Kapitel 9

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L O U I S

Die erste Woche zurück in meiner Heimat vergeht wie im Flug. Ich verbringe den Großteil meiner Tage in der Kanzlei, lerne den Arbeitsablauf kennen und beschäftige mich mit einigen Fällen, die mir zugrunde gelegt werden. Mr. Sivan und Aiden haben mir bereits vier Mandanten zugeteilt, die im Laufe der folgenden Woche einen Termin haben. Ich bin etwas aufgeregt, da mir allmählich bewusst wird, dass es so richtig losgeht.

Durch meine langen Tage schreibe ich nur spärlich mit Acerola und wenn ich ehrlich in mich hineinhorche, habe ich nicht das Bedürfnis, im ständigen Kontakt mit ihm zu stehen. Er ist witzig und aufgeschlossen, schafft es, mich bei jedem Gespräch aufzulockern, aber momentan suche ich nach niemandem. Ich suche nicht nach ihm.

Meadow und ich nutzen die Abende, um uns auf den neusten Stand zu bringen. Sie redet viel über ihren ‚Loverboy', wie Haz ihn gerne nennt, und erzählt mir von A bis Z, wie sie sich kennengelernt haben, welchem Job er nachgeht und wie wundervoll seine braunen Augen sind. Scheinbar haben Meadow und ich beide eine Vorliebe für braune Augen. Wobei sie Loverboys Augen mit Karamell verglichen hat. Miles' erinnerten mich an die Blätter im Herbst.

Und Haz ist... Haz. Er liebt es, mich zu necken und zu teasen, aber wirklich schlau bin ich nicht aus ihm geworden. An manchen Tagen ist er offen, setzt sich abends zu Meadow und mir, mixt uns Cocktails und an anderen ist er verschlossen, redet kaum und verbringt seine Zeit damit, sich in der Höhle des Löwen zu verschanzen. Nach unserem Gespräch am Pool hatte ich gehofft, dass wir so etwas wie Freunde geworden sind, doch putativ war dieser Gedanke einseitig angesiedelt.

Dabei gefiel es mir um einiges besser, wenn er über Meadows schlechte Witze lachte, oder mich auslachte, weil Meadow mal wieder einen ihrer supergruseligen Filme abspielen musste. Sein bester Freund Brexon war zudem auch des Öfteren zu Besuch. Er hat sich bei mir vorgestellt, das war's. Er sagt mir Hallo und verabschiedet sich, wenn er um Mitternacht den Weg nach Hause anschlägt, aber etwas über ihn oder seine Freundschaft zu Haz habe ich nicht herausfinden können.

Umso mehr freue ich mich, als das Wochenende anbricht. Die Woche in der Kanzlei war aufregend und spannend, aber eben genauso anstrengend und reizend. Ich finde endlich Zeit, mit Meadow zu Mum zu fahren und mir einen Eindruck von ihr zu verschaffen. Mein Magen kribbelt nervös, schließlich sind zehn Jahre vergangen, in denen ich mich nicht gemeldet habe.

Manchmal überkommt mich der Gedanke, dass Meadow mich deswegen hasst, aber sie sagt dann immer, dass man der Familie verzeihen kann und das tut sie. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen.

„Möchtest du Aiden für morgen einladen? Ich kann einen Kuchen besorgen.", sagt sie, während sie in ihre Flipflops gleitet.

Mit Skepsis im Blick betrachte ich ihr Schuhwerk. „Du wirst sie aber nicht zum Autofahren anziehen, oder?", frage ich mit rügendem Tonfall.

„Wieso sollte ich das nicht tun?", stellt sie die Gegenfrage und wirft mir meine Sneakers zu.

Ich fange sie. „Ein wenig unangemessen, meinst du nicht? Du solltest feste Schuhe anziehen."

„Diskutiere nicht mit ihr, Gilipollas. Wir wissen beide, wie es enden wird." Haz. Er läuft aus dem Badezimmer und steuert sein Schlafzimmer an. „Du wirst verlieren.", fügt er noch hinzu.

Ein wissendes Lächeln tritt auf Meadows Lippen. „Ja, Lou. Hör auf Haz.", mischt meine Schwester sich ein, woraufhin ich nur die Augen verdrehe.

„Musst du dich immer auf ihre Seite stellen?", frage ich an Haz gerichtet, der in seinem Gang innehält.

Er blickt mir unbeeindruckt entgegen. „Genau genommen stehe ich nicht auf ihrer Seite. Ich habe dich schließlich vor ihr gewarnt.", wirft er mit erhobenem Finger ein und schließt danach die Tür. Na super.

Echoes Of Yesterday - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt