4.

50 4 1
                                    

Harry

Ich konnte sie einfach nicht loslassen. Nicht schon wieder. Das, was sie mir gerade erzählt hatte, riss mir den Boden unter den Füßen weg. Sie war schwanger, von mir. Es war mein Kind. Klar wollte ich keine Kinder. Noch nicht. Aber wo ich das hörte, regte sich etwas in mir. Ich fühlte mich schlecht. Das war noch untertrieben. Was für ein schrecklicher Freund war ich. „Es ist meine Schuld.", gab ich zu und weiter Tränen fanden den Weg über meine Wangen. „Ich war so blind und habe dich damit alleine gelassen.", fuhr ich fort. Keine Ahnung, ob es gut war es zu sagen, auch wenn es nichts an der Situation ändern würde oder rückgängig zu machen wäre. „Du hast mir einfach nicht geglaubt.", weinte sie bitterlich, entzog mir ihre Hand und stand auf. Sie versuchte sich zu regulieren und das Weinen zu stopfen. Etwas änderte sich in ihren Augen. Madow wirkte wütend.

„Es tut mir so unglaublich leid.", rief ich schuldbewusst und verringerte den Abstand zwischen uns. „Nicht...", meinte sie und hielt ihre Hände hoch damit ich nicht näherkommen sollte. „Warum bist du nicht in L.A. geblieben?", wollte sie wissen und zitterte. „Was sollte ich denn tun Madow? Sollte ich dich einfach vergessen? So tun, als hätte es dich niemals gegeben?" Meine Wut und mein Frust über diese ganze Situation drohten auszubrechen. „Woher wusstest du überhaupt das ich hier bin?", lenkte sie plötzlich ab. „Spielt das noch eine Rolle? Ich bin jetzt hier..." Ihr Blick wurde hektisch. „Sie haben es versprochen.", nuschelte sie und lief weiter rückwärts. Es brach mir das Herz sie so zu sehen. Zu sehen, wie sie meine Anwesenheit unangenehm war. „Madow.." Ich fühlte mich unfähig klar zu denken. Mir rauschten Bilder durch den Kopf, wie sie auf dem Tisch im OP gelegen haben muss. Ich konnte mir nicht ansatzweise vorstellen, welche Ängste sie ertragen musste.

Plötzlich blieb Madow mit ihren Fuß an einer Teppichwelle hängen, kam ins Straucheln, knickte mit ihrem Knöchel um und fiel mit einem lauten poltern zu Boden. „Maddie!" Ich stürmte zu ihr und kniete mich neben sie auf den Boden. „Verdammt!", presste sie durch ihre geschlossenen Zähne und griff fest um ihren Knöchel. „Lass mich sehen.", bat ich sie. „Schon okay. Nicht nötig." Sie hielt mich auf Abstand, sah mich mit ihren roten verweinten Augen an. „Es reicht Madow." Meine Stimme klang strenger als es sollte. Schlimm genug, dass sie den Mist alleine durchstehen wollte und vor mir weglief, aber ich würde sie jetzt nicht wieder das alleine machen lassen. „Ich helfe dir hoch. Los!", forderte ich sie auf und versuchte sie auf die Beine zu stellen. Sie versuchte einen Schritt zu gehen, aber sie sackte mit einem kleinen Aufschrei wieder zusammen. Ich fing sie auf und hielt sie in den Armen. Erschrocken sah sie mich an. Gott wie gut es tat sie wieder zu halte, ihre Wärme und Nähe zu spüren.

Ich griff ihr unter die Kniekellen und hob sie hoch. Das hatte deutlich abgenommen, sie erschien federleicht auf meinen Armen. Vorsichtig trug ich sie zurück zum Sofa und setzte sie ab. Ich zog einen Stuhl ran und legte vorsichtig ihr Bein darauf ab und betrachtete ihren Knöchel. Bereits nach wenigen Minuten war er fast um das doppelte angeschwollen. „Schon okay, dass ich morgen wieder weg.", verharmloste sie diese Situation. „Wird es nicht und das weist du.", ermannte ich sie. Wieder spielte sie die Starke, wieder versuchte sie etwas runterzuspielen, wie sie es auch anfangs mit ihrer Erschöpfung tat. „Hör auf damit Madow. Es reicht wirklich.", begann ich, lief ungefragt an ihren Kühlschrank und suchte nach einem Eisbeutel. Glücklicherweise fand ich ein und ging zu ihr zurück.

„Es muss gekühlt werden.", wies ich sie hin und legte ihr es behutsam auf den Knöchel. „Warum musst du immer die Starke spielen?" flüsterte ich mehr zu mir selbst, als dass diese Frage direkt an sie gerichtet war. „Weil ich keine Last sein will." Diese Antwort schockte mich. „Das ist Bullshit. Du bist keine Last und warst es auch nie. Verstanden!", entgegnete ich ihr und sah sie besorgt an. War es das? Glaubte sie, sie wäre eine Last für mich? „Glaubst du wirklich, dass ich dich als Last empfinden würde?", wollte ich wissen. Sie zuckte nur etwas mit den Schultern. „Habe ich dir jemals das Gefühl gegeben du könntest eine Last sein?" Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. „Du hast mir nicht geglaubt, dass etwas nicht mit mir stimmt!", erwiderte sie. „Das ist es nicht was ich meine Madow! Es tut mir leid, dass ich so dumm war und nicht genauer auf dich geachtet habe. Das weiß ich und ich schäme mich dafür. Glaube mir ich kann mir das selber nicht verzeihen und verlange es auch nicht von dir." Ich machte eine kleine Pause und versuchte die Tränen zurückzuhalten. „Doch ich habe alles für dich getan, was ich konnte. Und würde es immer wieder tun."

Always Better Together (h.s.) [+18]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt