In der Nacht schlief Sora recht unruhig. Unterbewusst machte sich schon die Nervosität für ihren ersten Arbeitstag breit und beförderte die ein oder andere Erinnerung nach Oben.
Taric verdrängte die Bilder zwar, wenn er mitbekam, dass Soras Schlaf unruhiger wurde, aber er konnte auch nicht alles Unheil von ihr fern halten.
Am Morgen klingelte Soras Wecker und sie fühlte sich ziemlich gerädert. Doch davon würde sie sich nicht aufhalten lassen.
Müde schälte sie sich aus den Decken und wusch sich das Gesicht um etwas wacher zu werden. Dann schnappte sie sich schlichte Kleidung und zog sich ihre Uniform zum teil darüber.
Den Rest packte sie in eine größere, schwarz Handtasche und schnappte sich einen warmen Regenmantel. Der Regen hatte über Nacht nicht aufgehört und sorgte weiterhin für kühlere Temperaturen.
Vermutlich hatten Sora und Taric gestern den letzten schönen Herbsttag erwischt. Der Winter stand nun vor der Tür und die Winter in New York konnten wirklich eisig werden.
Als Sora runterging, war Taric bereits im Esszimmer und unterhielt sich mit Matteo.
Als dieser Sora entdeckte sprang er erfreut auf und schloss sie herzlich in die Arme, war Taric mit zusammengebissenen Zähnen beobachtete.
"Ich freue mich dich wiederzusehen. Wer hätte gedacht, dass die ganze Situation so endet? Also ich auf jeden Fall nicht. Ich hätte nie geglaubt, dass Taric mal sein Herz verliert. Diese Seite an ihm kannte ich noch gar nicht.", begrüßte Matteo sie lachend.
Tarics Blick wurde hingegen immer finsterer.
"Du solltest aufpassen, was du sagst.", kommentierte er angefressen.
"Ich freue mich auch dich zu sehen.", sagte Sora freundlich.
Matteo war es im Endeffekt gewesen, der sie gerettet hatte. Außerdem hatte er sie direkt gut behandelt, ohne dass er dafür eine Anweisung hatte. Schließlich war er davon ausgegangen in dem Versteck eine Waffe und keinen Menschen zu finden.
"So, Kollegin. Du solltest jetzt schnell was Essen und dann beginnen wir mal mit unserem ersten Arbeitstag."
Sora ließ sich das nicht zweimal sagen und schnappte sich direkt ein Käsebrot.
"Von mir aus können wir los.", sprach sie mit vollem Mund und behielt das Brot in der Hand.
"Ich glaube die zwei Minuten haben wir noch, damit du in Ruhe essen kannst."
Ungeduldig schlang sie die letzten Bissen hinunter und blickte dabei nervös zur Uhr. Sie wollte auf keinen Fall zu spät kommen.
Dann verabschiedete sie sich schnell von Taric und machte sich mit Matteo auf den Weg zur Arbeit.
"Aber morgens arbeiten die Thekenkräfte doch noch gar nicht.", stellte Sora fest.
"Das stimmt, aber Taric hat etwas nachgeholfen, damit wir dieselben Schichten bekommen."
Kurz beschlich Sora der Gedanke, dass Taric sich vielleicht noch mehr eingemischt hatte, aber dann verwarf sie ihn wieder. Das würde er doch nicht tun.
"Ahh. Aber findest du das nicht nervig, dass du für mich den Babysitter spielst."
"Ach quatsch. Ich habe schonmal eine Zeit lang an der Theke gearbeitet und für den höheren Zweck nehme ich das sehr gerne in Kauf."
"Taric hat dir also schon von seinen Plänen erzählt."
"Ja das hat er und nächsten Monat werden es dann alle erfahren. Da bin ich sehr gespannt, wie die Reaktionen ausfallen. Ab dem Zeitpunkt wird es vermutlich erst so richtig gefährlich für dich.", warnte Matteo ernst.
Sora schluckte. Vor der Zeit graute es ihr schon. Vermutlich würden nicht gerade wenige Vampire etwas gegen den Plan von Taric haben. Vampire waren den anderen Rassen aufgrund ihrer Langlebigkeit überlegen und viele wollten dieses Privileg nicht aufgeben.Vor dem Cafe atmete Sora noch einmal tief durch und betrat dann die Räumlichkeiten. Es roch bereits nach frisch gemachtem Kaffee und die warme, trockene Luft schlug Sora entgegen.
Statt Sofia entdeckte Sora eine kleine, rüstige Frau mit schwarzen, kurzen Ringellocken und faszinierenden, grünen Katzenaugen. Die ein oder anderen Fältchen zierten schon ihr Gesicht und vor allem die Lachfalten an den Augen stießen Sora ins Auge.
"Ach guten Morgen! Ihr müsst Sora und Matteo sein. Ich habe schon ganz viel von euch gehört. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell einen so kompetenten Ersatz finden. Ich freue mich euch in unserem Team begrüßen zu dürfen.", sagte die Frau, bei der es sich wohl um die Chefin Maya handelte.
Sora ergriff schnell ihre ausgestreckte Hand und schüttelte sie.
"Ich danke ihnen herzlich für das mir gegenüber entgegengebrachte Vertrauen. Ich hoffe, dass ich sie nicht enttäuschen werde."
"Ach Schätzchen, nenn mich doch bitte Maya. Wir sind hier eine Familie und duzen uns.", korrigierte Maya sie.
Dann erklärte Maya, wie es zur Gründung des Cafes kam und führte sie offiziell herum.
"Wenn irgendetwas sein sollte. Ihr findet mich meistens in der Küche. Da bin ich in meinem Element."
Damit überließ sie den Beiden ihren Aufgaben und zog sich in den hinteren Bereich zurück.
Sora fing an die Tische zu decken und bestückte sie mit tagesfrischen Blumen.
Als dann die ersten Gäste kamen, musste sie sich erst wieder an die Tabletts gewöhnen. Aber auch das gelang ihr schnell und Matteo konnte ihr auch immer helfen. Er hatte was seine Kenntnisse anging nicht untertrieben und zauberte einen schöneren Cappuccino nach dem anderen.
Er war wohl mal in einem anderen Leben Barrista und nicht nur Thekenkraft gewesen. Doch man merkte auch, dass ihm diese Tätigkeit große Freude bereitete.
Aufgrund des schlechten Wetters war das Cafe den ganzen Morgen lang auch nicht sonderlich stark besucht und so kam Maya immer wieder vorbei, um ihre Geschichten und Anekdoten zu erzählen.
Sie hatte bereits zwei erwachsene Söhne und war als Tochter von zwei Einwanderern nach New York gekommen. Vor fünf Jahren war dann ihr Mann verstorben und sie hatte sich mit diesem Cafe dann selbst verwirklicht.
Das merkte man auch in der Liebe, die sie für jedes Detail in diesem Cafe empfand. An jedem Möbelstück hing eine Geschichte, weshalb die Zusammensetzung auch manchmal etwas willkürlich wirkte.
Aber so hatte es auch seinen ganz eigenen Charme.
Um die Mittagszeit unterstütze dann Sofia die Schicht, wobei der Andrang noch immer moderat war.
Am frühen Nachmittag wurde auch Matteo von Ronald an der Theke abgelöst und dann konnten sie auch Feierabend machen.
"Das ist wirklich ein richtig schönes Cafe. Eine Schande, dass ich es nicht schon früher entdeckt habe.", sagte Matteo auf dem Rückweg.
"Es freut mich, dass es dir gefällt. Dann fällt dir dein Auftrag vielleicht ja nicht ganz so schwer."
"Ich habe dir doch schon versichert, dass dem nicht so ist. Ich bin vollkommen glücklich mit der Situation. Ich habe nette Kollegen und steige außerdem noch in der Gunst von Taric. Was könnte ich mir mehr wünschen.", erwiderte Matteo mit einem Augenzwinkern.
Sora beließ es dabei, auch wenn sie sich nicht wirklich vorstellen konnte, dass er wirklich so zufrieden war.
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So heute mal zwei Kapitel, weil ihr etwas länger warten musstet. Langsam muss die Geschichte ja mal wieder Fahrt aufnehmen!
Was denkt ihr, wie lange wird die Ruhe vor dem Sturm noch andauern wird?
Mögt ihr Matteo?
Danke auch für die ganzen votes, die ich bisher bekommen habe. Da freue ich mich immer sehr drüber! <3
Verbesserungen oder Kritiken sind auch immer sehr erwünscht!
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Broken Mate - Der Heilungsfluch
VampireSeit ihrem 18. Geburtstag ist Soras Leben ein Albtraum. Gefangen und gefoltert von übernatürlichen Kreaturen, die ihr Blut begehren - Blut, das die Macht besitzt, Vampire in Menschen zu verwandeln. Gebrochen und ohne Hoffnung wünscht sie sich nur...