TW Folter
Als Taric das Ratatouille präsentierte, staunte Sora nicht schlecht. Er hatte nicht zu viel versprochen und es sah aus, wie in ihrer Erinnerung.
Hungrig stürzte sie sich auf den Teller und genoss jeden Bissen. Es schmeckte unglaublich gut und besser als sie es sich hätte vorstellen können. Jetzt verstand sie endlich, wieso der Restaurantkritiker so begeistert von dem Essen gewesen ist.
"Das ist wirklich gut.", bemerkte sie mit vollem Mund.
Taric lächelte und räumte dann die Küche wieder auf.
"Morgen Abend würde ich dich gerne meiner restlichen Familie vorstellen. Wir veranstalten ein großes Bankett für dich."
Unsicher blickte Sora zu Taric. Ihr war unwohl dabei im Mittelpunkt zu stehen und sie vermied das lieber.
"Keine Sorge. Die sind alle netter als ich es bin.", ergänzte Taric mit einem schiefen Lächeln.
"Okay.", antwortete Sora und nickte.
Als sie mit essen fertig war, stand sie auf und stellte ihren Teller weg.
"Ich glaube ich gehe jetzt einmal schlafen. Das war alles ein bisschen viel für mich.", sagte sie zaghaft.
Trotz allem wusste sie nicht, wie sie sich gegenüber Taric verhalten sollte. Dass er sie nicht verletzen würde, klang zu gut, um wahr zu sein.
Doch hoffentlich erwartete er keine Gefühle von ihr. Sie spürte zwar eine gewisse Anziehung, das konnte sie nicht leugnen. Aber das würde nicht ausreichen, um über ihren Schatten zu springen. Sie hatte zu viel erlebt, um jetzt ein sorgenfreies Leben führen zu können.
Sie stieg die Treppen wieder hinauf und Taric folgte ihr wie ein Schatten. Vor ihrer Tür verabschiedete er sich glücklicherweise und Sora schloss sie hinter sich ab. Das vermittelte ihr zumindest ein Gefühl von Sicherheit.
Trotz allem war sie an einem Punkt angekommen, an dem sie nicht mehr fieberhaft darüber nachdachte sich umzubringen. Wenn doch die Chance bestand, dass sich ihr Leben zum Besseren wenden könnte, wie sollte sie die Chance dann einfach so wegwerfen?
Sie war so hoffnungslos gewesen und jetzt bekam sie die Chance, vielleicht wirklich vollkommen frei zu sein. Dafür würde Taric sein versprechen nur halten müssen. Aber selbst wenn alle Vampire tot waren, war es fraglich, ob er sie wirklich gehen lies.
Tauschte sie also ihr qualvolles Gefängnis gegen ein goldenes Gefängnis? Aus Soras Sicht war ein goldenes Gefängnis dennoch eine Verbesserung.
Sie würde Taric zumindest vorerst eine Chance geben und erstmal abwarten. Wenn sie erstmal mitspielte, könnte sie ihn auch in Sicherheit wiegen und er würde vielleicht aufhören, ihr sein Blut zu verabreichen.
Erschöpft ging Sora ins Badezimmer und stellte sich unter die Dusche. Diese Annehmlichkeit hatte sie im Kerker am meisten vermisst.
Es tat so unglaublich gut, sauber zu sein und sie nahm sich viel Zeit dabei und probierte allerlei Cremes und Pflegeprodukte aus.
Dann ging sie in den begehbaren Kleiderschrank und suchte nach Schlafkleidung. Diese war ihr zwar etwas zu groß, aber sie würde ihren Zweck tun.
Dann ging sie zur Balkontür und öffnete sie. Die frische Luft, ließ sie glauben, dass sie draußen in Freiheit war und beruhigte ihre Strapazierten Nerven. Zwar hatte sie Angst, dass ein Vampir die offene Tür als Einladung sehen würde, aber im Endeffekt würde eine geschlossene Tür einen Vampir genauso wenig aufhalten.
Ihre Körper waren wie aus Stein und nur das Gebiss eines übernatürlichen Wesens oder ein Pflock vermochten es hindurch zu brechen.
Dennoch hatte sich Tarics Hand ganz warm und weich angefühlt. Als sie nur an die Berührung dachte, fühlte sie wieder einen warmen Schauer.
Sie kuschelte sich in die weichen Decken und genoss die Wärme. Sie hatte so lange gefroren und fast schon vergessen, wie sich das anfühlte.
Dann schloss sie die Augen und die Erschöpfung machte sich in ihr breit.
Sie schrie und versuchte sie gegen die Hände zu wehren, die sie an dem Operationstisch festschnallten. Sie wusste nicht, was die Druiden vorhatten, aber es konnte nichts gutes sein.
Als ihre letzte Hand festgeschnallt wurde, verließen stumme Tränen ihre Augen. Sie hatte wieder verloren. Immer und immer wieder verlor sie. Wieso sah sie das nicht ein. Immer wieder kämpfte sie gegen ihre Entführer, obwohl es nichts brachte.
Es endete immer genau gleich auf diesem bekannten Operationstisch.
Eine junge Frau griff nach einem Skalpell und schnitt in ihre Handflächen. Frisches Blut floss an ihren Fingern entlang und die Vampire im Raum wurden unruhig. Dann begann ein schrecklicher Singsang, der ihr höllische Schmerzen zufügte. Sie wünschte, sie könnte sich befreien und dann würde sie jedem der Anwesenden einen Skalpell durch ihr verdorbenes Herz jagen.
Aber sie konnte sich nicht befreien und war ihnen wie immer ausgeliefert. Die Druidin mit den langen grauen Haaren stoppte und blickte zu ihren Händen, wo sich aus ihrem Blut feine Linien gebildet hatten, die ihre Haut umspannten, wie ein Netz.
"Was tut ihr?", fragte sie mit brüchiger Stimme und konnte dabei das Zittern und die Angst nicht unterdrücken.
"Wir testen, ob du dich in einen Vampir verwandeln könntest und ob dein Blut dann noch wirken würde.", antwortete die Druidin monoton.
Aber immerhin hatte sie eine Antwort erhalten. Im Gegensatz zu den Vampiren, liebten es die Druiden ihre Forschungsergebnisse, wie sie es nannten, mitzuteilen.
Zumindest erfuhr Sora so etwas mehr über sich selbst. Das war zwar die unendlichen Qualen nicht wert, aber die bereiteten ihr schließlich auch die Vampire.
Dann ging ein jüngerer Mann mit kurzen blonden Haaren zu einem Defibrillator und bereitete das Gerät vor.
"Jetzt müssen wir nur noch dein Herz anhalten.", sagte die alte Druidin wieder emotionslos und wirkte dabei ganz konzentriert.
Panisch blickte Sora zwischen den Anwesenden hin und her und zerrte an ihren Fesseln. Sie hasste die Stromstöße. Danach hatte sie noch Stunden später in ihrer Zelle Zuckungen, die selbst das Vampirblut nicht heilen konnte.
Die Druiden würden sie nicht töten. Der Herzstillstand würde ihr keine Erlösung bringen. Sie brauchten Sora und notfalls würden sie ihr auch als Vampir noch das Blut entwenden, wenn dieses Experiment glückte.
Dann spürte sie zwei kühle Metallflächen auf ihrer entblößten Brust und innerhalb von Sekunden brannte ihr ganzer Körper. Jeder Muskel verkrampfte und Sora biss sich schmerzhaft auf die Zunge. Ein metallischer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus, aber vor Schmerzen ging dieser völlig unter.
Dann ließ der Schmerz nach und friedvolle Dunkelheit machte sich in ihr breit. Doch ehe sie das Gefühl genießen konnte, spürte sie das fremde Vampirblut, dass ihre Zunge benetzte und ihren Körper heilte.
Die Schmerzen kehrten zurück und mühsam öffnete sie die Augen.
"Und nochmal.", sagte ihre Foltermeisterin.
Soras Körper wurde wieder dem Strom ausgesetzt und sie krampfte erneut, bis ihr Körper erneut streikte. Diese Prozedur wurde unzählige Male wiederholt, bis Sora gar nicht mehr zu Bewusstsein kam.
Angeblich hatte das Experiment gezeigt, dass ihr Blut die Wirkung nach einer Verwandlung nicht verlieren würde. Somit könnte sich ihre Folter ewig hinziehen. Vielleicht hatten die Vampire ihr das nur gesagt, damit sie sich nicht das Leben nahm, aber Sora wollte es auch nicht herausfinden.
Die Vampire hatten jedoch nie versucht, sie zu töten, obwohl sie dann robuster gewesen wäre und vermutlich mehr Blut hätte spenden können. Dennoch bestand dann auch eher die Gefahr, dass sie fliehen könnte.
Sora schreckte auf und blickte sich panisch im Mondschein um. Sie lag in einem weichen Bett und nicht am Boden. Das war ein Traum. Sie war nicht mehr dort.
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Broken Mate - Der Heilungsfluch
VampireSeit ihrem 18. Geburtstag ist Soras Leben ein Albtraum. Gefangen und gefoltert von übernatürlichen Kreaturen, die ihr Blut begehren - Blut, das die Macht besitzt, Vampire in Menschen zu verwandeln. Gebrochen und ohne Hoffnung wünscht sie sich nur...