Kapitel 108

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--- Yuki ---

Der Besuch in der Krankenstation erübrigte sich. In der ersten Hälfte von Aone und Daisukes Kampf öffnete sich die Tür und ein grimmiger Haru betrat den Raum. Sofort war dort wieder das Gackern. „Da ist ja mein süßer Verlierer." Provozierte ihn Ryu. Haru sah kurz zu ihm. In seinen grauen Augen lag Groll. Doch Haru entschied sich dagegen. Ging nicht auf Ryu los. Er lief einfach stumm an ihm vorbei und blickte stattdessen zu Yuki, die mit einem Lächeln auf den Lippen an der Brüstung wartete. Akane grinste. „Na jetzt bist du nicht mehr so vorlaut was?" Mit Begeisterung kippte sie Öl ins Feuer, worauf hin Kenji mit den Augen rollte. Auch zu Akane sah Haru mit Groll. Man sah, wie sehr es ihn störte, verloren zu haben und doch trat er einfach stumm an Yukis Seite. Mit Yuki als Schutzschild zu ihrem Team. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah stur auf den Kampf herunter. Yuki warf ihm aus den Augenwinkeln einen Blick zu. Sollte sie etwas sagen? Gab es etwas, das ihn aufmuntern würde? Vor allem hier, vor allen. Vor Ryu, der Haru damit bis an sein Lebensende aufziehen würde. „Haru." Begann sie leise. Sie erwartete, das er zu ihr sah, wie er es immer tat. Doch diesmal tat er das nicht. „Wage es nicht mir zu sagen, das das ein guter Kampf war." Brummte er Yuki entgegen, bevor sie ihren Satz hatte sagen können. Fast schon getroffen löste sie ihre Augen von ihm und beobachtete stattdessen, wie Daisuke mit einer Trommel in der Hand dastand, die er unter seinen Arm geklemmt hielt. Immer wenn Aone angerannt kam, schlug er darauf und die Schallwelle pfefferte Aone einfach davon und gegen die Arenawand. „Aber es war ein guter Kampf." Warf Yuki ein, als versuchte sie sich damit zu verteidigen. Alles was Haru ihr antwortete war ein wütendes Schnauben. Seine verschränkten Arme versteiften sich, als wollte er seine Arme brechen. Yuki befürchtete schon es knacken zu hören. Trotzdem wollte sie es sagen. Egal wie sehr es ihn ärgern würde. „Ich bin stolz auf dich." Ihr hatte es immer gut getan, wann immer Kakashi es ihr gesagt hatte und auch Naruto hatte sich damals im Wald so sehr darüber gefreut. Sie sah nicht zu ihm und trotzdem beobachtete sich wie sich seine Augen weiteten, ehe diese in die Schatten verschwanden, weil er wieder zu Boden sah. Diesmal schnaubte er nicht verächtlich. Er blieb einfach stumm. Yuki wertete das als Erfolg. Sie glaubte, das ihm diese Worte berührten und er zeigte das auf seine ganz eigene Art. Mit Stille. Auch Akane schien etwas einwerfen zu wollen, doch Kenji lenkte sie ab. „Schau mal. Nicht mal du würdest dieser Schallwelle stand halten." Akanes Kopf wirbelte sofort zurück. „Natürlich würde ich das. So ein wenig Schall haut mich doch nicht um." „Wenn man dir so beim Reden zuhört, könnte man meinen das du deinen Kopf nie zum Kämpfen einschaltest. Warum kannst du nicht mal so konzentriert sein, wie du es in Kämpfen bist?" Akane blies die Luft aus. „Ist mir viel zu anstrengend." Es war schon fast eine entwaffnende Ehrlichkeit. Eine Ehrlichkeit, die ein Schmunzeln auf Yukis Lippen zauberte. Yuki wusste einfach. Solange die Beiden stritten, war alles gut. „Ich werde trainieren." Kam es plötzlich von ihrer Linken. Yuki hatte schon gar nicht mehr daran geglaubt, das er irgendetwas sagen würde. Jetzt hatte er es und sie war überrascht. „Wenn wir uns das nächste Mal sehen, werde ich gewinnen können." Diese Worte erfüllten Yuki mehr, als sich Haru vermutlich dabei gedacht hatte. Noch auf der Parkbank hatte er ihr prophezeit, das sie sich wahrscheinlich nie wieder sahen, oder gar noch schlimmer. Als Feinde. Jetzt sagte er ohne jeden Zweifel, das sie sich wieder sehen würden und das er bis dahin jemand neues werden würde. Langsam weiteten sich ihre Augen, als sie das hörte. Begriff, was dieser Satz alles impliziert hatte. Sie würden sich wiedersehen. Er würde diesen neuen Weg weitergehen wollen. Er würde jemand werden wollen, den sie auch wiedertreffen wollte. Dort hatte so viel in diesen wenigen Worten gelegen. Vermutlich hätte das niemand begriffen, so wie auch niemand begriffen hatte, welch unglaublichen Wandel er in der Arena vollführt hatte. Doch Yuki verstand. Las zwischen den Zeilen. Ein sanftes Lächeln legte sich auf ihren Lippen und Freude erfüllte ihr Inneres, als sie nickte. Sie wusste, sie konnte darauf nur eines Antworten. Worte, die sie selbst von Menschen gehört hatte. Von Atsuko. Von Rie. Von so vielen, die an ihren Wandel geglaubt hatten, so wie sie jetzt an seinen glauben wollte. Schon jetzt malte sie sich aus, wie sie ihm einmal begegnen würde, so wie Atsuko ihr begegnet war. Voll Freude sich wieder zu sehen und die Veränderung vollführt zu haben, die sich Atsuko so sehr für Yuki gewünscht hatte. „Ich freue mich schon darauf und wenn es soweit ist, hoffe ich, das du deinen Schal und das Kopftuch nicht mehr brauchst um dich vor der Welt zu schützen. Das du selbst stolz auf dich bist." Jetzt konnte sie nicht anders. Sie löste ihren Blick von einem Kampf der geendet hatte und sah stattdessen zu Haru und jetzt waren seine Augen weit geöffnet. Langsam drehte er den Kopf und sah sie verloren an. Überrascht von ihren Worten. Sie wusste, er konnte sich das nicht vorstellen. Sie hatte es sich auch nicht vorstellen können, das sie einmal die Welt ohne Maske betreten würde und stolz darauf wieder ganz Yuki zu sein. Nicht mehr Snow. Stolz war auf ihre schwarzen Haare und ihre braunen Augen. Kakashis Ziehtochter. Naruto und Sasukes Freundin. Akane und Kenjis Teamkollegin. Sie war so viel mehr geworden, als sie sich überhaupt hatte vorstellen können und sie wusste mit seinen Worten, das auch er so einen Weg gehen konnte. Einen, der ihn zu einem besseren Leben führen würde.


Falling Snow - An eurer Seite || NarutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt