Später in der Nacht wurde Sora erneut wach. Aber diesmal hatte sie keinen Albtraum, sie hatte ein Geräusch am Fenster gehört.
Mühsam öffnete sie ihre verschlafenen Augen und blickte sich in ihrem dunklen Zimmer um, dass nur vom Mondschein erhellt wurde.
Doch vor ihrem Bett stand eine Gestalt. Ehe Sora schreien konnte, hielt der Fremde ihr eine Hand vor den Mund und erstickte jedes Geräusch.
"Du riechst so unwiderstehlich gut. Ich kann nicht anders.", säuselte der fremde Mann und stieß darauf seine Fangzähne in ihren Hals.
Diese Situation hatte Sora schon so oft erlebt, aber noch immer verursachte das Bluttrinken bei ihr stechende Schmerzen. Sie hasste dieses Gefühl und versuchte den Vampir von sich zu schieben.
Doch es war als würde sie versuchen eine Mauer zu bewegen.
Sie schrie, aber dann erschlaffte der Körper vor ihr und fiel zu Boden. Sora hielt eine Hand auf die blutende Wunde, als Matteo erneut alarmiert ins Zimmer kam und das Licht einschaltete.
Mit einem Blick scannte er den Raum ab und bewegte sich dann blitzschnell zu dem Vampir, der bewusstlos war.
"Was hast du mit ihm gemacht?", fragte Matteo wütend.
"Ich habe nichts gemacht. Er hat mich im Schlaf angefallen und verwandelt sich deshalb jetzt.", keifte Sora zurück.
Der Vampir hatte bekommen, was er verdiente. Er würde nie wieder einen Menschen anfallen können und das erfüllte Sora mit Genugtuung. Eine Verwandlung in einen Menschen war unumkehrbar.
"Du hast Recht. Ich entschuldige mich für ihn. Er ist erst frisch ein Vampir und hat noch nicht gelernt sich zu kontrollieren."
"Das muss er jetzt auch nicht mehr.", erwiderte Sora kalt.
Matteo biss sich in sein Handgelenk und hielt es Sora hin.
"Hier, für deine Wunde.", bot er an.
"Nein, danke.", antwortete Sora schnell versöhnlicher. Sie wollte auf keinen Fall weiteres Vampirblut zu sich nehmen, das würde ihre Pläne nur verzögern.
"Okay, dann lass mich die Wunde wenigstens verarzten."
Matteo war hartnäckig und Sora nickte, um ihn nicht zu verärgern. Ein anderer Vampir schaffte in der Zwischenzeit ihren Angreifer fort.
Matteo setzte sich neben Sora aufs Bett und schob ihre Hand sanft von der Wunde. Dabei verzog er keine Mine und das Blut schien ihn nicht im geringsten zu stören.
"Das ist wirklich faszinierend. Ich habe noch nie so leckeres Blut gerochen. Es kostet mich meine ganze Selbstbeherrschung damit ich nicht von dir koste."
Bei seinen Worten lief Sora ein Schauer über ihren Rücken. Sie wusste, was die Worte bedeuteten, denn die Selbstbeherrschung eines Vampirs war nichts, worauf sie zählen wollte.
Innerhalb von Sekunden konnte die Situation umschwenken und sie wäre wieder in Gefahr.
Matteo säuberte ihre Wunde und beklebte sie dann mit einem Pflaster. Die Blutung hatte bereits aufgehört, aber war noch nicht wieder verheilt.
Das war ein gutes Zeichen und morgen früh sollte dann auch der Rest des Vampirblutes sie verlassen haben.
"Versuch noch etwas zu schlafen, morgen erwarten wir hohen Besuch."
Sora atmete tief durch. Wenn alles nach Plan lief, würde sie diesen Besuch hoffentlich nicht mehr erleben.
Als sie die Augen schloss erinnerte sie sich an ihre erste Begegnung mit einem Vampir zurück.
Endlich war Sora 18. Seit Monaten fieberte sie auf diesen Tag hin. Die Schule hatte sie zwar schon vor Monaten beendet, aber die Heimleitung hatte darauf bestanden, sie dort zu behalten, bis sie 18 war.
Der Tag sollte für Sora ein Befreiungsschlag sein. Endlich wurde sie nicht mehr von den Erziehern bevormundet oder von den anderen Schülern gemobbt. Sie war endlich frei und die Welt stand ihr offen.
Sie setzte sich mit ihrem Rucksack an die Bushaltestelle und wartete auf den nächsten Bus. Es war egal, wohin dieser führte, Hauptsache weg von hier.
Sie hatte New York so satt und wollte ihr neues Leben woanders beginnen.
Um Punkt 12 Uhr war sie aus dem Heim verschwunden und niemand hatte sie aufgehalten. Sie hatte es nicht mehr abwarten können und stand hier nun mit ihren paar Habseligkeiten.
Sie träumte von einem Job als Kellnerin und ihrer ersten eigenen Wohnung. Nie mehr wollte sie ihr Bad mit anderen Leuten teilen. Sie wünschte sich ein eigenes Reich und dann würde sie auch endlich kochen lernen. Dann gab es nur noch essen, dass sie mochte und sie konnte so viele Süßigkeiten essen, wie sie wollte.
Jetzt würde sie anfangen ihr Leben zu genießen und ein neues Kapitel aufschlagen.
Lächelnd schaute sie auf die Abfahrttafel. Der nächste Bus fuhr bis Philadelphia. Das klang perfekt.
Sie schnappte sich ein belegtes Brötchen und wartete alleine. Die Nacht war klar, doch die Lichter New Yorks versperrten die Sicht auf die funkelnden Sterne.
Plötzlich spürte sie jedoch einen Windhauch und wurde an die Wand gedrückt.
"Es tut mir leid, aber ich kann nicht widerstehen. Du riechst zu gut."
Dann wurde ihr etwas in den Hals gerammt und sie verspürte einen stechenden Schmerz. Verzweifelt schrie Sora und versuchte die Person von sich wegzudrücken, aber ohne Erfolg.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ die Person von ihr ab und sackte zusammen. Sora dachte nicht lange nach und rannte um ihr Leben.
Ihr pochendes Herz und der rasselnde Atem war das einzige, was sie noch hören konnte. Blind vor Panik, bemerkte sie ihre Verfolger erst, als es zu spät war.
Der Vampir war nicht alleine gewesen und so begann ihre erste Gefangenschaft.
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Broken Mate - Der Heilungsfluch
VampiroSeit ihrem 18. Geburtstag ist Soras Leben ein Albtraum. Gefangen und gefoltert von übernatürlichen Kreaturen, die ihr Blut begehren - Blut, das die Macht besitzt, Vampire in Menschen zu verwandeln. Gebrochen und ohne Hoffnung wünscht sie sich nur...