Kapitel 30

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L O U I S

Ich war mir sicher, dass ich das Date versaut habe. Ich konnte Harry kaum anschauen, weil sich seine Enttäuschung tief in meine Knochen gesetzt hat. Ich war erleichtert, als er vorschlug, in die Bucht zu gehen und den Abend ausklingen zu lassen.

Wir liegen im Sand, von Dunkelheit umworben, das einzige Licht geht von den Laternen aus, die an einige moosbewachsenen Felsen über uns angebracht sind. Ein Kribbeln tritt durch meinen Körper, als er mich warm anlächelt. Dieser Mann ist zu pur und gut für diese unfaire Welt. Eine Welt, die ich für ihn unfair gemacht habe. 

Meine Stimmung hat sich aber gebessert, zumal Harry wieder Körperkontakt zwischen uns zulässt.

Es ist schwer zu beschreiben, aber mit Harry fühlt sich jede Sekunde anders an. Ich habe das Gefühl, ich kann ich selbst sein, ohne mich für mein Dasein schämen zu müssen. Er nimmt mich so, wie ich bin. Scheiße, er liebt mich seit über zehn Jahren, hat nie aufgehört, auch wenn er mich nicht kannte, und das ist das größte verdammte Kompliment, das ich je bekommen habe. Ich kann es nicht versauen. Ich darf es nicht.

Ich lehne mich mit dem Rücken an einen Felsen. Meine Mundwinkel gehen langsam nach oben, als ich Harry dabei beobachte, wie er die Muscheln in seiner Umgebung zählt. Er ist einfach... alles. Süß, heiß, intelligent, lustig. Harry ist perfekt.

Meine Arme finden wie von selbst einen Weg um seinen Torso und ziehen ihn an mich. Ich warte einen Moment ab, ob er sich gegen meine Berührung wehrt, doch er schmilzt nur noch in sie hinein. Und das bringt mein Herz zum Schmelzen. Er legt den Kopf in den Nacken, unsere Blicke kreuzen sich und dann ist es um mich geschehen. Das Meer der stoischen Ruhe und Weichheit in seinen Augen fegt mein Hirn leer. Meine Arme weilen beschützend um seinen Körper, weil ich Angst habe, ihn zu zerbrechen. Er wirkt so weich und verletzlich.

Ich bette mein Kinn auf seinen Kopf und sauge seinen vertrauten Duft ein. Als er zufrieden seufzt, steigt mir Wärme in die Wangen. Mich durchfährt das schleichende Gefühl, endlich etwas richtig gemacht zu haben. Ich werde diesen Mann nicht mehr gehen lassen, das nehme ich mir nun fest vor.

Die dunklen Wimpern werfen Schatten in sein Gesicht. Sein Atem geht langsam und gleichmäßig. Ich vermag sogar den Anflug eines Lächelns auf seinen Zügen zu erkennen, bin mir aber nicht sicher. Er sieht wunderschön und friedlich aus und ich denke mir nur: Fahr zur Hölle, Miles! Dafür, dass du dieses Herz gebrochen hast. Und dann denke ich: Du bist nicht besser, Lou. Mit Harrys Herzen zu spielen, als sei es ein Pingpong Ball, hält es nicht vor dem Zerbrechen ab.

Und dafür verfluche ich mich. Dafür werde ich zur Hölle fahren, aber erst dann, wenn ich ihm gerecht geworden bin. Dann, wenn ich ihm geben kann, was er verdient und zum ersten Mal bin ich mir sicher, dass ich es ihm geben kann. Bald, ganz bald.

Ich vergrabe meine Finger in seinem Haar und massiere seine Kopfhaut sanft. Er mag es, das habe ich in den letzten Wochen aufmerksam gelernt. Als er sich in meine Berührung lehnt, scheint meine Seele sich von meinem Körper zu lösen und irgendwo in eine Parallelwelt zu verschwinden. Soll sie doch irgendwo im Multiversum schweben, ich brauche sie nicht länger.

Als er erneut zu mir aufsieht, glühen seine Augen. „Ist wieder alles in Ordnung zwischen uns?", fragt er und die Hoffnung in seinen Augen lässt mein Inneres zerspringen. Ich möchte ihn packen und ihm sagen, dass er zu viel für diese Welt ist. Er gibt die ganze Zeit, aber empfängt nie. Manchmal frage ich mich sogar, wie er mit all dem umgehen kann, wo er doch so sanft und liebenswert ist. Zuweilen habe ich Angst, ihn zu zerbrechen, weil er so zerbrechlich scheint.

Ich streiche ihm versichernd über die Wange. „Du weißt nicht, wie in Ordnung.", erwidere ich, woraufhin er schmatzt und sich zufrieden an meine Brust zurückkuschelt.

Echoes Of Yesterday - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt