Kapitel 32

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L O U I S

Es war ohne Zweifel die richtige Entscheidung ins Kino zu gehen. Nicht unbedingt des Filmes wegen, der ist schrecklich (im wahrsten Sinne des Wortes), aber der Saal hat eine Klimaanlage angebracht, das angesichts der Tatsache, dass heute der wärmste Tag des Jahres ist und ich an der Luft wie ein Hühnchen gebraten werden würde, ein riesiger Pluspunkt ist.

Der größte Reiz am Kino war für mich seit Kindheitstagen das Popcorn. Deshalb bestelle ich einen großen Eimer und schaufle mich damit voll, um mich von den gruseligen Gesichtern auf der Leinwand abzulenken. Zudem süffle ich einen Liter Cola, was mein Blutzuckerspiegel mir mit einem freundlichen Hallo dankt, und die Toilette wird neben dem Popcorn mein bester Freund.

Als ich mich von der Toilette zurück in den Kinosaal begebe, sehe ich auf mein Handy. Es sind noch dreißig Minuten, ehe der Film endet. Meadow haben wir vor dem Kino angetroffen, natürlich in Begleitung von Oaks. Im Vergleich zum Anfang ihres Techtelmechtels sind sie nicht mehr allzu auf Körpernähe aus, was für mich einfacher anzusehen ist.

Ich setze mich in den gemütlichen Sessel zurück und greife nach dem Popcorneimer. Während meine Hand darin verschwindet, umklammert Harry mein Handgelenk. „Du bekommst Bauchschmerzen.", sagt er in einem Flüsterton und deutet nacheinander auf mein leeres Getränk und das Popcorn hin.

„Oh, die Bauchschmerzen nehme ich mit Freude an, wenn ich mich dafür nicht übergeben muss, weil ich mich alle zwei Minuten bei diesem Film erschrecke.", wispere ich zurück und stopfe mir das Puffmais in den Mund.

Er lacht leise. „So schlimm?"

„Schlimmer. Ich bekomme allein von den Geräuschen exzessive Angstzustände." Ich konzentriere mich auf das Geräusch des Mampfens, um die Sounds des Horrorfilms zu übertönen.

Harry schlingt seinen Arm um meine Schulter und zieht mich an sich. Die Spannung in meiner Brust löst sich mit einem Mal. Ich lasse meinen Kopf gegen seine Brust sinken und schließe die Augen. Seine Wärme. Sein Körper. Sein Geruch. Das ist Ablenkung genug.

Er zappelt etwas herum, wodurch er näher an mich heranrückt und seine freie Hand an meinen Bauch legt. Er fährt mit den Fingerspitzen über mein Shirt und malt unsinnige Muster. Als ich die Augen einen Spalt öffne, ertappe ich Harry beim Starren. Er fühlt sich nicht erwischt, streichelt mich stattdessen unbeirrt weiter.

„Möchtest du nicht den Film schauen?", flüstere ich.

Er schmunzelt. „Ich habe ihn schon öfter gesehen."

Ich ziehe die Stirn kraus. „Wieso siehst du es dir freiwillig öfter an?", frage ich unverständlich.

„Es ging nicht anders. Ich musste ihn auf vier Premieren schauen, bei der Bearbeitung-"

Ich schrecke hoch, als mich die Erkenntnis trifft. „Du bist der Director?", schreie ich gedämpft, sodass es mehr wie ein wütendes Murren hervortritt.

Er nickt amüsiert und zieht mich wieder in seine Arme. „Bleib bei mir.", nörgelt er in einer süßen Tonlage.

Ich ziehe scharf Luft ein. „Wieso hast du nichts gesagt?"

Er zuckt mit den Schultern und richtet die Augen auf die Leinwand. „Du hättest ihn dir nicht angucken wollen. Außerdem ist er vor zweieinhalb Monaten erschienen. Völlig irrelevant also."

Er hat recht. Natürlich hätte ich mir nicht freiwillig eine Herzattacke nach der anderen beschert, aber ich hätte mich gerne mit ihm über seinen Erfolg gefreut und ihn beglückwünscht. „Hey! Sieh mich an.", sage ich und lege meine Hand an seine Wange, um seinen Blick auf mich zu richten. „Ich bin stolz auf dich." Ich bekräftige meine Worte mit einem sanften, liebevollen Stirnkuss.

Echoes Of Yesterday - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt