Kapitel 65 - Samu

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Samu - Part 65

Nachdem Amia sich ins Badezimmer zurückgezogen hat, stehe ich einen Moment im Flur und atme tief durch. Es ist ein kleiner Erfolg, aber ein Erfolg, der sich riesig anfühlt. Jetzt muss ich ihr nur noch helfen, den nächsten Schritt zu machen. Ich beschließe, ihr ein paar frische Anziehsachen zu holen, etwas Gemütliches, damit sie sich wohler fühlen kann. Eilig gehe ich zurück ins Schlafzimmer, öffne leise ihren Schrank und suche nach etwas Bequemem. Meine Hand streift über eine weiche Leggings, die sie oft trägt, und ich nehme ein weites T-Shirt dazu - eines, das ihr ein Gefühl von Geborgenheit geben könnte. Es ist eines meiner älteren Shirts, das sie sich vor einiger Zeit 'ausgeliehen' hat, und ich weiß, dass sie es mag. Sie trägt gerne Hoodies oder Shirts von mir, auch wenn ihr die alle viel zu groß sind. "Es fühlt sich an, als hätte ich ein Stück von dir bei mir," hatte sie mir mal lächelnd erklärt, als ich sie darauf angesprochen habe. "Deine Sachen sind so warm und riechen nach dir... das beruhigt mich.", lässt mich dieser Gedanke schmunzeln, und ich stelle mir vor, wie sie sich in dem Shirt einkuschelt. Es ist süß, wie sie sich in den viel zu großen Klamotten verliert, fast wie ein kleiner Kokon, der sie beschützt. Mit den Kleidungsstücken in der Hand gehe ich zurück zum Badezimmer und klopfe sanft an die Tür. "Süße? Ich habe dir ein paar frische Sachen rausgesucht. Leggings und das Shirt von mir, das du so gern trägst. Soll ich sie dir reinlegen?", frage ich liebevoll. Es ist kurz still, aber dann höre ich ihre leise Stimme. "J.. Ja... danke, Samu.", öffnet ich nun vorsichtig die Tür einen Spalt und lege die Sachen auf den Rand des Waschbeckens. "Hier, und lasse dir Zeit, okay? Aber wenn du etwas brauchst, bin ich direkt hier draußen." - "Okay..." flüstert sie kaum hörbar, während ihre Stimme noch immer brüchig klingt. Kurz zögere ich einen Moment, möchte ihr noch etwas sagen, etwas, das sie vielleicht aufmuntern könnte, aber entscheide mich dann, ihr Raum zu lassen. "Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst", sage ich stattdessen noch einmal sanft und ziehe mich dann zurück in den Flur.

Seufzend lehne ich mich mit den Rücken an die Wand und warte, während in meinem Kopf tausend Gedanken kreisen. Es ist so schwer, sie so zu sehen. Doch heute fühlt es sich an, als hätte ich sie zumindest ein kleines Stück weit aus ihrer dunklen Ecke herausgeholt. Nach einer Weile höre ich das leise Klicken der Badezimmertür. Und sofort schlägt mein Herz schneller, als die Tür sich langsam öffnet und meine Süße herauskommt. Sie steht im Türrahmen, trägt die Leggings und das weite Shirt, das ihr etwas über die rechte Schulter rutscht. Ihre Haare hat sie zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden. Sie sieht so blass und schwach aus, aber da ist etwas - ein kleines Stück von der alten Amia, die ich so gut kenne und liebe. Sanft lächle ich sie an, versuche, ihr Mut zu machen, auch wenn ich sehen kann, wie unsicher sie sich fühlt. Denn sie steht da, die Arme leicht vor dem Körper verschränkt, als würde sie sich schützen wollen. "Du siehst gut aus", sage ich leise "Ich bin stolz auf dich, Baby. Wirklich. Das ist ein großer Schritt.", huschen ihre Augen jetzt kurz zu mir, bevor sie schnell wieder den Blick abwendet. Sie wirkt verunsichert, fast, als wüsste sie nicht, wie sie mit dem Kompliment umgehen soll. "Es... es fühlt sich komisch an", flüstert sie und zieht das Shirt nun etwas mehr über die Schulter, als wollte sie sich verstecken. Vorsichtig, um sie nicht zu bedrängen, trete ich einen Schritt näher "Ich weiß, aber du hast das richtig gut gemacht. Du musst nichts überstürzen. Jeder kleine Schritt zählt, und heute hast du einen wichtigen gemacht." Sie nickt nur schwach und ihre Augen wirken nach wie vor müde, aber gleichzeitig ist da etwas anderes - eine winzige Flamme von Entschlossenheit, die ich lange nicht mehr bei ihr gesehen habe. Es macht mich auf eine Weise glücklich, die schwer zu beschreiben ist. Sie ist noch lange nicht wieder die Alte, aber dieser Moment fühlt sich an wie ein kleiner Sieg. "Willst du noch etwas trinken, bevor wir los müssen?", frage ich sanft und halte meinen Ton so leicht wie möglich, damit sie sich nicht gedrängt fühlt.

"Es muss nichts Großes sein, vielleicht ein Tee?", zögert meine Süße nach meinen Worten kurz, und zuckt dann mit den Schultern. "Ja... vielleicht ein Tee." - "Okay, ich mache dir einen", lächle ich sie liebevoll an, bevor ich schließlich in Richtung Küche gehe. Während ich den Wasserkocher anschalte und in Gedanken versunken nach den Teebeutel greife, höre ich plötzlich ein leises Schlurfen hinter mir. Ich drehe mich um und sehe mein Mädchen in der Küchentür stehen. Neben ihr Lulu, unsere treue Hündin, die eng an ihrer Seite läuft. Amia hat sich an Lulus Halsband festgekrallt, als würde sie sich an ihr festhalten, um nicht den Mut zu verlieren. Es ist ein unerwarteter Anblick - ich habe sie nicht nur aus dem Bett bekommen und dazu bewegt sich etwas frisch zumachen, nein sie hat auch noch den Mut gefunden, mir bis in die Küche zu folgen. "Dein Tee ist gleich fertig", sage ich leise, mit ein sanftes Lächeln auf den Lippen, ehe sie kaum merklich zu nicken beginnt und Richtung Küchentisch läuft. Seufzend lässt sie sich auf einen der Stühle nieder, während Lulu ihre schnauze auf Amias Oberschenkel legt und sie treu anblickt. Mit ihren fingern gleitet sie durch ihr Fell, ehe ich die dampfende Tasse vor ihr, auf den Tisch stelle und meine Hand auf ihre Schulter. "Hier Süße..", murmle ich leise, und hebe anschließend meinen Blick, als Mikko zu uns in die Küche kommt. Amia schaut kurz auf, aber senkt den Blick schnell wieder, als sie den Brünette bemerkt. Ich will gerade etwas zu Mikko sagen, als meine Süße aber plötzlich leise fragt: "Könnte ich... vielleicht auch ein Sandwich oder so haben, oder Kekse?" Der Raum scheint für einen Moment still zu stehen. Mik und ich tauschen einen überraschten Blick, beide unsicher, ob wir richtig gehört haben. Ein Sandwich?
Hat sie das gerade wirklich gefragt? Der Manager reagiert als Erster, weil ich noch zu sehr unter schock stehe. "Ähm, n... natürlich klar, sicher!", stammelt er und eilt etwas ungelenk zum Kühlschrank. "Was willst du drauf? Äh, ich meine, ich kann dir alles machen, was du willst! Käse? Schinken? Was auch immer!", murmelt er hastig, während er durch die Zutaten im Kühlschrank wühlt.

Seine Hände zittern leicht, und ich kann nicht anders, als zu lächeln. Er ist genauso überrascht wie ich. Ich streiche meiner Süßen sanft durchs Haar und nicke ihr beruhigend zu, als sie ihren Kopf in den nacken legt um mich anzusehen. "Wir machen dir was richtig Leckeres. Was magst du am liebsten drauf?", frage ich. Sie schaut mich kurz an, etwas unsicher, und murmelt dann fast flüsternd: "Nur Käse... und vielleicht ein bisschen Salat." - "Alles klar, Käse und Salat. Das kriegen wir hin", antworte ich sanft und beginne, das Brot aus den Schrank zu nehmen, während Mikko die restlichen Zutaten herauslegt. Er sieht mich aus dem Augenwinkel an, und ich kann den leichten Hauch von Erleichterung in seinem Blick erkennen - denn wir beide wissen natürlich, wie wichtig dieser Moment ist.


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