Kapitel 10

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L O U I S

Gegen siebzehn Uhr dreißig befinden wir uns im Bungalow und gegen einundzwanzig Uhr sitze ich alleine im Garten und vergrabe meine Nase in ein Buch.

Als mich die Stille umgibt, würge ich das Gefühl herunter, dass ich das Ruhige manchmal vermisse. In Spanien hatte ich meine eigene Wohnung ohne Mitbewohner und so sehr ich die Gemeinschaft mit Meadow und Haz genieße, wie lebendig das Bungalow ist, so genieße ich die Stille gerade umso mehr. Es gibt mir Zeit in Grübeleien zu verfallen und meine Gedanken ein wenig zu sortieren.

Die Abendsonne bestrahlt meinen Körper mit einem warmen Schauer. Es ist der perfekte Zeitpunkt, um noch ein paar Bahnen im Pool zu ziehen, bevor ich mir einen Pullover überziehe und mich mit einem Glas Wein auf die Couch setzen werde.

Ich zucke zusammen, als ich ein Poltern höre. Es kommt aus Haz' Zimmer. Was zum Teufel ist hier los? Er ist bei Brex. Oder? Langsam nähere ich mich dem Zimmer und horche hinein. Stille. „Haz?", frage ich und klopfe an die Tür.

„Ja?", brummt er.

Erleichterung durchflutet meinen Körper. Ein Einbrecher wäre das Letzte, was ich gebrauchen könnte. Ich trete in sein Zimmer und sehe ihn an seinem deckenhohen Bücherregal hantieren. „Kann ich dir behilflich sein?", frage ich etwas besorgt. Er hängt verzweifelt unter einem Brett, das schief hängt. Die gesamten Bücher drohen, herunterzufallen. Als das Brett tiefer rutscht, eile ich zu ihm. Ich hebe es gemeinsam mit ihm hoch und lagere es auf den Schrauben.

„Danke. Ich habe heute nicht mehr damit gerechnet, von meinem Bücherregal attackiert zu werden.", scherzt er gut gelaunt. Er wischt sich den Schweiß von der Stirn und atmet erleichtert aus. Er bricht neben mir auf dem Boden zusammen und streckt seine Arme zu beiden Seiten aus.

„Soll ich dir ein Glas Wasser holen?"

Er sieht zu mir. „Das würdest du tun?"

„Sonst würde ich dich nicht fragen. Mit Eiswürfeln?"

„Werde bloß nicht überheblich, Gilipollas." Er schmunzelt.

Ich rolle die Augen. Kurze Zeit später befinde ich mich mit einem Glas Wasser mit Eiswürfeln in der Hand neben ihm und halte es ihm entgegen. „Was machst du überhaupt hier?"

Verwirrt zieht er die Augenbrauen zusammen. „Wohnen... ich zahle Miete."

„Das meine ich nicht." Gerade wünsche ich mir, ebenso einen Spitznamen für ihn zu haben. Gilipollas würde nur allzu gut passen, aber leider ist er schon vergeben. Eine Schande. „Meadow meinte, du wärst bei Brexon."

Er nickt. „Das war ich auch. Aber ich bin vor einer guten Stunde heimgekommen. Außerdem bin ich davon ausgegangen, dass du mit deiner Schwester in den Club gehst. Ich habe mich auf sturmfreie Zeit gefreut."

Ich hebe amüsiert die Hand. „Dasselbe hier. Ich wollte mich gleich mit einem Glas Wein auf die Couch pflanzen und ein Buch lesen."

„Kannst du Gedanken lesen, Gilipollas?"

„Kann ein Vollidiot das denn?"

„Offenbar. Ich hatte die gleiche Idee." Etwas in seinen Augen blitzt auf. „Lesedate? Also kein Date im Sinne eines klassischen Dates, aber das sagt man so. Verstehe mich nicht falsch, andere gehen bestimmt gerne mit dir auf ein Date. Du bist bestimmt ganz... dateable. Aber nicht für mich. Ich möchte dich nicht beleidigen, oder so-"

Meine Hand schnellt auf seinen Mund, sodass seine folgenden Worte nur gedämpft zu hören sind. „Lesedate."

Für einen Moment starrt er mich frappiert an. „Okay", sagt er langsam, als sei seine Zunge schwer. „Ich suche mir noch ein Buch heraus."

Echoes Of Yesterday - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt