Kapitel 6

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L o u i s

Mein erster Arbeitstag verging wie im Flug. Allerdings sind all diese neuen Eindrücke erschöpfend, weshalb ich froh bin, um siebzehn Uhr im Bungalow zu sein und von dem warmen Geruch von bestellter Pizza empfangen zu werden.

Ich bekomme es einfach nicht in meinen Kopf, dass das jetzt mein Leben ist. Vor ein paar Jahren hätten mich keine zehn Pferde zurück an die Biscayne Bay holen können und jetzt bin ich dankbar. Zu keiner Sekunde habe ich diese Entscheidung bereut und meine neue Stelle schenkt mir nur noch mehr Hoffnung, dass es das dieses Mal ist. Dass ich dieses Mal ankommen werde.

Meadows Lachen hallt von den Wänden wider und ich gehe davon aus, dass sie in der Küche sitzt. Ich lege mein Jackett ab und hänge es nahtlos an die Garderobe, ehe ich meine Aktentasche in mein Zimmer bringe.

Als ich in die Küche trete, fliegt mir das laute Gelächter von Meadow und Haz entgegen, die über der Küchenzeile hocken und offenbar Cocktails mixen. Der Wasserhahn läuft und Meadow scheint die Gelegenheit nicht zu übersehen und spritzt Haz ins Gesicht. Er verschwendet keine Zeit und presst die Plastikflasche zusammen, die sich in seiner Hand befindet. Der O-Saft verteilt sich überall auf Meadow, die erschrocken nach Luft schnappt. Eins zu null für Haz.

Als ihn scheinbar etwas Mitleid überkommt, presst er sie seitlich an sich und haucht ihr einen halbherzigen Kuss auf die Schläfe - wie beste Freunde nun mal sind... Sie so zusammen zu sehen, beruhigt mich. Ich habe noch immer ein schlechtes Gewissen, weil ich sie so lange alleine gelassen habe, aber sie ist bei Haz in guten Händen.

Haz schnappt sich ein Tuch und wischt über ihr Gesicht. Plötzlich liegen seine moosgrünen Augen auf mir. „Oh hi. Ich habe dich gar nicht reinkommen hören.", sagt er und in diesem Moment dreht sich auch Meadow um.

„Da bist du ja, Lou. Ich habe früher mit dir gerechnet.", sagt sie und zieht mich in eine geschwisterliche Umarmung. „Wie war dein Tag?"

Ich lächle leicht. „Gut. Sehr gut. Ich denke, werde mich wohlfühlen. Ich habe sogar Aiden wiedergetroffen. Erinnerst du dich? Aiden Wolf?"

Für einen kurzen Moment erscheint es mir, als würde Haz zusammenzucken. Sein Adamsapfel hüpft stark und ich bin mir sicher, dass sich seine Pupillen weiten. Doch als ich ihn anblicke, trägt er seine üblich neutrale Miene auf dem Gesicht.

„Natürlich. Ich liebe Aiden. Oh, er muss unbedingt für einen Kaffee vorbeikommen. Aber erst einmal zu dir.", sagt sie und zerrt mich zu den Cocktails. Mein Herz wird warm, als ich drei Gläser sehe. Sogar Haz hat an mich gedacht und mir einen Cocktail mit zubereitet. Vielleicht ging die Geste auch von Meadow aus, die Wahrscheinlichkeit liegt höher, aber letztlich stehen dort drei Gläser und ich gehöre dazu. Nicht zu den Gläsern, aber zu Meadow und Haz. „Wir haben uns an Fresh Strawberry getraut. Allerdings á la Haz."

„Um Himmels willen.", sage ich und ziehe schockiert Luft ein. „Wollt ihr mich vergiften?"

„Pass auf, was du sagst, Gilipollas.", kommt es bedrohlich hinter mir und würde ich den amüsierten Unterton nicht bemerken, wäre ich vermutlich in mich zusammengesackt. Haz' Stimme ist verdammt tief und zu Zeiten furchteinflößend.

Meine Mundwinkel verziehen sich zu einem Schmunzeln. „Sonst was?", fordere ich ihn heraus und drehe mich um. Ich habe nicht bemerkt, wie nah er mir ist. Für unsere Verhältnisse nah. Sein herber Duft zieht in meine Nase und ich genieße es. Zu meiner Verteidigung: Ich stehe auf Männer und den herben Geruch. Ich stehe nicht auf Haz.

„Sonst werde ich dich in einem Becken voll vergiftetem Fresh Strawberry ertrinken. Lange und qualvoll." Er tippt mir auf die Brust, während die Worte seinen Mund verlassen.

Echoes Of Yesterday - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt