Kapitel 2

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Wie jeden Morgen weckte mich meine Mutter auf.

''Steh auf! Du kommst spät zur Uni'',sagte meine Mutter.

Ich schnappte nach Luft. Was war das für ein Traum? Wer war gestorben? Für wem weinte ich zu sehr. Wer war das Mädchen? Meine Hände fingen an heftig zu zittern und ich schloss meine Augen zu. Es war ein schrecklicher Traum.

''Alev'',hörte ich wieder meine Mutter rufen.

Ich sagte nichts,sondern stand sofort auf. Früher jammerte ich immer rum,doch heute habe ich keine Kraft mehr dazu. Ich ging direkt ins Badezimmer,wusch mein Gesicht und putzte die Zähne. Danach ging ich wieder in mein Zimmer und öffnete meinen Kleiderschrank.Kurz blickte ich runter zu meinem Bauch.Bald wird mein Bauch noch größer. Meine Eltern werden es irgendwann merken. Was soll ich dann machen? Ich schloss meine Augen, um meine kommende Tränen zu schlucken. Ich legte meine Hand auf meinem Bauch.

''Egal was passieren wird. Ich werde alles dafür tun um dich glücklich zu machen.'',flüsterte ich.

Ich hatte so eine Angst, doch ich musste dadurch. Ich musste zu meinem Fehler stehen und nicht wie er einfach von meinen Problemen wegrennen.

''Alev,was sage ich dir die ganze Zeit. Du kommst du spät'',hörte ich meine Mutter an der Tür sagen.

Kurz zuckte ich zusammen,machte meine Tränen weg und versuchte ihr nichts anmerken zu lassen.

''Ja,ich ziehe mich ja schon an'',sagte ich mit einer verstellten Stimme.

Ich öffnete meinen Kleiderschrank und zog das raus,was ich in die Hände bekam. In diesem Fall war es eine blaue Jeans,weißes Top und eine blaue Strickjacke. Danach kämmte ich schnell meine Haare und band es zu einem Pferdeschwanz. Schminkte mich nur leicht ,um meine Augenringe und meine leicht angeschwollene Augen zu bedecken. Schnell packte ich meine Tasche ein und ging aus dem Zimmer.

''Tschüss'',sagte ich kurz und schnell und schloss sofort die Haustür. So lief es jeden Tag,denn ich konnte kaum in die Augen von meiner Mutter gucken. Dafür schämte ich mich zu sehr. Nur weil ich einen Fehler begangen habe,was ich nie wieder gut machen könnte. Ich redete kaum mehr mit meinen Eltern. Ich versperrte mich 24 Stunden lang im Zimmer. Meine Mutter machte sich sorgen um mich, doch sagte nichts. Ich denke,sie dachte dass wäre wegen meinem Bruder. Mein Bruder lebte seit zwei Jahren in der Türkei. Er wollte gerne dort studieren.  Ich war aber froh darüber,dass sie so dachte. Ich wollte gar nicht wissen,wenn sie den wahren Grund gewusst hätte. Ich bin schwanger von einem Jungen,der mich im Stich gelassen hat und ich trage nicht mal einen Ehering. Und das machte mich so nutzlos und ehrenlos. Hätten das meine Eltern gewusst,dann würden sie mich aus der Familie bannen,was auch das mindeste wäre,was sie tun könnten,denn ich habe die Ehre und den Stolz der Familie beschmutzt.

Plötzlich wurde mir schwindelig und ich verlor meinen Gleichgewicht,doch kurz bevor ich auf dem Boden lag,hielt ich mich am Schreibtisch
fest.

''Madame,geht es ihnen gut'',hörte ich eine ältere Frau hinter mir sagen.

Ich versuchte regelmäßig zu atmen. Und als ich wieder zu mir kam,machte ich mich zurecht,drehte mich zu dieser Frau um und sah direkt die Sorge in ihren Augen. Ich drehte sofort den Kopf weg. Selbst vor dieser Frau kam der Scham.

''Ja,danke'',sagte ich schnell.

Die alte Frau lächelte mich an,wo ich am liebsten im Erdboden versinken würden. Ich verdiente diese Hilfe,dieses Lächeln und diese Freundlichkeit gar nicht. Ich ging einfach weiter,ohne zurück zu lächeln oder sonst was. Aus der Frau kam auch nichts mehr,was ich auch gut fand.

Als ich an der Schule ankam und die lachende,glückliche Schüler sah,hatte ich direkt keine Lust mehr. Ich blieb vor dem Schulhof stehen und drehte mich sofort um,um die Schule,besonders die Schüler nicht mehr zu sehen. Doch plötzlich sah ich vor mir zwei Liebespaare. Der Junge küsste das Mädchen auf die Wange und sie sah so eingeschüchtertaus. Sofort kam er in meine Gedanken-Melih,der Vater meines Kindes. Er brachte mich früher auch jeden Tag zur Schule und küsste mich damals auch auf meine Wange,wo ich genauso schüchtern wurde.Und ich erinnere mich noch: Einmal hatte er mich auf die Lippen geküsst. Da ich sofort rot wurde,bekam er richtig einen Lachanfall.

''Dir steht die Farbe rot,Engel'',flüsterte er immer,während er meine Wange streichelte.

''Alev,hört auf deine wertvollen Tränen zu verlieren!''

Ich zuckte kurz zusammen,denn ich dachte es wäre Melih. Ich öffnete meine Augen und sah meine beste Freundin Pinar. Ich war enttäuscht,denn das sagte er immer zu mir.

''Tut mir leid'',entschuldigte sich Pinar

''Ist schon gut''

''Du dachtest er ist es, stimmts?''

Ich nickte und Pinar nahm mich sofort in die Arme. Sie war die einzige Person,die von allem wusste.

''Ich kann nicht mehr, Pinar. Ohne ihn werde ich es nicht schaffen'',sagte ich schwer.

''Ich bin für dich da,Alev. Du,wir werden es schaffen. Du wirst nicht alleine sein. Ich bin auch da'',sagte sie und umarmte mich noch fester.

Ich lächelte,obwohl ich wusste,dass sie es nicht sah.

''Danke Pinar.Du bist die beste Freundin,die man wünschen kann.''

Ich löste mich von Pinar und wieder wurde mir schwindelig.

''ALEV''schrie Pinar.

Diesmal dauerte der Schwindel nicht mehr so lange,wie beim ersten Mal.

''Mir geht es gut'',sagte ich,als es mir wieder einigermaßen gut ging.

''Passiert es dir häufig?'',fragte sie besorgt.

Ich nickte und versuchte langsamer zu atmen.

''Warst du schon beim Arzt?''

Ich schüttelte den Kopf.

''Wie lange willst du es noch weigern?''

''Immer'',antworte ich.

''Du muss untersucht werden''

''Ich will aber ni-''

''Keine Widerrede.Wir gehen zum Arzt und zwar jetzt!'',unterbrach sie mich.

Ich wollte es eigentlich nicht,aber ich machte es,weil ich wusste, dass sonst Pinar mich nicht in Ruhe ließ. Wir meldeten uns von der Uni  ab und machten uns auf den Weg zum Frauenarzt.

Ein Leben Ohne IhnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt