Kapitel 39

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Noch einmal eine kleine Triggerwarnung vorweg, die spoilert, weshalb ihr sie am Ende des Kapitels findet:)

H A R R Y

Dreizehn Jahre

Mein Magen befindet sich im Schleudergang. Ich habe es gewusst. Von Anfang an habe ich gewusst, dass meine Sexualität mir nur Probleme einhandeln würde.

„Wiederhole dich.", ordert mein Vater mit strenger Stimme an.

Mein gesamter Körper zieht sich schmerzhaft zusammen. Ich flehe Dad mit den Augen an, es mich nicht noch einmal aussprechen zu müssen, doch seine Haltung ist unnachgiebig. Denkt er, ich hätte nicht genug darunter gelitten, anders zu sein, als alle anderen Jungs in meinem Alter. Der einfachste Weg für mich, wäre vermutlich gewesen, ein Mädchen zu daten und mit ihr zu schlafen, um allen zu beweisen, dass ich straight wie eine lineare Funktion bin. Aber wann immer mein Blick auf ein Mädchen trifft, empfinde ich keinerlei Anziehung.

Ich kann nicht mein Leben lang einer Person vorgeben zu sein, die ich nicht bin. Also wiederhole ich die Worte, schwach und leise: „Ich bin schwul."

Er schnaubt ungläubig und schüttelt den Kopf in Enttäuschung. „Habe ich dich zu einer verdammten Schwuchtel herangezogen? Du bist ein fucking Mann."

Mir war bisher bewusst, dass Dad überwiegend konventionelle Ansichten hat, aber das mich meine Sexualität zu keinem Mann macht, lässt mir das Herz in die Hose rutschen. Ich schlucke hart. „Ich bin ein Mann.", widerspreche ich, wobei es nicht mehr als ein Hauch ist.

„Wohl kaum, wenn es dich beglückt, einen Schwanz im Hintern zu haben.", erwidert er abfällig. Sein Blick fährt mich ab, als wäre ich Abfall.

„Dad!", faucht Bailey neben mir. „Das ist dein Sohn!"

„Mein Sohn?", brüllt er und schnappt sich die Vase auf der Kommode im Wohnzimmer, nur um sie im nächsten Moment gegen die Wand zu werfen. Das Poltern der Scherben klirrt hell in meinen Ohren. „Ich habe keinen schwulen Sohn. Er ist nicht mein Sohn!"

Sofort brennen Tränen in meinen Augen. Habe ich gerade meinen Vater aufgrund meiner Sexualität verloren? Es fühlt sich an, als würde eine kalte Dusche über meine Haut rinnen.

Die Freundin meines Dads legt beruhigend eine Hand auf seinen Unterarm. Er sieht aus, als hätte ein Truck ihn überrollt. „Nicht ausflippen, Sweatheart. Ich kenne einen Therapeuten.", informiert die Brünette milde, als sie es schafft, den ersten Schock zu verdauen.

„Einen T-therapeuten?", stammle ich mit offenem Mund. Wozu? Um mir das Schwul sein hinaus zu prügeln? Mir einzureden, dass es vorüber geht und ich irgendwann Gefühle für eine Frau entwickeln kann? Bullshit.

Ihre Augen funkeln verschlagen und ihr überspitztes Lächeln lässt mir die Galle hinaufsteigen. „Ja, er kann dir helfen, dein Schwul sein zu verlieren. Du musst da nicht alleine durch." Oh, wie nobel von dir...

Ich schnappe nach Luft. Ist das überhaupt seriös? „Clarisse, du- ich habe mir nicht ausgesucht, auf Männer zu stehen." Meine rechte Hand wandert unsicher meinen linken Unterarm entlang. Ich ziehe die Schultern ein und stelle mich hinter Bailey.

Sie legt mir eine Hand auf die Wange. „Ich weiß, Schätzchen. Alles wird gut. Es ist bloß eine Phase, das geht vorbei."

Ich schüttle den Kopf. „Du verstehst es nicht. Das ist keine Phase, nichts, was du aus mir heraus therapieren kannst. Das bin ich." Ich könnte aufhören, Salz in die Wunde zu streuen, es akzeptieren, dass sie mich nicht länger als ihren Sohn ansehen, solange ich schwul bin. Ich könnte die Therapie machen und mich ändern lassen.

Echoes Of Yesterday - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt