Kapitel 87

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--- Yuki ---

Yuki beobachtete ruhig, wie Haru völlig erstarrte. Das sie ihm sagte, er hätte es verdient, brachte ihn völlig aus dem Konzept. Er verstummte für Minuten und sie fragte sich schon, ob sie es hätte sein lassen sollen. Ob sie zu ehrlich war, doch Ehrlichkeit verband Menschen. Das war es, was ihr ihre Freunde gelehrt hatten. „Nicht jeder kann gerettet werden." Brachte Haru plötzlich über die Lippen. Es stimmte. Menschen wie Mao und Isshin waren bis zum Mark verdorben. Auch Kakashi war einmal alles andere, als jemand, den man retten konnte. Trotzdem hatte er sich von seiner Vergangenheit gelöst. So gut, wie das eben möglich war. Genoss das Leben wenigstens ein wenig mehr und versuchte ihr vorzuleben, wie es war, ein gutes Leben zu führen. Sie wusste nicht, wie viel er davon spielte und wie viel er genoss. Wenigstens, wenn er seine Bücher las, schien er wirklich seine Vergangenheit los zu lassen. Er war alberner geworden und manchmal lächelte er stolz und sanft, wenn er sich ihre Geschichten anhörte. „Wäre es denn so falsch, es wenigstens zu versuchen? Vielleicht kann man nicht jeden Tag genießen, aber wenigstens hier und dort einen Moment. Ist das nicht schon besser, als es gar nicht zu tun?" Gab sie ihm als Frage zurück. Sah ihn direkt in die Augen. Sie mochte das Grau darin. Es erinnerte sie an einen wolkenverhangenen Himmel in dem verlorene Hoffnung aufflammte. Dann wandte er sich plötzlich ab, als ertrug er ihren Blick nicht mehr. „Manche Dinge sind feige und unverzeihlich." Es war, als wollte er sie von seiner Verdorbenheit überzeugen und genau das führte zum gegenteiligen. Es gab ihr das Gefühl, das er nicht so verdorben war, wie er glaubte. „Willst du mir davon erzählen?" Sie musterte ihn abwartend. Konnte beobachten wie sein Kopf in die Höhe schoss und seine Augen wieder in ihre starrten, als hätte sie ihm eine geknallt. Dann drehte er sich einfach weg und lief zur Tür. „Das war ein Fehler. Als ob dus verstehst." Doch bevor er sie erreichte, stoppte er noch einmal. Es schien, als kämpfte er mit seinen Emotionen. Yuki kannte das nur zu gut. Das Gefühl, wenn sie einen übermannten. Wenn man töten wollte. Wenn man an nichts anderes denken konnte, als gäbe es nur noch diese eine Sache im Leben. Lange hatte sie es nicht mehr erwähnt und doch kam es ihr in den Sinn. Sie war so ehrlich bis jetzt gewesen und es entfachte etwas in ihm. Außerdem zögerte er vor der Tür. Jetzt könnte der letzte Moment sein um es auch ihm zu erzählen. „Hätte man mich nicht aufgehalten. Hätte ich nicht nur auf Aufträgen gemordet. Als ich Neun war, war ich nur den Hauch eines Momentes davon entfernt meine Halbschwester zu töten und sollte jemals der Moment kommen, wenn ich meine Großmutter treffe. Ich weiß nicht, ob mich jemand jemals davon abhalten kann. Aber es gibt Menschen, die jetzt an mich glauben. Mir vertrauen, das ich es nicht tue." Weder gutes noch schlechtes geschah. Haru wartete einfach an der Tür. Sein Rücken zu ihr gerichtet, schien er noch immer einen inneren Kampf auszufechten. Was war es wohl, das ihn so zögern ließ? Hatte ihre Ansprache irgendetwas verändert? Immerhin hatte sie nicht getötet. Sie hatte sich stoppen lassen. „Er hieß Souta." Erklang es plötzlich von Haru. So plötzlich, das Yuki unvorbereitet zu ihm sah. „Souta?" Haru nickte, dann drehte er sich langsam zu ihr um. Betrachtete sie mit so viel Schmerz in den Augen. Schmerz, den die Wut und die Kälte verborgen hatten. „Er war mein Klassenkamerad in unserer Akademie und mein Sitznachbar. Wir haben oft das Buch geteilt, weil er seines immer vergessen hat." Haru erzählte es mit belegter Stimme, als müsste er sich dazu zwingen. Als wollte er sich dazu zwingen. Es aussprechen. Als hoffte er, sie nun endgültig damit überzeugen zu können, wie schlecht er war. Oder wollte er es ihr erzählen um Vergebung zu finden? „Manchmal haben wir zusammen für die Prüfungen gelernt. Er war ein wenig besser als ich und hat mir vieles immer wieder erklärt bis ich es endlich begriff. Wir wussten von unserer Abschlussprüfung, doch jeder Schüler verdrängt diese Realität." Yuki wollte ihn nicht unterbrechen, doch es zu verstehen, das wurde ihr klar, war wichtig. „Abschlussprüfung?" Warf sie also ein und seine Hand ballte sich, während er zu Boden starrte. „Am Ende der Schule werden jeweils zwei Schüler ausgewählt. Sie müssen dann bis auf den Tod kämpfen. Der Überlebende wird zum Genin und ein vollwertiger Ninja." Yukis Augen weiteten sich, als sie das hörte. Es erinnerte sie an ihre Zeit bei den Anbu. An Sai. Bis heute wusste sie nicht, was aus ihm geworden war. Doch bei all ihren Showkämpfen damals, hätte sie ihn getötet, hätte man sie nicht unterbrochen. Sie hätte es ohne jede Reue getan. Ohne das es für sie Bedeutung gehabt hätte. Sie kannte die Bedeutung des Morden damals noch nicht. So senkte auch sie den Blick. Ihre Haare begannen ihr Gesicht in Schatten zu werfen, als sie begann zu verstehen. Zu verstehen, auf was Haru hinaus wollte. Sie hätte er sein können, wäre ihr Lehrer nicht Kakashi geworden. Hätte er nicht verhindert, das sie zu früh in die selbe Dunkelheit abglitt wie er und wie Haru. „Wir dachten immer, wir werden das zusammen überstehen. Es gab so viele Schüler und doch wählte man uns als Kontrahenten. Ich dachte, wir würden beide zögern. Doch er tat es nicht. Kaum das der Gong erschallte, stürmte er auf mich zu. Alles ging so rasend schnell und gleichzeitig so quälend langsam. In seinen Angriffen lag der Wille zu töten. Immer war er besser gewesen, doch bei einem Kampf um Leben und Tod, wuchs ich über mich hinaus. Hinaus, bis meine Klinge seinen Hals aufschlitzte. Bis er tödlich verletzt am Boden lag und langsam erstickte. Seine Augen werde ich niemals vergessen. Von Angst erfüllt, wissend das sein Schicksal nicht mehr zu verhindern war. Drei Jahre gingen wir zur selben Schule und doch hätte er nicht gezögert mich zu töten. Ich fand es später heraus. Er hatte unsere Freundschaft gespielt, weil er von dem Abschlusskampf wusste und wusste, das man oft Freunde gegeneinander antreten ließ. Er hatte mich gewählt, weil ich mit der Schwächste war und er dachte so den Kampf leichter gewinnen zu können. Trotz alledem. Ich habe einen Freund getötet um mich selbst zu retten." Er hatte erzählt, was er erzählen wollte. Seine Geschichte war zu Ende, doch die Schuld und die Scham seiner Tat war es noch lange nicht. Yuki konnte ihm darauf nur eines sagen. „Aber du hast gezögert."


Falling Snow - An eurer Seite || NarutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt