Kapitel 21 - Samu

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Samu - Part 21

Zärtlich küsse ich die Lippen meines Engels, bevor ich unsanft in meinem Tun von Herrn Manager Mikko unterbrochen werde. "Komm, Samu, dafür habt ihr später noch Zeit. Letzte Probe, bevor es ernst wird!", klopft er mir übertrieben grinsend auf die Schulter und scheint mehr als stolz darauf zu sein, uns unterbrochen zu haben. "Ja, ja...", seufze ich, die Augen verdrehend, und verfolge ihn mit einem genervten Gesichtsausdruck. Erst Amias amüsiertes Kichern schafft es, mich gedanklich davon abzubringen, ihm den Hals umzudrehen. "Findest du wohl lustig, was?", sehe ich sie mit erhobener Augenbraue an. "Na ja, schon irgendwie...", kichert sie weiter. "Weil ich mir vorstellen kann, dass du Mikko gedanklich überfahren hast..." Paska, mein kleines Biest, kennt mich eindeutig zu gut. "Erwischt...", murmle ich mit zurückgezogenen Mundwinkeln und zucke mit den Schultern, sodass ihr amüsiertes Kichern zu einem atemberaubenden Lachen wird. "Komm, mein Spinner...", legt sie ihre Hände nun auf meine Schultern und dreht mich mit dem Rücken zu sich. "Raus mit dir. Auf die Bühne. Ich gucke mir alles ganz genau an, und wehe, du benimmst dich nicht.", lacht sie weiter und schiebt mich gekonnt vor sich her, um mir anschließend den letzten Schubs Richtung Mikrofon zu geben. "Ganz schön streng, das Fräulein heute. Warte ab. Heute Abend...", knurre ich ihr leise zu, als sie an mir vorbeimarschiert, vom Rand der Bühne hüpft und als Einzige direkt davor stehen bleibt. Na ja, fast als Einzige. Mikko und der Rest rennen da unten auch noch rum, um alles zu beobachten. "Na los, mein Superman. Hau in die Saiten", ruft mir mein Mädchen zu, sodass ich kopfschüttelnd anfange zu lachen. Na gut, ich muss zugeben, irgendwie hat es etwas Romantisches, dass sie im Moment noch alleine da unten steht. Also gebe ich ihr jetzt, was sie sich wünscht - einen vom Besten. Nachdem die letzte Probe verklungen ist, versammeln wir uns alle hinten im Backstage-Bereich. Meine Süße kommt auch noch einmal auf mich zu und drückt mir wie vor jedem Auftritt einen Glücksbringerkuss auf die Lippen. "Du wirst großartig sein, wie immer, Baby.", lächelt sie mich sanft an und streicht währenddessen liebevoll mit ihrer Hand über meine Brust. "Ich habe heute ein bisschen Nervenflattern...", gestehe ich Amia und atme einmal tief ein und aus. "Sei wie immer, Baby - einfach du selbst...", legt sie sanft eine Hand auf meine Wange, stellt sich auf ihre Zehenspitzen und gibt mir einen weiteren Kuss auf die andere. "Ich misch mich jetzt unters Volk. Du findest mich wie immer an der Bar, falls du meinen Blickkontakt brauchst...", zwinkert sie mir neckisch zu und bringt mich damit doch ein wenig zum Schmunzeln. "Ich liebe dich, bis später...", ergreife ich noch einmal ihre Hand und ziehe sie zu mir zurück, als sie gerade eigentlich verschwinden wollte. "Und ich liebe dich.", wispert Amia leise und drückt einmal unsere miteinander verschränkten Hände, während sie mir noch ein weiteres Mal dieses atemberaubend schöne Lächeln schenkt.
"Kommst du mit und begleitest mich auf meine letzte Zigarette vor der Show?", klopft Tomas mir plötzlich auf die Schulter und gewinnt so für einen kurzen Moment meine Aufmerksamkeit. "Es sollte grundsätzlich deine letzte sein, die Dinger sind ungesund..." - "Ja, ja Vati. Kommst du jetzt mit oder nicht?", lacht er, verdreht seine Augen und läuft schon mal Richtung Hinterausgang. Seufzend verdrehe ich meine Augen, zwinkere Amia noch einmal zu, sodass ihre Wangen sich erröten, und beobachte sie noch einen Moment, wie sie sich ihren Weg durch das hektische Treiben hinter der Bühne bahnt. Als ich sie nicht mehr sehen kann, verstaue ich meine Hände tief in meinen Hosentaschen und folge Tomas hinaus an die Luft. Angespannt schließe ich meine Augen und sauge den Sauerstoff tief in mich auf. "Verdammt, bin gleich wieder da. Habe das Feuerzeug vergessen...", knurrt der Gitarrist und rast plötzlich wieder ins Innere des Gebäudes. Lächelnd schüttle ich mit dem Kopf und blicke ihm hinterher. "Typisch...", denke ich, als ich plötzlich unweit von mir entfernt einige Stimmen und Gelächter hören kann. Konzentriert kneife ich meine Augen zusammen und laufe Schritt für Schritt näher zu der Ecke, hinter der ich die Stimmen vermute. Ich kann erkennen, wie zwei Mädels sich angeregt zu unterhalten scheinen. Eigentlich wollte ich ja nicht lauschen, aber die Lautstärke kann man wohl kaum überhören. "Ob es wieder das selbe lahme Programm wird wie immer - und ich dachte, er lässt sich was Neues einfallen. Früher mit Sunrise Avenue gab es wenigstens noch Abwechslung, aber heute ist alles gleich. Gleich langweilig.", fangen beide an zu lachen, und ihre Worte treffen mich wie ein Schlag ins Gesicht. "Er ist halt alt geworden, was willst du machen...", kann ich sie weiterreden hören. Zitternd atme ich tief ein und taumle wie von Geisterhand geführt einige Schritte zurück. Meine Welt droht beinahe auseinanderzubrechen. Die Zweifel, Zweifel, die ich jeden Tag versuche zu unterdrücken, nehmen zu, wuchern wie Unkraut in meinem Verstand und ersticken jede Hoffnung auf Rettung. Bin ich wirklich so vorhersehbar, so langweilig geworden? Haben sie recht, all diejenigen, die an mich glauben, die mich unterstützen? Ein Schauer durchfährt meinen Körper, als mich plötzlich eine Welle von Panik überrollt. Meine Kehle ist wie zugeschnürt, der Atem kommt in kurzen, hastigen Stößen. Ich fühle mich, als ob ich ersticke, als ob die Luft um mich herum zu dick wäre, um sie zu durchdringen. Ich stütze mich mit meinen Händen an der Wand ab, meine Finger krallen sich in das raue Material, während mein Blick wild umherirrt, auf der Suche nach einem Ausweg, einem rettenden Anker in diesem Sturm aus Angst und Verzweiflung. "Samu?", höre ich aus dem Nichts eine vertraute Stimme. Tomas' Stimme. Aber ich kann einfach nicht antworten. "Samu, was ist los?", spüre ich seine Hand auf meiner Schulter, als er mich zu sich herumdreht. Kraftlos sacke ich an der Wand zusammen, gleite zu Boden und starre wie paralysiert Löcher in die Luft. "Rede mit mir, Samu!", wird die Stimme des Gitarristen lauter, doch ich schaffe es nicht, ihm zu antworten. "Verdammt", murmelt er panisch, sieht mich noch einmal an und eilt dann zurück in den Backstage-Bereich. Ich höre, wie er nach Mikko ruft, aber alles Weitere bleibt für meine Ohren unverständlich. Stattdessen durchfährt mein Körper eine weitere Welle der Panik, lässt mich beben wie ein Blatt im Sturm. Alles um mich herum verschwimmt zu einem unscharfen Schleier, mein Verstand taumelt am Abgrund der Ohnmacht. Schluchzend schließe ich die Augen, versuche mich zu beruhigen, doch die Dunkelheit um mich herum wird nur noch dichter, und die Zweifel, die Ängste, sie erdrücken mich wie eine bleierne Last. Tränen brennen in meinen Augen, heiße, salzige Tropfen, die meine Wangen hinabrollen, während ich mir mit zitternden Händen durch meine Haare fahre. Ich bin verloren, verloren in einem Meer aus Selbstzweifeln und Ängsten, und ich weiß nicht, wie ich wieder den Weg zurückfinden soll.

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