Kapitel 2 - Samu

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Part 2 - Samu

Mein Engel in der letzten Reihe der Fans zu erblicken, brachte mir die nötige Energie und Kraft, die ersten Töne sicher und ordentlich über meine Lippen zu bekommen. Allerdings muss ich gestehen, hatte ich kurz Angst, dass sie es nicht schafft. Zwar war sie bis jetzt immer an meiner Seite, wenn ich Auftritte hatte, aber ich konnte sie, als der Raum sich langsam füllte, noch nicht erblicken. Aber wahrscheinlich hat sie sich wieder als letztes reingeschlichen, oder Mikko hat sie durch die Hintertür reingelassen - auch möglich. Sie sieht so süß aus, dass ich direkt anfing zu lächeln, als ich erkannte, was sie anhat. Sie trägt meinen schwarzen Tour Hoodie, der ihr natürlich viel zu groß ist, und versteckt ihr zauberhaftes Gesicht unter einer Cappy, dessen Superman Logo beinahe heller erstrahlt als die Scheinwerfer über meinem Kopf. Amia mag es nicht so gerne erkannt zu werden - klar lässt sich das nicht immer vermeiden, aber bei Auftritten von mir, will sie lieber ihre Ruhe haben. Ihr ist natürlich bewusst, dass ich viele weibliche Anhänger habe und einige von ihnen auch ziemlich für mich schwärmen oder ab und zu auch etwas über die Stränge schlagen - vielleicht ist das auch ein Grund, wieso sie immer als letztes erscheint und als erstes wieder verschwindet. Sie sagt zwar immer und betont es ziemlich deutlich, dass sie nicht eifersüchtig ist, aber dieser leicht eingeschnappte, zickige Unterton, wenn diese Worte ihren Mund verlassen sowie ihre leicht zusammengekniffenen Augen, entgehen mir natürlich nicht - und sagen mehr aus als Worte es schaffen könnten. Aber ich muss zugeben, ich finde es ziemlich süß, wenn sie so reagiert, und es wäre schlichtweg gelogen, wenn ich jetzt behaupte, ich würde sie nicht ab und an damit aufziehen. Manchmal, wenn wir zusammen unterwegs sind und einige Fans erkennen mich, dreht sie sich plötzlich weg und tut so, als würde sie sich die Schaufenster genauer angucken, oder ihr Schnürsenkel ist plötzlich offen, muss ich gerade etwas grinsen und verdrehe meine Augen. Sie ist einfach zu schüchtern, um dann direkt neben mir stehen zu bleiben, was irgendwie etwas absurd klingt, da sie ja Anwältin werden will - aber ich denke es gibt einen Unterschied den Gerichtssaal zu rocken oder mit mir auf der Straße erkannt zu werden. Trotzdem ändert es nichts daran, dass sie für mich perfekt ist.
Nach dem Auftritt breitete sich eine Stille über der Konzerthalle aus, während wir auf die Crew warteten, die mit dem Abbau beschäftigt war. Mikko und Toni hatten sich um die Buchhaltung und andere organisatorische Details gekümmert. Aber danach, als alles erledigt war, setzten wir uns noch alle gemeinsam in eine nahegelegene Bar, um ein paar Bier zu trinken und den Abend Revue passieren zu lassen - auch wenn meine Sehnsucht nach meinem Engel von Sekunde zu Sekunde wächst. Tomas, Risto, Janne, Mikko, Toni und ich saßen zusammen und zogen Bilanz über das Konzert. "So, Jungs, wie fühlt ihr euch nach diesem Abend?" frage ich und nehme einen Schluck von meinem Bier, ehe mein Blick durch die Runde geht. Tomas lachte als erstes. "Einfach großartig, Samu! Das Publikum war der Wahnsinn!", sodass Risto nur nickend zustimmen konnte. "Ja, es hat wirklich gerockt. Aber ich frage mich, ob wir das morgen wiederholen können." Und was soll ich sagen, die Sorge war berechtigt. Wir haben am nächsten Tag schon wieder einen Gig, und es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich mache mir keine Gedanken. Ich hoffe und bete inständig, dass die Crew rechtzeitig mit dem Auf- und Abbau der Bühne fertig werden würde. Die Termine lagen sehr eng beieinander, und ich wollte sicherstellen, dass die Jungs nicht überlastet waren. "Denkt ihr, die Crew schafft das morgen pünktlich?" frage ich weiter in die Runde und reibe mir nervös meine Hände. "Es wird knapp, Samu. Aber ich habe schon mit ihnen gesprochen. Sie werden ihr Bestes geben", erklärt Mikko und sieht mich beruhigend an. "Die Termine waren einfach so seitens der Veranstalter gebucht. Wir müssen das Beste daraus machen", fügte Toni hinzu, woraufhin ich tief durchatmend zu nicken beginne. "Wir sind ein starkes Team. Solange wir zusammenhalten, schaffen wir das", mischt sich nun Janne, der bisher eher ruhig war, mit ein. Die Atmosphäre in der Bar wurde nachdenklicher. Wir sprachen über die Herausforderungen, die vor uns lagen, und wie wir sie gemeinsam bewältigen konnten. Es war eine Mischung aus Aufregung und Besorgnis. Aber irgendwann fiel mein Blick auf meine Armbanduhr, und die Sehnsucht nach meiner Süßen breitete sich wieder in meinem Körper aus. "Ich werde jetzt verschwinden, Jungs. Genießt den Abend noch etwas", stehe ich auf und klopfe einmal auf dem Tisch vor mir, sodass mich alle ansehen. "Du willst doch nur zurück in den Armen deiner Amia", grinst Mikko mich schief an, woraufhin ich lächelnd meinen Kopf schüttel. "Genau so sieht es aus. Und mit so setzen könnt ihr mich absolut nicht ärgern", zwinkere ich grinsend, schnappe mir meine Lederjacke, welche über der Lehne des Stuhls hängt, und ziehe mir sie über, ehe ich den Jungs den Rücken kehre und mich auf den Weg nach Hause zu der Liebe meines Lebens mache.

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