Kapitel 35

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H A R R Y

Hier ist das Ding mit Gefühlen: Ich verabscheue sie. Ich habe mein Leben damit verbracht, sie zu umgehen und sie zu vermeiden. Aber manchmal sind die Gefühle so gut, dass ich nicht möchte, dass sie enden.

Die guten Gefühle, die guten Emotionen, jene, von denen ich nicht genug bekommen kann. Aber ich habe das Gefühl, dass sie nie lange anhalten. Wie dieses: Louis zu küssen. Für den Moment war mir die Welt egal, alles war zu perfekt, um wahr zu sein. Doch sobald die Realität eintritt, ist es schlimm, weil er den Kuss bereut. Vermutlich wird niemand jemals verstehen, weshalb ich so lange auf ihn gewartet habe, aber wenn es um diesen Mann geht, kann ich nicht geradeaus denken.

Ich habe mein Leben damit verbracht, zu denken, dass ich niemals jemanden finden werde, der mich so nimmt, wie ich bin und dann finde ich ihn und alles wird kompliziert. Ich finde den Mann, der mich fühlen lässt, als sei ich es wert, weil es etwas ist, was alle anderen Männer in meinem Leben zuvor nie konnten. Lou ist diese Person. Es ist nur so, dass sein Kopf voll von jemand anderem ist. Aber er hat mich nie schlecht behandelt.

Die folgenden Tage vergehen schleppend. Als würde eine Schnecke versuchen, einmal um die Welt zu kriechen. Sie ziehen sich wie Kaugummi dahin und ich stecke meine gesamte Kraft hinein, Louis aus dem Weg zu gehen. Er klopft des Öfteren an mein Zimmer an, um zu reden, doch ich stelle mich zumeist schlafend.

Mein Vorteil liegt darin, dass ich seinen Tagesablauf in- und auswendig kenne. Sobald morgens die Tür ins Schloss fällt, schleiche ich mich aus dem Zimmer und mache mir Frühstück. Dann verschwinde ich auf die Arbeit und bemühe mich, den Tag heraus zu zögern. Abends tipple ich wie ein lautloser Tiger im Jägermodus in mein Zimmer. Wenn Louis auf sein Zimmer verschwindet, warte ich etwas ab, ehe ich sicher sein kann, dass er schläft. Dann mache ich mir Essen.

So geht es schon seit fünf Tagen. Meadow ist noch immer bei Brexon untergekommen und hat sich seitdem nicht mehr bei uns gemeldet. Ich stehe mit meinem besten Freund in Kontakt und stelle sicher, dass es ihr gut geht.

Am Mittwoch hängt mir die Situation zum Hals heraus. Als ich nach Hause kommen, stehen Louis' Schuhe nicht auf der Fußmatte am Eingang. Er ist weg. Ich schlürfe in die Küche und koche mir eine Lasagne.

Harry: Wie geht es Meads?

Ich schicke die Nachricht ab und kaue nachdenklich auf der Nudel herum. Seit Tagen geht mir unser Kuss nicht aus dem Kopf. Er hat sich regelrecht eingenistet. Alles in mir geht mit mir durch, wenn ich daran denke, dass Louis um weitere Küsse gefleht hat.

Ich habe es lange ohne ihn ausgehalten und ich habe ihn vermisst, aber die Woche ohne ihn war schlimmer auszuhalten, als all die Jahre zuvor zusammengezählt. Meine Brust zieht sich zusammen, sobald ich an ihn denke und ich kann nicht anders, als mir zu wünschen, dass er bei mir wäre.

Verdammt.

Mein Handy vibriert auf dem Tisch, was dazu führt, dass ich erschrocken zusammenzucke.

Brexon: Sie erholt sich. Ich bin schon dabei, sie zu überreden, wieder in den Bungalow zurück zu gehen. Wie sieht es bei Louis und dir aus?

Ich habe meinen besten Freund sofort angerufen, als Lou an dem Abend nach Hause gegangen ist. Ich habe mir Mühe gegeben, das Gespräch zwischen uns haargenau nach zu konstruieren und Brex war von dem Verlauf völlig entsetzt.

Sein Fazit klang ungefähr so: Ihr habt beide einen Drang zur Dramaturgie.

Ich musste lachen, aber mein Inneres hat sich völlig verkrampft.

Harry: Richte ihr aus, dass ich mich freuen würde, wenn sie zurückkommen würde. Zwischen Louis und mir herrscht Eiszeit.

Brexon: Meadow sitzt neben mir. Sie sagt, sie würde ihre Sachen zusammenpacken und morgen zurückkommen.

Echoes Of Yesterday - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt