Kapitel 33

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H A R R Y

Ich bin von dem Verlauf des Tages enttäuscht. Als ich mit Lou am Mittag auf der Couch lag, hat sich mein gesamter Körper friedlich und glücklich entspannt. Ich genieße seine Nähe zu mir, wie dann seine Hand einen Weg auf meine Haut finden und sie sanft liebkost. Er hat all die negativen Gefühle zur Seite gedrängt.

Dann hat Brexon sich bei ihm entschuldigt und sie schienen gut miteinander zurecht zu kommen. Es hat mich ein wenig überrumpelt, als Brex mich gefragt hat, wo Louis ist, um sich bei ihm zu entschuldigen. Mein bester Freund ist ein Sturkopf und hasst es, sich Fehler einzugestehen. Dass er sich darüber hinaus aber gleich bei Louis entschuldigt, damit hätte ich in den nächsten Jahren nicht gerechnet.

Der Kinobesuch war ein wenig langweilig. Den Film habe ich schon zig Mal gesehen, gesprochen, geatmet. Mein Blick hing die gesamte Zeit über bei Lou, der es zum Glück nicht bemerkt hat. Er war vertieft darin, das Popcorn zu verschlingen und die Cola zu schlürfen. Als er in meinen Armen lag, wurde die Langeweile weggeblasen.

Das könnte unsere Zukunft sein: kitschige Dates, Louis in meinem Arm, ich an seiner Seite, wenn er Angst hat. Es war nur zu meinem Vorteil, dass der Kinosaal stockduster gedimmt worden ist. Louis' ‚Ich bin stolz auf dich' hat mir Tränen in die Augen gejagt, die ich schnell wegblinzelte.

Oaks' Anwesenheit störte mich von der Sekunde an, in der er neben Meadow auftauchte. Er ist so überheblich und dreist, dass mich Gänsehaut vor Fremdscham überkommt. Dass Louis ihm am liebsten eine verpasst hätte, als er den Ton gegenüber Meads angewandt hat, kann ich vollkommen nachvollziehen. Es hat das Blut in mir ebenso zum Kochen gebracht. Ich habe ihn aus einem Grund zurückgezogen: Er ist Anwalt und muss seinen guten Ruf pflegen. Eine Anzeige wegen Körperverletzung würde kein Beitrag dazu sein.

Und dann war da die Sache mit Brexon und Meadow, die mich stutzig werden ließ. Die beiden haben sich ausnahmslos blendend verstanden, aber sie hingen nie nur zu zweit miteinander ab. Ich hätte es nachvollziehen können, wäre Brexon mit in den Bungalow gekommen, um ein Auge auf meine Mitbewohnerin zu werfen, aber dass sie gemeinsam in Brexons Wohnung verschwinden? Merkwürdig.

Der Name Miles war wie immer der Stimmungskiller schlecht hin. Kann man einen Namen verbieten? Oder ihn aus Gedächtnissen löschen? Zudem war Meadows Aussage, Lou hätte ihre Beziehung zerstört ziemlich überzogen. Er wollte für sie eingestehen, sie verteidigen... ein großer Bruder nun mal.

Lou ist abgehauen und Meadow und Brexon haben das Auto mitgenommen und sich in seiner Wohnung verschanzt.

Es macht mich verdammt glücklich, dass mein Rückzugsort auch für Lou einer geworden ist. Wir haben uns eine Decke geschnappt und sind samt Wasserflaschen in die Bucht verschwunden. Jedes Mal, wenn ich einen Fuß in die Richtung der Bucht setze, erscheint es mir, als würde mich Magie umgeben. Es fühlt sich erleichternd an.

„Ich bin es schuld, oder?", fragt er, sein Blick auf das Wasser gerichtet. Auf meine Irritation hin, fügt er hinzu: „Dass Meadow und Oaks sich getrennt haben. Dass Miles mich nie geliebt hat und deshalb keine Beziehung mit mir führen wollte."

Mein Herz sinkt in die Kniekehlen. Ich richte mich zu ihm und umschließe liebevoll sein Gesicht mit beiden Händen, sodass er gezwungen ist, mich anzusehen. „Nichts davon, aber auch nichts, ist deine Schuld. Oaks hat Meadow nicht gut behandelt und hat es nicht ernst mit ihr gemeint, deshalb hat er sich getrennt. Du hast sie vor einer sehr toxischen Liebe bewahrt, und sie wird das erkennen und dir dankbar sein." Ich wische die Tränen, die ihm über die Wange fließen, mit dem Daumen weg. „Und vor allem bist du nicht schuld, dass Miles dich nicht geliebt hat. Liebe ist eines der Gefühle, die wir Menschen nicht erzwingen können. Wir können uns einreden, dass wir Liebe empfinden, bis wir es glauben. Aber dein Herz wird es niemals fühlen können, wenn es keine Liebe ist, die von deinem Herzen ausgeht."

Echoes Of Yesterday - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt