Kapitel 29

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Pinars Sicht

Ich streichelte über Alevs Gesicht und wenn ich jedesmal in ihr wunderschönes Gesicht sah,musste ich immer lachen. Doch wenn ich es aber mit anderen Augen betrachte,sah es ganz anders aus. Ich hob das Foto von mir und Alev hoch und küsste es ,dabei flossen noch weitere Tränen über meine Wange. Ich wusste gar nicht,wie lange ich sie schon nicht gesehen habe,dafür hatte ich das Zeitgefühl verloren. Seitdem sie verschwunden war,gab es von ihr noch keine Spur. Es machte uns allen total fertig hier einfach rum zu sitzen und nicht helfen zu kann. Eren suchte sie 24 Stunden lang und ich weiß auch gar nicht ,ob er überhaupt diese vergangen Tage geschlafen hatte. Ich habe ihn auch kaum nach dem Abend,als er mich nach Hause gebracht hat, nicht gesehen und wie ich Eren kannte, er würde solange bis er mir Alev nicht bringt,nicht kommen. Einige Telefonate hatten wir schon hinter uns und egal wie stark er klingen wollte,merkte ich,dass er selber fertig war,aber er hatte jedesmal die Hoffnung Alev zu finden nie verloren. Er redete immer so sicher und entscheidend, dass mir das manchmal auch Kraft gab. Doch nur für diesen Moment,sobald wir immer auflegten weinte ich wieder los und der Sinn zum Leben fehlte für mich. Ich hatte die Farbe zum Leben verloren. Ich guckte das Bild von mir Alev noch mal an und streichelte über diese. Auf dem Bild waren wir in Holland mit ihrer Familie. Damals waren wir so glücklich und niemand hatte irgendwelche große Sorgen. Alev lächelte so wunderschön auf diesem Bild,was ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Alles wegen dem Mistkerl, Melih. Wenn ich an ihn dachte,hatte ich so sehr den Drang ihn zu töten. Wegen ihm ist ihr so etwas zugestoßen. Ich wusste schon lange,dass Melih nie gut für Alev war. Ich wusste,dass er sie nur verarscht und irgendwann, wenn er keine Lust mehr auf sie hat,sie im Stich lassen würde,aber am Ende ist es jedoch noch schlimmer passiert. Sie wurde schwanger von Melih. Ich spürte wie mein Puls hoch stieg wenn ich an ihm dachte. Ich presste meine Augen vor Wut so fest zusammen,sodass es weh tat,doch der Verlust von Alev war viel schmerzhafter als alles andere auf dieser Welt. Ich ballte meine Hände zu Fäuste,wenn ich daran dachte,dass Melih schön mit seiner Merve seine Flitterwochen erlebte und Alev hier ums Leben kämpfte. Ich öffnete wieder meine Augen und sah sie vor mir mit dieses Lächeln im Gesicht. Schlagartig ließ ich das Foto fallen und kramte durch meine Schubladen.
''Scheiße wo ist diese verfickte Nummer'',fluchte ich und suchte immer noch wie eine wilde in meine Schubladen.
Nach endlichen Suchen fand ich die Nummer. Ich nannte schnell zu mein Handy und wählte die Nummer. Es klingelte etwas länger,doch am Ende ging der Mistkerl dran.
''Hallo'',hörte ich seine hässliche Stimme.
''Hallo,wer ist dran'',sagte er,nachdem ich immer noch nicht sprach.
Vor Wut konnte ich nicht mal richtig reden.
''MELIH!'',sagte ich richtig kalt und wusste direkt,wer ist war.
''Was willst du?'',sagte er ebenfalls kalt.
''Von so einer widerlichen Person möchte ich definitiv nichts wollen'',sagte ich angewidert.
Ich hörte wie er im Hintergrund in einen anderen Zimmer ging.
''Wieso rufst du mich dann an?!''
''Ich wollte dich wieder erinnern was für ein Missgeburt du bist und ich dich über alles hasse'',erklärte ich ihn ehrlich.
''Ich möchte deine unnötigen Meinungen über mich nie hören. Du warst schon früher so auch als ich mit Alev zusammen war'',sagte er.
''Nimm ihren Namen nicht in dem Mund. Du hast schon ihr Leben beschmutzt und beschmutz ihren Namen nicht!'',schrie ich.
''Alev wollte mich und für Sex gehören nun mal zwei Menschen. Ich habe sie nicht dazu gezwungen.''sagte er noch,als ob er keine Schuld hätte.
Ich spürte wie mir schon vor Wut noch mehr die Tränen flossen und ich jeden Moment anfangen würde zu schreien. Seine Worte brachten mich richtig zum Kochen.
''Du kleiner Bastard, du Missgeburt, du ehrenloser Penner was bist du für ein Mann. Dich kann man nicht mal als einen Mann bezeichnen. Du hast Alev dazu gebracht es zutun! Meine Alev würde so einen Fehler nicht bewusst begehen und das weißt du auch ganz genau! Was nur ihr Fehler war,dass sie dich wie ein Blinder geliebt hat und alles für dich getan hätte,aber was hast du gemacht du hast sie im Stich gelassen,nachdem du gehört hast,dass sie schwanger ist'',ich schrie so laut wie ich nur konnte durch die Leitung.
Melih sagte kurz nichts,sondern dann fing er an falsch zu lachen was mich noch mehr provozierte.
''Alev ist selber schuld für das,was sie erlebt!'',kam nur von seiner Seite.
Ich öffnete meine Augen und konnte nicht glauben,was er sagte.
''Alev ist selber daran schuld? Merkst du gerade was du überhaupt von dir behauptest?! Weißt du was Alev passiert ist?! Ihre Eltern haben es erfahren,dass sie schwanger ist und haben sie aus der Familie gebannt. Sie ist seit Tagen verschwunden und niemand weiß wo sie steckst. Jetzt sag mir hat sie das verdient zu leben?! '',ihr schrie die letzten Worte aus meinem Leib.
Ich hörte wie Melih noch an der Leitung war, doch ohne etwas zu sagen legte er einfach eiskalt auf.
''Spassti!'',schrie ich! "Ich glaubst nicht wie ihm das alles ist. Wie kann er nur so ruhig mit dieser Situation gehen!?'',stelle ich mir die Frage. Wie könnte eine Person auch nur so sein? Wie könnte es ihm einfach so egal sein, obwohl sie Zeit miteinander verbracht haben? Wie würde man das schlechte eines Menschen nur so sehr wollen? Ich verstand einfach nichts mehr. Ich hob das Bild von uns wieder auf und sah mir ihr vermisstes Gesicht an.
Plötzlich wurde ich von ein Klingeln von der Haustür gestört. Ich hob schnell den Kopf hoch und schon wieder stieg mir jedes mal die gleiche Hoffnung entgegen. Ich rannte zur Tür und wünschte mir jedes mal,dass Alev klingelt und einfach an der Tür steht und sagt ;'ich bin wieder zurück.' Schnell öffnete ich die Tür und hörte auf zu hoffen,als ich sah wem ich vor der Tür sah.
''Es tut mir so sehr leid''
''Wieso hast du sie gehen lassen? Wieso konntest du Alev nicht festhalten'',sagte ich,während ich mich kraftlos an die Wand lehnte und in Alevs Mutters Gesicht sah.
Kurz trafen unsere Blicke,doch danach senkte sie sprachlos den Kopf und sie fing an loszuweinen. Ich blickte nach vorne und starrte sie ohne an etwas zu denken an. An was sollte ich auch denken? Wie mein Tag morgen wird? Was ich zuletzt gemacht habe? Nein meine Gedanken gingen nur um Alev. Wo war sie,WO!? Nur daran dachte ich 24 Stunden lang. Ich lehnte meinen Kopf an die Wand und rutsche langsam runter dabei flossen genauso Tränen über meine Wangen und ich atme tief die Luft ein. Am liebsten hätte ich auch geweint,doch selbst die Kraft fehlte dazu. Ich schloss meine Augen und sah wieder Alevs Gesicht. Ich hob meine Hand und legte es auf mein Herz. Es war so schmerzhaft nicht zu wissen,wo die beste Freundin steckt und ich wünschte mir auch das meine Feinde das Gefühl nicht fühlen sollten.
''Wieso Yenge?'',fragte ich nochmal nach und öffnete dabei meine Augen.
''Ich wollte'',sagte sie kraftlos.
''Wieso hast du sie gehen lassen?'', wiederholte ich mich.
''Ich wollte zu ihr doch ihr Vater hat mich festgehalten. Und ich habe ihn angeschrien,wie er sowas machen konnte und sie aus der Familie bannen konnte. Doch er guckte mich einfach so tötend an. So einen Blick von ihm kannte ich nicht. Ich habe ihn gesagt,wenn er Alev aus der Familie bannt,werde ich auch mit ihr gehen. Und als ich gehen wollte hielt er mich immer noch auf doch genau in diesem Moment '',kurz stoppte sie und drehte den Kopf weg,dabei flossen ihre Augen. ''Er ist vor meine Augen zusammengebrochen'',sagte sie und weinte los.
Schlagartig drehte ich den Kopf zu ihr und guckte mitleidend Alevs Mutter an. Aus meinem Mund kam kein Wort.
''Wie gehts ihm?'',fragte ich leise nach.
Sie schüttelte nur den Kopf.
''Er hatte ein Herzinfarkt erlitten und der Doktor meinte, dass es kritisch ist. Ich weiß selber nicht für wem ich weinen soll. Meine geliebte Tochter ist verschwunden und anderseits kämpft mein Ehemann um sein Leben.''erklärte sie mit ihren letzten Kräften und weinte weiter los,dabei ließ sie sich selbst runter gleiten.
Ich wusste einfach nicht was ich tuen oder sagen sollte. Ich näherte mich zu ihr und nahm sie in die Arme. Sofort presste Alevs Mutter sich an mich und weinte noch mehr los. Ich schloss meine Augen und konnte nicht glauben,was die Mutter für Schmerzen in sich tragen musste. Zwei Schicksalsschläge auf einmal und ich dachte,der Schmerz,den ich fühlte, war das Schlimmste.
''Komm steh auf'',sagte ich nach einer Weile. Wir standen immer noch vor der Haustür. Ich stand auf und half Alevs Mutter hoch.
''Komm rein''.
Alevs Mutter schüttelte den Kopf.
''Danke mein Kind,doch ich muss nach Hause. Ich sollte eigentlich einige Klamotten von Zuhause abholen und danach wieder zurück ins Krankenhaus fahren.'',erklärte sie mir.
''Komm erst rein und wasch dein Gesicht Yenge danach fahre ich dich nach Hause'',gab ich ihr den Vorschlag.
Sie schüttelte wieder den Kopf und lächelte sich dankend an,doch ich ließ es nicht locker und nahm ihre Hand.
''Yenge bitte'',flehte ich sie an. ''Ich kann dich auch nicht so alleine gehen lassen'',fügte ich noch mitleidend hinzu.
Alevs Mutter guckte mich traurig an und legte die andere Hand auf meine.
''Ok,mein Kind'',sagte sie so leise,sodass man es kaum hören konnte.
Ich legte meine freie Hand um ihren Arm und stützte sie,sodass sie mir nicht runterfiel. Obwohl ich selber keine Kraft hatte, musste ich in diesem Moment stark bleiben,egal wie schwer es für mich war.
''Yenge,soll ich dir helfen?'',fragte ich als wir im Badezimmer waren.
''Danke Pinar,aber ich kann es schon alleine.''bedankte sie sich freundlich.
Ich ließ sie los,wonach sie sofort sich am Waschbecken stütze. Ich streckte meine Arme aus doch sie lehnte es ab.
''Kannst du mich kurz alleine lassen?',fragte sie höfflich.
Kurz war ich geschockt,doch akzeptierte jedoch ihren Wunsch,auch wenn mein Verstand sie nicht alleine lassen wollte. Ich ging aus dem Badezimmer und schloss die Tür hinter mir zu. Ich stand vor der Tür und wartete bis sie wieder raus kam,doch dann rutschte mein Blick über mich und ich stellte fest,dass ich mich noch umziehen musste. Daraufhin ging ich in mein Zimmer Richtung Kleiderschrank. Ich öffnete lustlos meinen Schrank und durchwühlte es, doch plötzlich kam Alevs lieblings T-shirt in meine Hand,was sie schon immer gesucht hatte und die Krise bekommen hat. Ich zog das T-shirt ganz ausm Schrank und presste es so fest an mich. Auch wenn ich weiß, dass es nicht die pure Realität war,fühlte es sich so an,als ob ich Alev umarmte. Nebenbei roch ich daran und es roch wie immer nach Alev. Dabei spürte ich wie einige Tränen meine Wangen runterrollten.
Plötzlich spürte ich eine Hand auf meine Schulter und musste nicht nachgucken wer es war,denn ich wusste wer es sein konnte. Alevs Mutter.
''Ich vermisse sie",flüsterte ich.
''Ich auch''erwiderte sie und drehte sich zu mir und nahm mich diesmal in die Arme.
''Bitte sei ihr nicht sauer. Es ist nicht ihre schuld. Bitte!",tröstete ich sie.
Alevs Mutter löste sich von mir und legte die beiden Hände auf meine Wangen.
''Wie kann eine Mutter auf ihre Tochter sauer sein, egal was für Sünden sie begangen hat. Alev ist mein Leben, meine Ein und Alles, mein Lebenssinn. '',antworte sie,was mir ein leichtes Lächeln verursachte.
Sie lächelte ebenfalls leicht und machte sich aufrecht.
''Komm jetzt wir müssen los'',ihre Stimme klang nicht mehr so sehr zerbrechlich.
Ich nickte und zog mich schnell an. Als wir durch die Haustür gingen,schoss mir direkt die saubere Luft ins Gesicht und ich atmete es ein. Seit ich von Enes nach Hause gebracht worden bin,habe ich keinen Schritt nach draußen gemacht und es tat wieder gut die frische Luft einzuatmen. Ohne ein Wort zu wechseln stiegen wir ins Auto und ich fuhr in Richtung Alevs Haus. Der Weg machte mich jeden Meter die wir fuhren immer mehr trauriger als ich schon war. Doch ich versuchte den Schmerz zu verdrängen und fuhr so als ob ich überhaupt keine Gefühle mehr empfand und versuchte mich nur auf den Weg zu konzentrieren.
Doch als ich das Haus wieder vor mir sah,kam alles wieder hoch und ich konnte nicht mehr gegen meine Tränen ankämpfen und ließ die Tränen freien lauf.
''Pinar'',hörte ich Alevs Mutter sagen.
Direkt als ich ihre Stimme hörte wischte ihre Tränen weg, versuchte stark zu bleiben und guckte sie an.
''Wer ist der Vater?'',hörte ich unerwartet sie fragen.
Sofort bildete sich in meinem Hals ein Klos und ich war total erschrocken. Die Mutter legte ihre Hand auf meine und guckte mich wartend an,dass ich ihr sagte,wer der Vater war. Ich öffnete leicht meinen Mund um richtig atmen zu können,denn die Frage nahm mein Atem weg. Und mein Herz fing an schneller zu schlagen. Ich spürte sogar wie mein Blut durch meinen Körper floss und es brannte ziemlich. Es war so,als ob mein Blut Flammen waren und meine Adern verbrannte. Ich guckte wieder nach vorne und schloss kurz meine Augen. Bei jedem Atmen spürte ich wie mein Herz anfing noch schneller zu schlagen. Ich öffnete meine Augen und guckte nur geradeaus.
''Melih'',kam aus meinem Mund raus.

Ein Leben Ohne IhnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt