Kapitel 33

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Sora verbrachte den Vormittag mit Matteo auf der Arbeit, während alle Anderen die große Feier vorbereiteten und als Sora Mittags wieder zuhause war, war sie alleine im Haus. Jeder der Geschwister war schon an der Location und auch für Sora wurde es Zeit ihre Sachen zusammen zu packen. Das Kleid befand sich noch in einer Schutzhülle und sie wählte feine goldene Sandalen mit Absatz dazu. Ihren Schmuck wählte sie dementsprechend auch in Gold, was zu dem Rot auch gut passte.

Sie verstaute alles in einer Tasche und ließ sich dann von einem Fahrer zur Location begleiten.

Sora staunte nicht schlecht, als sie vor einer riesigen Festhalle anhielten, die von einem gepflegten Park umgeben war. Weit und breit war nichts in der Nähe, was bei den Gesprächsthemen wohl auch gewünscht war. 

Sora stieg aus und wurde an der Tür bereits von gebrieften Angestellten empfangen und in ihre Umkleide gebracht. Dort wartete bereits ein junger Herr, der sich um ihre Haare kümmern sollte und eine brünette Dame für ihr Make-up.

Sora hatte noch nie professionelles Make-up getragen, geschweige denn die Haare frisiert bekommen und sie genoss jede Sekunde.

Ihr Haare wurden lockig hochgesteckt und sogar etwas in Form geschnitten, nachdem Sora das beim letzten Mal selbst übernommen hatte. Das Make-up war schlicht, aber das Highlight bestand definitiv aus den rot bemalten Lippen.

Sora staunte nicht schlecht, als sie sich im Spiegel betrachtete. Sie fand sich wirklich hübsch und sah trotz allem noch nach sich selbst aus. Sie hatte nicht das Gefühl, wie eine andere Person auszusehen und war sehr froh darüber.

Dann zog sie das Kleid zum Schluss noch an und bewunderte das Gesamtwerk. Sie war wirklich zu einer Prinzessin geworden. 
Der Traum eines jeden kleines Mädchens.

Obwohl nicht jedes Mädchen hatte davon geträumt. Sora hatte jeden Tag nur davon geträumt, dass ihre Eltern sie abholen würden. Selbst in der Gefangenschaft hatte sie nicht von einem sie rettenden Prinzen geträumt, sondern von ihren Eltern.

Schließlich waren Eltern doch dafür da, das ganze Unheil von einem fern zu halten.

Sie schob die düsteren Gedanken beiseite und verdrängte den Schmerz, der durch ihr Fehlen entstanden war. Gewissermaßen war dieser Geburtstag auch ein neuer Lebensabschnitt, den sie im Kreise ihrer neuen Familie beginnen würde. Sie fühlte sich zum ersten Mal nicht mehr alleine. Sie hatte sogar Freunde und Menschen, die eine Geburtstagsfeier für sie veranstalteten.

Ein Klopfen riss Sora aus den Gedanken und Diana kam rein.

"Wow. Ich wusste ja dass das Kleid fantastisch an dir aussieht, aber wow...", sagte Diana staunend.

Sora errötete bei dem Kompliment und starrte unsicher auf ihre Füße.

Diana kam näher und hob zaghaft ihr Kinn an.
"Er wird den Blick nicht von dir nehmen können.", flüsterte sie verschwörerisch.
Sora lächelte zaghaft und folgte Diana nach unten.

Eine breite Treppe führte in den bereits gefüllten Ballsaal und Taric begrüßte bereits die zahlreichen Gäste. Automatisch fand sie ihn in der Menschenmenge, ohne sich auch nur anstrengen zu müssen.

Er trug einen schwarzen Smoking und seine sonst zerzausten Haare waren mit etwas Gel ordentlich gestylt worden. Er wirkte sofort ganz anders und dennoch unfassbar anziehend. Die Bartschatten waren verschwunden und seine markanten Gesichtszüge waren ordentlich rasiert worden. Taric lächelte im Gespräch und entblößte dabei seine perfekt weißen Zähne. Doch das Lächeln erreichte nicht ganz seine Augen und zeigte auch nicht seine hinreißenden Grübchen. Dennoch setzte Soras Herz für einen Augenblick aus.

Ihr wurde die Verbindung zwischen ihnen Beiden nochmal mehr bewusst und sie fühlte sie wie einen Faden.

Als hätte sie an diesen Faden gezogen, schnellte Tarics Blick nach oben zu ihr auf die Treppe. Sofort hielt für Sora die Zeit an und seine dunklen Augen nahmen sie gefangen, sodass sie den Blick nicht mehr abwenden konnte.

Sein halbherziges Lächeln verwandelte sich in ein aufrichtiges Lächeln und er zeigte dabei sogar seine feinen Grübchen.

Nach und nach folgten auch die Blicke seiner Gesprächspartner nach oben, aber Sora hatte weiterhin nur Augen für ihn.

Nur Diana schaffte es sie aus ihrer Trance zu holen, indem sie Sora in die Seite piekste.

"Jetzt hört schon auf euch anzuschmachten und komm mit runter."

Dann zog sie Sora vorwichtig einfach mit sich die Treppe hinunter und diese brach den Blickkontakt ab, um sich auf die Stufen zu konzentrieren.

Bei so vielen Blicken auf sich durfte sie jetzt bloß nicht stürzen. Aber Diana gab ihr mit ihrem Arm halt und Sora konnte ihr Gleichgewicht halten.

Am Treppenende wurde Dianas Arm direkt durch Tarics ersetzt, der sie besitzergreifend an sich zog.

"Du siehst fantastisch aus.", flüsterte er mit rauer Stimme.
Errötet senkte Sora erneut den Blick und Taric führte sie an den Rand der Gesellschaft.

Erst jetzt konnte Sora sich auf die Deko konzentrieren. Der ganze Saal war mit goldenen Fresken verziert und wirkte wie ein altes französisches Schloss. Rote Samtvorhänge verzierten die Fenster und überall verteilten Kellner Sektgläser und Cannapes.

Taric schnappte sich sofort ein Glas und reichte es ihr.

"Lass dich nicht täuschen. Du befindest dich in einem Haikäfig, deshalb bleib immer bei einem von uns Geschwistern. Sie haben die Anweisung dich nicht aus den Augen zu lassen.", sagte Taric mit gesenkter Stimme, obwohl die Vampire ihn wohl trotzdem hören konnten.

Sora ließ ihren Blick schweifen und begegnete dem von Aria und Wotan.

Durch die Worte realisierte Sora erst, dass sie von hunderten Vampiren umgeben war. Ein wahrer Albtraum.

"Die Anwesenden können sich kontrollieren. Keine Frischlinge dabei.", beruhigte Taric sie.

Sora nickte mechanisch, bis Taric ihr Gesicht zaghaft berührte und damit sofort ihre Aufmerksamkeit gewann.

"Willst du Tanzen?"

Sora blickte zu dem Platz vor der Bühne, auf der ein Orchester spielte. Dort tanzten bereits einige Paare zu den Klängen von Popsongs, die als klassische Melodien neuinterpretiert wurden.

Zaghaft nickte Sora und Taric zog sie mit sich.

"Aber ich kann nicht tanzen.", protestierte Sora und blickte sich nervös um.

Die anderen Paare hatten definitiv schon einmal getanzt und wirkten verflucht elegant mit ihren Bewegungen.

"Konzentriere dich nur auf mich.", forderte Taric und sofort verharkte sich ihr Blick miteinander.

"Du bist die schönste von allen hier.", flüsterte er in ihr Ohr und berührte dabei mit seinen Lippen die zarte Haut an ihrem Ohr, was Sora sofort eine Gänsehaut bescherte.

Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte sie den Blick jetzt nicht mehr von Taric nehmen können. Er zog sie magisch an und als er begann sich langsam zu bewegen, folgte sie ihm.

Die Bewegungen fühlten sich so natürlich an und es wirkte so einfach, wenn Taric sie einfach mit sich zog. Der breite Saum ihres Kleides verdeckte die schlampige Fußarbeit und Taric ließ sich nichts anmerken, wenn sie auf seinen Fuß trat.

Vermutlich spürte er dabei auch wirklich keinen Schmerz.

Nach den ersten Schritten, gewöhnte sich Sora langsam an den Rhytmus und begann Freunde zu empfinden. Sie genoss Tarics Berührungen und seine Nähe. Dabei konnte sie alles Andere ausblenden. Sein Geruch nach Moshus und Mandeln hüllte sie vollkommen ein.

Nach einer Weile löste sich Taric jedoch und übergab sie an Wotan.

"Ich werde jetzt eine Rede halten.", erklärte er verschörerisch.

Sora blickte sich um und entdeckte zwischen den ganzen Vampiren ein paar bekannte Gesichter und gesellte sich mit Wotan im Schlepptau zu ihnen.

Broken Mate - Der HeilungsfluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt