KAPITEL 32 - Samu

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Samu - Part 32

Mein Herz rast, als ich das andere Fahrzeug näherkommen sehe. Ich trete instinktiv auf die Bremse, aber es ist zu spät. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen prallt das Auto gegen meines. Der Aufprall ist beinahe wie eine Explosion. Metall knirscht, Glas splittert, und mein Körper wird gegen das Lenkrad geschleudert. Ein dumpfer Schmerz durchzieht meinen gesamten Körper, als ich letztendlich zum Stehen komme. Panisch blicke ich mich nach einem Moment der Besinnung um, versuche, meine Lage zu erfassen. Das Adrenalin pumpt durch meine Adern, und mein Verstand kämpft darum, klar zu denken. Doch die Wahrheit ist, die Welt um mich herum wirkt wie ein Wirbelsturm aus Chaos und Verwirrung. Nach ein paar Minuten klärt sich jedoch mein Blick, und ich sehe das andere lädierte Fahrzeug vor mir. Mit einem leicht schmerzverzerrten Gesicht löse ich den Sicherheitsgurt und versuche, mich zu bewegen, doch erneut durchzieht ein leichter Schmerz jeden Muskel meines Körpers. "F*ck, verdammt...", fluche ich leise, öffne die Tür und quäle mich aus meinem Wagen. Schmerzlich stöhnend suche ich nach Halt an der Autotür und will gerade zu dem anderen Fahrzeug laufen, als plötzlich eine blonde Frau aus dem Auto steigt und ich das Gefühl habe, mich trifft der Schlag. "Ca... Carinja?", flüstere ich ungläubig und kneife meine Augen zusammen, als ich die Frau erkenne, die aus dem anderen Auto steigt. Sie ist es. Sie ist es wirklich, eine alte, aber langjährige Freundin meiner Band, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe, stammle ich in meinen Gedanken vor mich her. Langsam und wie ferngesteuert laufe ich auf sie zu. Spielt mir mein Gedächtnis gerade einen Streich? Oder ist sie es wirklich? Etwas wackelig auf den Beinen begutachtet die Blonde den Schaden an ihrem Wagen, ehe sie ihre langen, blonden Haare mit einem aufkommenden Windstoß über ihre rechte Schulter wirbeln lässt. "Das hat mir gerade noch gefehlt...", kann ich sie leise fluchen hören, während sie mit ihrer Hand über den verbeulten Lack streift. "Carinja?", rufe ich leise ihren Namen, und tatsächlich, sie schaut sofort in meine Richtung.

"Oh Gott, Carinja, geht's dir g...?", will ich gerade nachfragen, als ihre Augen plötzlich wütend zu funkeln anfangen und sie ihre Stirn in Falten legt. "Verdammte Scheiße! Ist das dein Scheiß ernst, Hapa?!", faucht sie mich sofort zornig an, sodass ich abrupt in meinen Bewegungen erstarre. "Das kann doch wohl nicht wahr sein! Was zum Teufel machst du hier, Samu?", keift sie giftig weiter und spannt ihren kompletten Körper zitternd vor Zorn an. Verwirrt über ihre forschen Reaktionen auf mich, hebe ich verdutzt eine Augenbraue in die Höhe, und dann wird mir langsam bewusst, dass dies mehr als nur ein Unfall ist. Es ist eine Katastrophe, die mein Leben für immer verändern wird. Ein Stich durchfährt mein Herz bei dem Anblick von Carinja. Sie ist genauso wie immer, mit ihrem langen, blonden Haar und ihren funkelnden Augen. Allerdings ist der Ausdruck auf ihrem Gesicht alles andere als freundlich. "Es tut mir leid, Carinja, ich habe... Ich war abgelenkt...", stammle ich etwas verdutzt, da meine Gedanken wie verrückt in meinem Kopf umherwirbeln. "Bist du in Ordnung?", laufe ich, nachdem ich mich wieder gesammelt habe, auf sie zu und will gerade nach ihrem Handgelenk greifen, als ihre Augen wie giftige Pfeile auf mich einprasseln. "Komm jetzt bloß nicht auf die Idee, mich anzugrabschen, du Idiot!", fletscht sie wütend ihre Zähne und schubst mich kräftig gefühlt zwei Meter von sich weg. "Du hast mir gerade noch gefehlt...", donnert sie ungehalten weiter und stampft wütend mit einem Fuß auf den Boden. Ein Knoten bildet sich in meinem Magen, als ich ihren Zorn spüre. Ich weiß, dass ich ihr damals viel Schmerz zugefügt habe, aber ich hatte gehofft, dass sie darüber hinweggekommen wäre. "Ca... Carinja, ich weiß, dass wir uns lange nicht gesehen haben, aber ich freue mich, dich wiederzusehen", versuche ich, auch wenn es unmöglich scheint, die Atmosphäre aufzulockern. Abrupt hebt sie ihren Kopf an und blickt mich ungläubig an.

"Sag mal, hast du einen Dachschaden? Hast du dir dein Hirn weggekifft? Spare dir deine verdammte, scheiß falsche Höflichkeit, du Affe. Ich habe keinen Grund, mich zu freuen, dich zu sehen.", schnauft sie verächtlich auf und schüttelt danach augenverdrehend ihren Kopf. "Macht jetzt einen auf heiligen Samariter, ich glaub, ich spinne...", murmelt die Blonde vor sich hin und beugt sich anschließend etwas herunter, um nach ihrem Wagen zu sehen. "Geh mir aus der Sonne, Herrgott noch mal...", befördert sie mich einen weiteren guten Meter von sich weg und läuft anschließend an mir vorbei, um nach weiteren Schäden zu suchen. Mein Herz fühlt sich schwer an, als ich die Ablehnung in Carinjas Stimme höre. Ich hatte ja irgendwie gehofft, dass sie sich nach all den Jahren verändert hätte, dass sie vielleicht in der Lage wäre, mir zu vergeben. Tief ein- und ausatmend verstaue ich meine Hände tief in meinen Hosentaschen. "Komm schon, Carinja, lass uns das klären", sage ich leise und stelle mich zwischen sie und das Fahrzeug, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken. "Lass uns darüber reden, was damals passiert ist." Langsam und drohend funkelt sie zu mir hinauf, als ob sie mich jeden Augenblick körperlich verletzen wollte, sodass ich lieber automatisch einen Schritt von ihr zurückweiche. "Ich glaube, es hackt. JETZT? JETZT willst du reden? Nach sechs Jahren fällt dir ein, zu REDEN?", schreit sie plötzlich lauthals los und bricht anschließend in einem ironischen Gelächter aus. "Verdammt, Carinja, ich... Ich weiß, ich habe Fehler gemacht...", will ich mich gerade verteidigen, aber noch ehe ich zu Ende sprechen kann, fällt sie mir kreischend ins Wort. "Tze, du elender Mistkerl! Du dreckiger Abschaum von einem Mann!" schreit sie ungehalten weiter, ihre Stimme voller brennender Wut und tiefster Verachtung. "Ein Fehler?! Ein Fehler?! Ich glaube, ich hör nicht richtig. Ein Fehler wäre gewesen, die verdammte Zahnpasta auszudrücken, aber du, du bist ein erbärmlicher Haufen Scheiße, der sich nicht darum schert, wen er verletzt!", brennen ihre Augen vor Hass.
"Du bist ein erbärmlicher Witz von einem Mann, der nicht mal weiß, was echte Reue bedeutet!", schreit sie lauthals aus sich heraus, sodass ich nicht anders kann, als mich kurz einmal umzusehen. Einige Passanten bleiben schon ungläubig am Gehweg stehen und schauen sich das Schauspiel hier genau an. "In Ordnung bringen? Du kannst nicht mal deine eigene Scheiße in Ordnung bringen! Du bist ein armseliger Haufen von Nichts, der nicht mal den Anstand besitzt, sich zu entschuldigen!", ballen sich ihre Hände zu Fäusten, während vor lauter Wut ihre Halsschlagader zu pochen beginnt.

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