Kapitel 41

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H A R R Y

Sobald ich in den Bungalow zurückkehre, lasse ich mir ein warmes Bad ein. Ich werfe eine Salzbombe hinein und beobachte fasziniert, wie sie zu zerbröseln und sprudeln beginnt. Ich falte meine Kleidung nahtlos auf den kleinen Plastikhocker neben der Wanne und steige in das Wasser, das nach frischem Lavendel riecht.

Ich lasse mich von der Wärme umgeben, lehne meinen Hinterkopf auf die Polyesterharzbasis und schließe die Lider.

Mein Problem lag schon immer darin, dass ich mich nicht öffnen konnte. Egal, welche Thematik es betraf, ich bevorzugte es, mich zu verschließen, als mit jemandem über meine Ängste und Sorgen zu sprechen. Es hat gedauert, bis ich Brexon die Wahrheit über meinen Vater eröffnet habe. Er hat meine Zeit im Kinderheim mitbekommen, doch ich habe seine Gesprächsangebote abgelehnt. Er hat mich nicht dazu gedrungen, zu reden und genau das macht Brexon aus.

Dass Louis ganz zwangslos in mein Leben läuft, als wäre er auf einem Spaziergang unterwegs, damit habe ich nicht gerechnet. Noch weniger damit, dass er es schafft, in wenigen Wochen meine Mauer zu durchbrechen. Aber er hat es gemacht, als wäre es ein Kinkerlitzchen für ihn gewesen.

Wann immer ich bei ihm bin, fühle ich mich sicher. Es war so einfach, ihm zu vertrauen, weil er ein Feingefühl für mich entwickelt hat und weiß, wie er wann mit mir umzugehen hat. Sowas habe ich in meinem Leben nur selten erlebt.

Ich habe aufgehört, davonzurennen. Für mich.

Ich bleibe bei dir. Er möchte mich nicht mehr loswerden.

Mein Herz nimmt eine neue Geschwindigkeit an. Fuck. Was macht er bloß mit mir?

Der Gedanke, dass er nach dreizehn Jahren noch immer die gleiche Anziehungskraft auf mich wirkt, tritt ein seltsames Gefühl in meiner Magengrube aus. Wenn er in meiner Nähe ist, fühle ich mich gleich wieder wie der Teenage-Harry, der zu ersten Mal einen Blick auf ihn geworfen hat.

Aber es ist wahr: Sein Kuss hat mich aufatmen lassen.

Ich zucke zusammen, als ein Klopfen in meine Ohren dringt und den Nebel in meinem Kopf lichtet. Ich räuspere mich und schiebe den Schaum im Wasser umher. „Ja?"

„Kann ich hereinkommen?", fragt Louis auf der anderen Seite der Holztür.

Ich kratze mir das Kinn. Eigentlich bin ich sehr penibel darin, dass mich niemand nackt sieht, aber es ist Louis und ich werde von Schaum bedeckt. Kein Grund zur Sorge. „Klar", sage ich so beiläufig wie möglich.

Er schlüpft durch die Tür und schließt sie schnellstmöglich hinter sich. Er hat sich umgezogen, befindet sich nun in einer grauen Jogginghose und einem dunkelgrünen Hoodie, von dem nicht schwer auszumachen ist, dass er ihn aus meinem Kleiderschrank stibitzt hat.

„Schönes Oberteil", necke ich ihn mit einem verschwörerischen Zwinkern, woraufhin er auf der Stelle rot anläuft.

„Tut mir leid, ich hätte dich vorher fragen sollen. Er sah einfach so weich aus und riecht nach dir." Sein Blick weicht meinen Augen aus.

Süß... Louis tut immer so, als wäre er tough, aber sobald ich ihn aus der Bahn werfe, wird er schüchtern. Es hat mich sehr überrascht, als sich herausgestellt hat, dass er es bevorzugt, der Little Spoon zu sein. Bisher dachte ich von mir, es sei meine Position, doch es fühlt sich gut an, Louis zu halten. „Mach dir keine Gedanken, dir steht er sowieso viel besser."

Er schüttelt sanft den Kopf und setzt sich auf den Boden neben der Badewanne. „Wie geht es dir?"

Ich zucke mit den Schultern. „Es braucht ein wenig Zeit. Darf ich ehrlich mit dir sein?"

Echoes Of Yesterday - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt