitig an zwei Fronten kämpfen.

"Diesmal keine Spielchen. Trink ihr Blut.", forderte da eindeutig Matteo.

"Du Ratte! Ich hätte dich sofort töten sollen!", schrie Taric außer sich.

"Los jetzt, oder soll ich erst das Kind aus ihr rausschneiden."

Sora schrie bitterlich auf. Wie konnte er es wagen?! Doch das Kind ließ sich nicht mehr aufhalten und sie musste pressen. Sie durfte das Kind jetzt nicht gefährden.

Dann spürte sie Tarics Hand. Er drückte sie aufmunternd und sofort fühlte sich Sora sicher. Er würde sie beide schützen. Er würde alles für sie tun.

Mit dieser Gewissheit konzentrierte sie sich auf das Pressen.

Angestrengt kontrollierte sie ihre Atmung und atmete tief ein und aus. Mit jedem Ausatmen presste sie weiter und spürte, wie das Kind immer weiter aus ihr hinaus glitt.

Dabei drückte sie Tarics Hand so fest, dass sie Angst hatte sie zu zerquetschen. Doch dieser zuckte nicht einmal.

Sora war so konzentriert, dass sie nicht einmal bemerkte, wie sich Tarics Zähne langsam und vorsichtig in ihren Hals bohrten.

Sie spürte keinen Schmerz und als er langsam ihr Blut kostete, vervollständigte sich ihre Verbindung.

Auf einen Schlag wurde Sora mit all der Liebe überschwemmt, die Taric für sie empfand und das raubte ihr den Atem.

Die Empfindungen verdrängten jegliche Schmerzen und sie spürte, wie sie in ihren Gefühlen versank und abdriftete.

Jetzt verstand sie, was Taric damals gemeint hatte. Wie hatte sie je an seiner Aufrichtigkeit und an seinen Gefühlen zweifeln können?

Es war doch so offensichtlich, dass sie zusammengehörten und jetzt war ihr Band endlich vollendet. Keiner würde mehr ohne den anderen Leben müssen. Sie konnte Taric mit seiner ganzen Präsenz spüren und sie fühlte sich plötzlich so stark.

Währenddessen spürte sie nur reinen Genuss durch seinen Biss. Alles fühlte sich so richtig und gut an. Sie blendete die völlig unpassende Stresssituation gänzlich aus und gab sich Taric hin.

Sie ließ ihn auch an ihren Gefühlen teilhaben und schickte diese über das feste Band, das zwischen ihnen schimmerte.

Zum ersten Mal sah sie alle Seiten von Taric. Durch die Verbindung konnte man nichts mehr verstecken und alles war für den Partner offensichtlich. Die Stärken und die Schwächen.

Doch Sora wusste, dass sie noch eine Aufgabe zu erledigen hatte. Es gab noch etwas, das wichtiger als sie Beide war. Sie musste ihr Versprechen halten und für ihr Kind da sein.

Während sie sich vor Sekunden noch schwach und hilflos gefühlt hatte, durchströmte sie nun eine ungeahnte Kraft.

Mit einem letzten Atemzug presste sie das Kind heraus und als sie das erlösende Geschrei hörte, wandte sie sich Matteo zu.

Sie konnte ihn nun genau erkennen wie er gebannt auf Taric hinter ihr starrte. Dieser befand sich wohl in der Verwandlungsphase und war zusammengebrochen.

Sora konnte sich nicht auf ihn verlassen. Sie musste selbst ihr Kind schützen. Wut über all das erlebte wallte in ihr auf. Matteo hatte ihr erneut das Wunder der Geburt verwehrt und hatte ihr Kind bedroht. Das konnte sie ihm nicht verzeihen.

Die Wut verzerrte sie und einem Impuls folgend schnellte ihre Hand nach vorne zu Matteos Brust.

Mit aller Kraft stieß sie durch den Brustkorb und riss sein verdorbenes Herz heraus.

Auf seinem Gesicht lag pures Entsetzen, während er langsam nach hinten kippte.

Jedoch war er nicht alleine gewesen und Sora konnte sich nicht bewegen, da die Nabelschnur noch nicht durchtrennt war.

Panisch wanderte ihr Blick zwischen den drei fremden Vampiren hin und her, während sie noch immer unter Schock stand.

Sie hatte gerade eigenhändig einen Vampir getötet, diese Tatsache wollte noch nicht wirklich in ihr Bewusstsein sickern.

Woher hatte sie diese Kraft? Würde sie wieder auf die Kraft zugreifen können, um auch die letzten Angreifer zu überwältigen?

Broken Mate - Der HeilungsfluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt