Ich kann ihm nicht ganz folgen und schaue ihn nur mit einem verwirrten Blick an, während ich versuche, das Blut an seiner Lippe wegzuwischen. Ich frage mich, wie er es geschafft hat, innerhalb von zwei Stunden so auszusehen. Es ist nun das dritte Mal, dass Kian blutig vor meiner Tür erscheint, und ich weiß immer noch nicht, was es auf sich hat. Es ist immer das gleiche Szenario, immer Mitternacht.
Ist er etwa an illegalen Wettkämpfen beteiligt? Und was meint er mit „Wunde in meinem Herzen"? "Ich kann dir nicht ganz folgen. Ich hole noch schnell ein Tuch für dein Gesicht," sage ich und bereite mich darauf vor, aufzustehen.
Doch er hält meine Hand und zieht mich leicht zu sich, sodass ich mit dem Oberkörper genau vor ihm stehe, während er noch auf der Couch sitzt. "Warte kurz," sagt er und lehnt seinen Kopf an meinen Bauch, während ich noch stehe. Wer hat ihn so sehr verletzt, dass er noch immer diese Wunde im Herzen spürt? Ich setze mich wieder zu ihm und presse meine Beine zusammen.
Er legt sich so hin, dass sein Kopf nun auf meinen Oberschenkeln liegt. "Steh jetzt nicht auf," sagt er mit erschöpfter Stimme. Ich tue, was er sagt, und bleibe sitzen, obwohl dieses Kleid so ungemütlich ist und ich jetzt gerne meine Schlafsachen anhätte. Aber was soll's. Ich schaue ihn von oben an. Nicht einmal diese Blutflecken können sein gutaussehendes Gesicht zerstören. Selbst mit diesen Kratzern im Gesicht und aufgeplatzter Lippe scheint sein schönes Gesicht durch.
Ich mustere sein Aussehen, während er seine Augen schließt. Wenn du schon so aussiehst, wie sehen die Menschen aus, die von dir geschlagen werden? Ich will doch nur wissen, warum er das tut. Ist er wütend und schlägt deshalb andere, weil er seine Aggressionen nicht unter Kontrolle hat? Das passt aber nicht zu seinem Image. Er ist ein Elite-Polizist; für so etwas würde er doch niemals seine Karriere aufs Spiel setzen. Kian, was verbirgst du nur? Was sind deine Geheimnisse? Ich will es doch nur verstehen, ich will dich verstehen.
Ich drücke auf den Lichtschalter hinter mir. Nun ist alles dunkel. Seine Augen sind noch immer geschlossen. Ich fahre mit meinem Finger langsam über sein Gesicht und versuche, das Blut in seinem Mundwinkel mit meinem Finger sanft wegzuwischen. In letzter Zeit finden diese mysteriösen Schlägereien immer häufiger statt. Hat es etwa auch schon damals stattgefunden, als ich neu angefangen habe in der Kaserne zu arbeiten? Als Kian am Anfang noch mit seiner Sturmmaske herumgelaufen ist? Je mehr ich darüber nachdenke, desto schlimmer wird es. Mein Finger ist noch immer auf seinen Lippen. Eigentlich würde ich ihm jetzt einen Kuss geben, damit er sich besser fühlt. Spinne ich jetzt komplett? Was sind das für Gedanken? Doch aus dem Nichts packt er mich am Nacken und drückt es so, dass mein Kopf gegenüber seinem steht.
Er öffnet langsam seine Augen. Verdammt, so heiß, so heiß, dass es verboten sein sollte, so gut auszusehen. Er gibt mir einen sanften Kuss auf die Nasenspitze. Scheiße, es fängt wieder an, dieses Kribbeln im Bauch. Jetzt lässt er mich wieder los, doch nimmt meine Hand in seine. Er platziert meine Hand genau über seinem Herzen."Genau hier tut es weh, hier drin," sagt er. "Was kann ich tun, damit es nicht mehr wehtut?" frage ich. "Mir nicht hintergehen," sagt er kalt. Ich verstehe nicht, was er meint, und bin wie immer verwirrt.
Wer hat dich so sehr verletzt? Welche Frau hat dein Herz gebrochen, dass diese Wunde noch immer nicht geheilt ist? Fragen, die ich im Kopf habe, doch traue ich mich nicht, ihm diese zu stellen. Wie kann ich ihm helfen, wenn ich nicht einmal weiß, wie? Dabei habe ich doch erst gestern das erste Mal die Lippen eines Mannes auf meinen gespürt. Wie soll ich ihm jetzt dabei helfen, seine Wunde im Herzen zu heilen? Wenn ich zurück an die ganzen Geschehnisse denke, wo Kian sofort gekommen ist, um mich zu retten, kann ich nicht anders, als jetzt für ihn da zu sein.
Ich werde mit allem, was ich habe, versuchen, dass es ihm besser geht.Meine Hand liegt noch immer auf seiner Brust, und ich drücke unbewusst meine Hand gegen seine Brust und knete sie leicht. Wäre jetzt nicht schlecht, wenn er oberkörperfrei vor mir stehen würde. Sein Körper ist wirklich ein Hingucker, so oft wie er trainiert. Ich fange an, unbemerkt zu grinsen. Stopp, hör auf, jetzt ist nicht der Zeitpunkt für solche Gedanken. Warum aber ausgerechnet ich? Gerade er hat doch so viele Frauen, die ihn verehren. Wieso ich? Während ich darüber nachdenke, spüre ich, wie dieses Kleid mich stört. Es ist einfach ungemütlich! Wäre Kian doch nur fünf Minuten später gekommen, dann hätte ich wenigstens mein Koala-Pyjama an.
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𝐏𝐟𝐥𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐞𝐡𝐧𝐬𝐮𝐜𝐡𝐭
Romance𝐁𝐚𝐧𝐝 𝟏 Arin, eine kämpferische Studentin mit einem Kampfgeist, der größer ist als ihr Bankkonto, findet sich plötzlich als Putzkraft in der Kaserne wieder. Ein Job, der ihre finanzielle Misere lindern soll. Doch als sie auf einen furchtlosen Po...