Kapitel 69

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--- Yuki ---

Yuki stoppte, als Haru bewusstlos auf dem Sand landete. Er hätte stärker sein können. Ihr viel mehr Gefahr bedeuten können, wäre er nicht von seinem Hass geblendet gewesen. Eine Tatsache, die Yuki selbst erfahren hatte. Nur Tage zuvor dank Isshin. Kopflose Angriffe starten, bedeutete immer, das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Sie stoppte und betrachtete Haru. Sein Schal hatte sich etwas gelöst. Gab den Blick frei auf ein eigentlich hübsches Gesicht. Jetzt bewusstlos, wirkte er fast friedlich und Yuki fragte sich, ob er irgendwann auch ohne zu schlafen diesen Frieden ausstrahlen könnte. Irgendwie wünschte sie es sich für ihn. Für Abe-san. Jetzt hatte sie gegen Haru gekämpft und doch wusste sie noch immer nicht, was Harus Mordlust von der von Isshin unterschied. Was die Beiden unterschied. War es die Lust am Töten? Haru schien wie gefangen davon, als müsste er um jeden Preis. Isshin schien genüsslich auf den Moment zu warten, wenn er jemanden Schmerzen zufügen konnte. Auch Mao war so gewesen. Egal was es war, sie konnte ihn hier nicht so liegen lassen. Sobald er zu sich kam, würde er wieder auf sie losstürmen. Das hatte ihr der kurze Kampf klar gemacht. Wieder etwas, das sie mit Traurigkeit erfüllte. Mitleid. Wäre sie in Danzous Händen wie Haru geworden? Kalt und besessen vom Morden. Von endloser Wut erfüllt. Ruhelos auf der Suche nach immer weiteren Kämpfen, die ihn von der Schuld ablenkten, die er fühlen musste. Das wenigstens war etwas, das Haru von Isshin unterschied. Haru fühlte Schuld. Sie quälte ihn fast zu Tode. Die Schuld diesen Freund getötet zu haben, wer auch immer das war und wie auch immer es dazu gekommen war. Wieder dachte Yuki an Abe-san. An all die Menschen, die wie verloren in Kiri lebten, als säßen sie alle vor dem Fenster und warteten darauf, das das Leben kam. Nein, viel mehr, als hätten sie alle die Hoffnung längst aufgegeben, das es sie je erreichte. Haru war einer von ihnen. Ihn hatte diese Tatsache wütend gemacht. Manche hatte es geisteskrank werden lassen wie Isshin. Wie viele Schicksale mehr in Kiri gab es, die Dinge hatten tun müssen, die sie nicht wollten? Vielleicht, weil das von ihnen verlangt wurde. Weil es ein Befehl war und sie ihm gehorcht hatten. Yuki schluckte und ballte die Faust. Es machte auch sie wütend. Obwohl sie unter dem blauen Himmel stand und das Sonnenlicht ihr Gesicht wärmte, kam sie sich vor, als erstickte sie. Als wäre sie plötzlich wieder gefangen in ihrem Kinderzimmer. Mit Gewalt riss sie sich aus diesen Gedanken und setzte sich in Bewegung. Wie ferngesteuert fischte sie einen größeren Holzstamm aus dem Wald heraus und ging damit zum Wasser. Kurz ließ sie das Holz auf dem Wasser treiben, nur um sicher zu gehen, dann zerrte sie Haru zum Holzstamm. Zielsicher, als hätte sie ein photographisches Gedächtnis, sammelte sie auch ihren Metalldraht wieder ein, steckte ihn aber nicht weg. Stattdessen hievte sie Haru auf den Stamm. Noch immer schien das Holz zu treiben. Schwamm auch mit Harus Gewicht an der Oberfläche. Sie nickte und zurrte ihn dann mit Draht am Baumstamm fest. Es würde ihn viel Zeit kosten, sich davon zu befreien. Vielleicht war dann der Wettkampf bereits zu Ende. Ein letztes Mal sah sie auf sein Gesicht herab. Sie fühlte tatsächlich Traurigkeit. Früher hätte sie einen Freund ermordet, wenn sie den Befehl erhalten hätte. Jetzt würde sie andere Wege gehen. Dank ihrem ehemaligen Lehrer. Dafür hatte Kakashi so viel gemordet. Jeden ihrer Kämpfe übernommen. Yuriko, Hanna, diese Anbu aus Kiri, Kappei und sein Team. Ob Kakashi einen Rat für Haru hätte, wie man wieder zu seinem Frieden zurück fand? Wie man dem Tag entgegen lächelte und ein gutes Buch genoss, egal, wie oft man es bereits gelesen hatte. Gab es diesen Rat, oder war Kakashi nur willensstark genug, das er das hinter sich lassen konnte? Wenn sie nun so herab blickte. Das braune Haar und die grauen Augen. Sie sahen sich ähnlich. Sie schluckte, denn all das half nichts. Mit Haru zusammen lief sie tiefer ins Wasser hinein. Dort wo die Wellen stärker wurden. Auch dem hielt der Baumstamm stand. Ein seltsam leeres Gefühl erfüllte sie, als sie Fingerzeichen formte. So, wie schon das Schwert davongeschleudert worden war, erschuf Yuki den nächsten kräftigen Luftstoß. Sie legte einiges an Chakra hinein. „Fuuton – Windstoß." Sie blies und trieb Haru so in die Ferne. Die Strömung des Meeres begann ihn zu erfassen. Kurz fragte sie sich, ob er das auch überleben konnte, doch er konnte. Er war ein fähiger Ninja, wenn er sich nicht so sehr von seiner Wut blenden ließ. Sie sah, wie sein Punkt immer kleiner wurde und er schließlich in den Wellen verschwand. Kurz stoppte sie noch, dann drehte sie sich endlich um und lief aus dem Wasser heraus und an den Strand zurück. Sie fragte sich, ob sie zum Schrein sollte. Ihr Kampf und Harus davon treiben, hatten sie abgelenkt. War vielleicht jemand an ihr vorbei gekommen? Unschlüssig blickte sie ins Innere der Insel und dann in Richtung von Insel Acht. Wache halten, oder Patrouille gehen. Was war die bessere Entscheidung? Doch dort war noch immer Kenji, der das Innere bewachte. Er würde ein Notsignal abgeben, sollte er überrannt werden. Das hatten sie ausgemacht. Sie wandte sich gerade ab, als ein Nebel aufzog. Er schien von der Insel her zu kommen und verschluckte mehr und mehr den blauen Himmel. Ließ das Licht wieder wirr und düster aussehen, als wären sie zurück in Kiri. Yuki wirbelte auf dem Absatz herum und ihre Augen rissen auf. Sie wurden angegriffen, doch etwas an diesem Nebel beunruhigte sie. Etwas, stimmte nicht und langsam wurde es ihr klar. Das Kabel ihres Headsets war durchtrennt.


Falling Snow - An eurer Seite || NarutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt