Kapitel 57 - Samu

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Samu - Part 57

Zurück im Badezimmer sehe ich, dass sie immer noch auf dem Wannenrand sitzt, ihre Schultern leicht vorgebeugt, aber ihre Augen sind geöffnet, und sie beobachtet mich mit einem schwachen, dankbaren Lächeln. "Hier", murmle ich sanft und knie mich vor sie. "Lass uns dich da reinbringen." Sie nickt leicht, und ich helfe ihr zuerst in die Jogginghose, ziehe sie vorsichtig über ihre Beine und achte darauf, dass ich ihr keinen zusätzlichen Schmerz zufüge. Sie scheint sich ein wenig zu entspannen, als der weiche Stoff ihre Haut berührt. Dann nehme ich den Hoodie und halte ihn für sie bereit. "Arme hoch", sage ich leise, und sie hebt ihre Arme zögernd, während ich ihr den Hoodie über den Kopf ziehe. Sie schlüpft hinein, und ich ziehe den Stoff sanft über ihre Schultern, ziehe ihn zurecht, bis er perfekt sitzt. Der Hoodie ist viel zu groß für sie, aber gerade das, denke ich, macht ihn so bequem, so schützend. Amia zieht den Hoodie fest um sich, um sich in ihn hineinzukuscheln, als würde der Stoff all die Schmerzen und Sorgen abhalten können. Ein leises Schluchzen entfährt ihr, aber sie sieht mich voller Dankbarkeit an. "Danke", flüstert sie heiser. "Danke, dass du so gut zu mir bist.", funkeln ihre geröteten Augen mich an, ehe ich mich neben sie auf den Wannenrand setze und einen Arm um ihre Schultern lege, um sie sanft an mich zuziehen. "Das muss du nicht sagen, Baby", meine ich leise und streiche ihr über den Rücken. "Ich bin hier, weil ich dich liebe. Und weil wir das gemeinsam durchstehen.", lehnt sie nach meinen Worten seufzend ihren Kopf an meine Schulter, und ich spüre, wie sie sich mehr und mehr entspannt. "Ich weiß", murmelt sie. "Ich weiß... und ich bin so froh, dass du da bist. Ich.. ich weiß das du genauso unter den Verlust leidest, und es tut mir leid, dass ich dir keine große stütze sein kann", bilden sich erneut bittere Tränen in ihren Augen, als ich erkenne wie sie zu mir rauf blinzelt. "Hey, nein, nein", flüstere ich beruhigend und nehme ihr Gesicht sanft in meine Hände, damit sie mich ansieht.

"Du musst nicht stark sein, Amia. Es ist okay, dass du traurig bist, dass du verletzt bist. Wir durchleben das gemeinsam, und wir stützen uns gegenseitig. Du bist mir eine Stütze, mehr als du vielleicht merkst", streiche ich sanft mit meinem Daumen über ihre Wange und wische eine Träne weg, die ihr über die Haut rollt. "Und was mich betrifft... ja, es tut weh. Aber du musst dich nicht dafür entschuldigen, dass du trauerst. Du hast jedes Recht dazu." Amia nickt langsam, und ich sehe, wie ihre Schultern etwas lockerer werden. Sie atmet tief ein und schließt die Augen, als wollte sie die Worte in sich aufnehmen, sie festhalten. "Ich weiß, Samu... ich weiß nur nicht, wie ich das alles ertragen soll, ohne dabei den Verstand zu verlieren", klingt ihre Stimme leise und brüchig. "Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen", sage ich leise und drücke sie sanft an mich. "Schritt für Schritt, Tag für Tag. Es gibt keine richtige oder falsche Art, damit umzugehen. Wir machen es so, wie es für uns passt", küsse ich sie sanft auf den Scheitel, halte sie einfach fest. "Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer sein würde", murmelt sie gegen meine Brust "Ich dachte immer, ich wäre stark genug, aber..." - "Du bist stark, Süße", unterbreche ich sie sanft. "Stärke bedeutet nicht, keine Schmerzen zu fühlen. Stärke bedeutet, weiterzumachen, selbst wenn es weh tut. Und du machst das. Jeden Tag.", sehe ich nun, wie ihre Lippen ein kleines, unsicheres Lächeln formen. "Und du bist nicht allein, Baby. Du hast mich. Und ich lasse dich nicht los." Ich spüre, wie meine Süße zittert, und halte sie noch ein wenig fester, während wir nebeneinander auf dem Rand der Badewanne sitzen. Ihre Atmung beruhigt sich langsam, aber ihre Augen sind immer noch gerötet, und ich weiß, dass sie versucht, gegen die Tränen anzukämpfen, die immer noch in ihren Augenwinkeln lauern. "Komm", flüstere ich leise und küsse sie erneut sanft, diesmal aber auf die Schläfe. "Lass uns ins Wohnzimmer gehen. Wir setzen uns auf die Couch, und ich hole eine Decke, okay?", zwinkere ich ihr vorsichtig lächelnd zu, bevor sie zu nicken beginnt und ich langsam aufstehen, um ihr dann zu helfen sich aufzurichten.

Ihre Beine sind immer noch wackelig, also halte ich sie fest, stütze sie, während wir langsam aus dem Badezimmer gehen. Ich führe sie den Flur entlang ins Wohnzimmer, wo die Morgensonne durch die Fenster strömt und den Raum in ein weiches, warmes Licht taucht. "Setz dich hierhin", sage ich, und lenke sie sanft zur Couch. Sie lässt sich langsam auf die weichen Polster sinken, und ich ziehe eine große, flauschige Decke vom Sofa. Ich breite sie über ihren Körper, bis nur noch ihr Kopf zu sehen ist, und sie kuschelt sich sofort in den Stoff, als suche sie Schutz vor der Kälte, die nicht nur von außen, sondern auch von innen kommt. "Ich bin gleich wieder da", sage ich sanft und streiche ihr über die Wange. "Ich gehe nur kurz ins Schlafzimmer, um das Bett neu zu beziehen", sieht meine Süße mich an, und für einen Moment sehe ich, wie ihre Augen wieder feucht werden. "S.. Samu...", stockt sie mitten im Satz, und sie sieht mich mit einem gequälten Ausdruck an. "Ich... Es tut mir so leid, dass ich... dass ich das Bett...", erstickt ihre Stimme in einem Schluchzen, und sie vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen. Sofort knie ich mich vor sie hin, nehme ihre Hände in meine und ziehe sie sanft von ihrem Gesicht weg. "Hey, Süße, schau mich an", sage ich leise, aber eindringlich. "Du musst dich nicht schämen, okay? Das ist nichts, wofür du dich entschuldigen musst. Es ist völlig normal, nach... nach so etwas. Es ist okay." Sie schüttelt den Kopf, und die Tränen laufen ihr über die Wangen. "Ich fühle mich so.. so verdammt schmutzig... und schwach. Ich hasse es, dass du das alles für mich tun musst. Dass du... dass du es sehen musst.", beuge ich mich nun vor, küsse sie sanft auf die Stirn und halte ihr Gesicht in meinen Händen. "Amia", sage ich fest, "es ist mir egal, was ich sehen muss oder was passiert ist. Ich will einfach nur bei dir sein. Für dich da sein. Du bist nicht schmutzig, und du bist ganz bestimmt nicht schwach. Du bist die stärkste Person, die ich kenne, und ich liebe dich. In guten und in schlechten Zeiten, weißt du noch?", streiche ich mit meinen Daumen sanft über ihre Wangen. Sie schnieft und nickt leicht, während ihre Augen mich unsicher fixieren.

"Ich... ich weiß, aber..." - "Kein Aber", unterbreche ich sie sanft und drücke ihre Hände. "Wir machen das gemeinsam. Und es gibt nichts, was du tun oder sagen könntest, das daran etwas ändern würde." Für einen Moment herrscht Stille, nur unterbrochen von ihren leisen Schluchzern. Ich wische ihr erneut sanft die Tränen von den Wangen und warte, bis sie sich etwas beruhigt hat. Dann gebe ich ihr noch einen sanften Kuss auf die Stirn und stehe langsam auf. "Ich bin gleich wieder da", verspreche ich und stehe dann langsam auf. Im Flur angekommen bleibe ich einen Moment lang stehen, drehe mich zu ihr um und beobachte sie. Ihre Schultern sind immer noch leicht gebeugt, als ob sie die Last der letzten Stunden noch immer mit sich trägt. Ihr Gesicht ist halb im Schatten, halb im warmen Licht der Morgensonne. Ich sehe, wie sie sich an die Decke klammert, sie eng um sich schlingt, als suche sie Halt. Ihre Augen sind geschlossen, aber ihre Lippen bewegen sich ganz leicht, als würde sie ein stilles Gebet murmeln oder einfach nur versuchen, ihren Atem zu beruhigen. Ich sehe, wie ihr Brustkorb sich hebt und senkt, unregelmäßig, und wie ihre Finger die Ränder der Decke fast krampfhaft umklammern. In diesem Moment wirkt sie so verletzlich, so zerbrechlich, und dennoch ist da etwas Unnachgiebiges in ihrer Haltung. Selbst in ihrer Schwäche zeigt sich eine stille Stärke, eine Entschlossenheit, die durch den Schmerz hindurchschimmert. Ihr Haar fällt in sanften Wellen über ihre Schultern, ein paar Strähnen hängen ihr ins Gesicht. Sie schüttelt leicht den Kopf, als wolle sie die trüben Gedanken abschütteln, und ich sehe, wie sich eine einzelne Träne ihren Weg über ihre Wange bahnt. Sie macht keine Anstalten, sie wegzuwischen, als hätte sie sich schon an die ständige Nässe auf ihrer Haut gewöhnt. Mein Herz zieht sich bei diesem Anblick zusammen, und ein Teil von mir möchte einfach zu ihr zurückgehen, sie festhalten, ihr versichern, dass alles gut wird. Aber ich weiß, dass sie diesen Moment für sich braucht, um ihre Gefühle zu sortieren, um all den Schmerz und die Verwirrung zu verarbeiten, die in ihr toben.

Also bleibe ich stehen und beobachte sie, versuche, ihr so nah wie möglich zu sein, auch wenn ich ihr den Raum lasse, den sie braucht. In der stillen Intimität dieses Moments, in dem sie sich in der Decke vergräbt und mit ihren Tränen kämpft, sehe ich die Frau, die ich liebe, die durch so viel Dunkelheit gegangen ist und die doch immer noch einen Funken Licht in sich trägt. Ich nehme mir einen Augenblick Zeit, um durchzuatmen, bevor ich mich umdrehe und ins Schlafzimmer gehe. Doch der Gedanke an sie, an ihre tapferen Augen, die sich so bemühen, die Dunkelheit in ihrem Inneren zu bekämpfen, bleibt bei mir. Ich weiß, dass ich alles tun werde, um ihr zu helfen, dieses Licht zu bewahren, um uns beiden eine Zukunft zu geben, in der der Schmerz irgendwann nur noch eine ferne Erinnerung sein wird.

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