Kapitel 29

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Am nächsten Morgen wachte Sora nicht alleine auf und kuschelte sich etwas in die Umarmung von Taric. Er war warm und sie fühlte sich unglaublich geborgen und sicher.

Früher hatte sie geglaubt dieses Gefühl schon einmal gekannt zu haben, jetzt wusste sie erst, wie falsch sie damit lag.
Er trug ein dunkles Tshirt, das eng seine definierten Brust umspannte und Sora konnte nicht widerstehen mit ihrer Hand sachte darüber zu streichen, bis sich auf Tarics Armen eine Gänsehaut bildete.

Sora blickte auf und entdeckte Tarics pechschwarze Augen, die sie bereits aufmerksam musterten.

"Guten Morgen du Langschläferin."

"Guten Morgen.", nuschelte Sora verschlafen

"Wenn du Lust hast können wir heute auf einen Jahrmarkt gehen. Der findet etwas außerhalb statt und..."

"Ich liebe Jahrmärkte. Wir haben einmal von der Schule aus einen Ausflug zu einem Jahrmarkt gemacht und das war einer der schönsten Tage in meinem Leben. Alles ist dort so fröhlich und lecker.", sagte Sora fröhlich.

Schlagartig war sie hellwach und konnte es kaum erwarten aufzustehen.

Taric grinste vor sich hin und beobachtete Soras Reaktion, ehe sie in ihr Zimmer ging, um sich umzuziehen.

Keine Stunde später befanden sie sich schon auf dem Weg zum Jahrmarkt.

Als Sora das Riesenrat entdeckte, fühlte sie sich komplett in die Vergangenheit zurückversetzt. Es roch nach Zuckerwatte und Popcorn und sogar die Sonne schien und sorgte für angenehme Temperaturen.

Es war ein herrliche, herbstlicher Tag und Sora hätte sich keinen schöneren freien Tag vorstellen können.

Sie besuchten eine Artistenshow und kauften alles was ihr Herz begehrte. Beim Ballonschießen gewann Taric sogar einen babyblauen Plüschteddy, den Sora liebevoll Bruno taufte.

Nachmittags konnten sie noch Feuerschlucker und Künstler beobachten, die ihre Talente präsentierten und es gab sogar ein Kettenkarussel. Nach der zweiten Runde gab es jedoch einen Platzregen und der kalte Regen durchnässte sie bis auf die Knochen.

"Komm schnell zum Auto.", rief Taric, während er Sora hinter sich her zog.

Trotz der Kälte konnte Sora nicht mit dem Lächeln aufhören und sie versuchte ihren Teddy statt sich selbst vor dem Regen zu schützen.

"Jetzt waren wir gar nicht auf dem Riesenrat.", protestierte sie.

"Beim nächsten Mal. Sonst erkältest du dich noch."

Schweren Herzens ließ Sora die Vernunft siegen und folgte Taric zum Parkplatz. Dort war jedoch das Auto nicht zu sehen und Taric rief wütend den Fahrer an, der sich mehrmals entschuldigte, aber wohl noch im Stau stand.

"Ärgere dich nicht. Es war so ein schöner Tag, den kann heute nichts mehr vermiesen.", sagte Sora lächelnd und griff nach Tarics Hand.

"Das stimmt. Ich mache mir nur Sorgen um dich. Deine Lippen sind schon ganz blau.", erwiderte Taric besorgt.

"Ich bin nicht so zerbrechlich. Ich habe schon viel Schlimmeres erlebt.", entgegnete Sora ernst.

"Das weiß ich. Aber ich will, dass es jetzt nicht mehr schlimm für dich ist und du nie wieder traurig sein musst. Es soll alles perfekt sein."

"Tage werden doch gerade durch ihre Fehler perfekt. Die Geschichte von unserem perfekten Jahrmarkttag endet eben damit, dass wir vom Regen überrascht werden und uns wie in diesen romantischen Filmen küssen.", flüsterte Sora schüchtern.

Sofort lagen Tarics dunkle Augen auf ihren fein geschwungen Lippen und er konnte nicht fassen, was sie da gerade gesagt hatte.

"Du..."

Doch ehe er noch einmal unsicher nachfragen konnte, zog Sora ihn an seinem Mantel etwas hinunter, sodass sie ihn auf Zehenspitzen erreichen konnte.

Taric zog überrascht scharf die Luft ein und beugte sich ihr dann aber entgegen.

Sachte berührte sie seine Lippen mit einem federleichten Kuss. Sie spürte die kühle Feuchtigkeit des Regens, aber dennoch entfachte der Kuss ein brennendes Feuer in ihrem Inneren. Ihre Lippen prickelten und als sie mit der Zunge über ihre eigenen Lippen fuhr und ihn schmeckte, war es um sie geschehen.

Weniger zaghaft vertiefte sie den Kuss und Taric ließ seine Hand unterstützend an ihre Wange gleiten, während seine andere Hand sie näher an ihn heran drückte.

Sora schloss ihre Augen und genoss das berauschende Gefühl der Nähe. Sie hatte noch nicht vergleichbares gefühlt und plötzlich war ihr geradezu heiß in diesem kalten Regen.

Schwer atmend löste sich Sora und blickte in Tarics dunkle Augen, über denen ein Schleier der Lust lag.

"Bist du noch sauer auf den Fahrer?", fragte sie atemlos und lächelte dabei unschuldig.

"Oh ich glaube er wird eine Gehaltserhöhung bekommen.", antwortete Taric schmunzelnd und ebenfalls atemlos.

Zaghaft strich er Sora eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht und fuhr dann mit seinem Daumen die Konturen ihrer Lippen nach.

"Du bist einfach so wunderschön."

Sora errötete bei seinen Worten und schloss berührt ihre Augen.
"Nein, sieh mich weiter an.", forderte Taric, ehe er sich einen weiteren, flüchtigen Kuss stahl.

Ein Auto kam hinter den beiden zum stehen und Taric öffnete Sora sofort die Tür, damit sie ins Warme schlüpfen konnte.

Dann folgte er ihr ins Auto hinein und drehte die Heizung noch einmal wärmer.

Auf der Fahrt kuschelte sich Sora an taric heran und erlebte diesen perfekten Tag nochmal in ihren Gedanken, während sie langsam wegdämmerte.

Als sie dann endlich Zuhause ankamen, war Sora schon tief eingeschlafen. Einerseits wollte Taric sie nicht aufwecken, aber sie musste jedoch auch aus den nassen Klamotten heraus.

Vorsichtig griff er unter ihre Arme und Beine und trug sie aus dem Auto nach oben, während er anfing auf sie einzureden.

Gähnend öffnete Sora langsam ihre Augen und blickte sich um.

"Wir sind schon da?", fragte sie verwundert.

"Das sind wir, du solltest dich jetzt duschen oder baden, damit du wieder ganz warm wirst."

Sora nickte schläfrig und ließ sich von Taric in ihrem Zimmer wieder auf die Beine stellen. Dann ließ er sie alleine, während sie noch schnell unter die Dusche schlüpfte und sich aufwärmte. Als ihre Haare geföhnt waren, ging sie im Schlafanzug zurück in ihr Zimmer und entdeckte Bruno auf ihrem Bett.

Taric kam ebenfalls frisch geduscht über den Balkon herein und schloss dann die Türen.

"Ich habe ihn noch schnell getrocknet."

"Danke dir.", sagte Sora lächelnd und schloss den Stoffbären in ihre Arme.

"Oh weh, jetzt ersetzt Bruno mich also.", seufzte Taric.

"Keine Sorge er ist leider nicht so warm, wie du."

"Puh, da habe ich nochmal Glück gehabt. Aber eine Wärmflasche wirst du jetzt wohl nicht mehr von mir bekommen.", erwiderte Taric schmunzelnd, ehe er es sich ungefragt in ihrem Bett bequem machte.

Aber Sora störte sich daran auch nicht. Im Gegenteil. Heute hatten sie in ihrer Beziehung einen weiteren großen Meilenstein erreicht und es fühlte sich gut an. Taric machte sie glücklich und sie genoss das Gefühl in seiner Nähe. Es war nicht nur die Wärme, sondern sie spürte auch wie sich ein unsichtbarer Faden zwischen ihnen immer fester spannte. Er zog Sora immer etwas näher zu Taric und sie wollte sich auch nicht dagegen wehren.

Er tat ihr gut und Sora beschloss jeden Moment auszukosten, das sie nicht wusste, wie lange das anhalten würde.

Sie hatte noch die für so lange Zeit keine Schmerzen gespürt und das machte sie misstrauisch. Aber Tarics Nähe war auch schmerzlindernd. Die Alpträume hatten merklich nachgelassen und Sora war erholter.

Hoffentlich waren ihr noch ein paar weitere Tage ohne Schmerzen vergönnt.


Broken Mate - Der HeilungsfluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt