Kapitel 101

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//Ardys Sicht//

„Leute heut Abend ist irgend ein Fest unten am Rheinufer lasst da hingehen." Ju schaute uns alle an. Nichts war zu hören außer das leise Wischgeräusch von einem Waschlappen, den Addam über Rewis Lippe rubbelte.
„Ja, dann kann ich dich ertränken und Rache nehmen für das." Er zeigte auf seine Lippe.
Ich verschränkte trotzig die Arme. Jetzt schiebt der das doch tatsächlich auf mich. „Nicht meine Schuld wenn du mitten in meine Faust rennst. Wer hat denn angefangen??" Taddl, der neben Rewi hockte, boxte ihm auf die Schulter. „Au du Bastard wofür war das?!"
Eiskalte Augen durchbohrten den braunhaarigen Verletzten. „Für die Drohung." Rewi verdrehte die Augen. „Oh, entschuldige, dass ich deinen Liebsten bedroht habe."

Ich hielt die Luft an.
Was?
Mein Blick klebte an Taddl, der aussah, als hätte man ihm eine Ohrfeige verpasst.
„Ich bring dich um." Schneller als ich gucken und das Gesagte verstehen konnte packte Taddl Rewi schon am Kragen.
„Wow, Jungs jetzt chillt mal." Ju riss Rewi von Taddl weg. Er sah ihn eindringlich an.
Dann, nach kurzem inne halten, seufzte Rewi und drehte sich wieder um.
„Sorry man. War nicht so gemeint, meine Witze sind manchmal vielleicht doch nicht so lustig wie ich denke." Total zerknirscht sah er ihn an.
Ich versteh garnichts mehr.
Warum sah er so zerknirscht aus, und warum war Taddl so wütend? Wegen dem Liebsten? Das würde doch keiner ernst nehmen außer vielleicht mir aber ich bin auch bescheuert..
Ich schluckte. Einfach so tun als wär nichts.
„Hey alles cool das war doch nur ein Scherz kein Grund gleich sich die Fresse einzuschlagen. Sorry das dich der Ausdruck im Bezug auf mich so wütend macht," ich sah Rewi an, „bitte lass sowas, ok?"
Was mich grade am meisten schockierte war nicht nur, wie gebrochen meine Stimme klang, sondern wie schockiert auch Taddl mich jetzt ansah. „Was?" fragte er.
Doch ich verstand anscheinend falsch.
„Ne alles gut Taddl braucht dir nicht unangenehm sein, Scheiß drauf." Bevor er etwas sagen konnte klopfte ich ihm auf die Schulter und drehte mich um. Es tat weh. Fuck man.
Hinter mir flüsterte jemand „Lass ihn".
Ja lasst mich...
„Ich.. zieh mich mal um." Ich drehte den Kopf und grinste schief. „Wir wollen ja immerhin weg."
Dann lief ich aus dem Wohnzimmer. Ich war mir der Blicke im meinem Rücken bewusst, auch über den Schatten, der sich auf mein Gesicht legte, um meine Tränen zu verstecken

Von einem Fest konnte hier nicht die Rede sein. Alles was hier stand war ein DJ Pult und zwei große Musikboxen unter einem seitlich offenen Pavillon, daneben ein langer Tisch mit Getränken. Ich blickte auf das Lagerfeuer und spürte direkt alles in mir kribbeln und heiß werden. Tief einatmend saugte ich die knisternde Hitze ein und stieß Rauch aus meinen Nasenlöchern aus. Das schnaubende Geräusch eines Drachen kam dem Geräusch, das meine Kehle verließ, ziemlich gleich.
Ich sah wieder auf, direkt in Taddls Gesicht, der direkt neben mir stand. Er wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht und grinste schief. „Beobachtest du mich?" fragte ich, mehr zum Spaß, doch irgendwie sah er ertappt aus. Hitze stieg in mir auf. „Nein, ich äh.. ich hab nur ein Grollen gehört. Tschuldige aber.. ich hab sowas noch nie gehört.." Er sah mich mit seinen sanften Augen an. Warum auch immer, aber ich wagte einen neuen Versuch, in seinen Kopf zu gelangen. Plötzlich durchfuhr mich wie eine Art Stromstoß und ich prallte ab, ohne Erfolg.
„Alles ok? Du guckst echt verstörend." , „Was?" Erst jetzt bemerkte ich, dass ich die Augen weit aufgerissen hatte. Schnell schüttelte ich den Kopf. „Nein es ist nichts."
Ich wandte den Blick ab. Irgendwie waren wir die einzigen, die hier am Feuer rumstanden. Wenige Meter entfernt ging es schon ins Wasser.
Ein Räuspern lenkte meine Aufmerksamkeit aber ganz schnell wieder zu dem Mann, der mir als einziges Wesen im Universum und darüber hinaus so richtig Angst macht.
Er fuhr sich mit seiner tätowierten Hand durch die Haare, aber seine Augen waren fest auf mich gerichtet. Es riss mich wirklich fast von den Füßen.
„Mir ist es Scheiß egal." sagte er plötzlich.
„Dann bist du eben der Teufel. Ich dachte, nachdem ich es erfahren hatte, dass das nicht echt ist. Das es einfach nicht echt sein kann ich mein wie verfickt krass ist das?!...... Sorry.. äh" Wurde er grade wirklich rot?!
Ich musste wohl gucken wie ein Fisch, denn er räusperte sich nochmal und sprach weiter. „Ich weiß nicht, was dich damals hat glauben lassen, dass du es mir nicht anvertrauen kannst, dass du in die Hölle zurück musst. Was auch immer ich getan habe um dein Vertrauen zu verlieren, es tut mir unendlich leid und ich werde alles daran setzen, dein Vertrauen wieder herzustellen, mir fuck egal wie lang das dauert."
Glühend heißes Feuer strömte durch meinen ganzen Körper. Sein Gesicht war so schmerzverzerrt, einen so verzweifelten und schmerzenden Gesichtsausdruck hatte ich noch nie gesehen, mit Ausnahme von meinem eigenen Spiegel.
Zum ersten Mal spürte ich, wie sehr ich Taddl mit meinem Verschwinden wirklich verletzt hatte. Ein pulsierender Stich fuhr, ausgehend von meiner Brust, durch meinen ganzen Körper.
Alle Gefühle schienen aufzuquellen und überlaufen zu wollen. Die ganze Wut, Trauer, die verzweifelte Hoffnung.. und da ich das alles zum aller ersten Mal seit Beginn meiner Existenz fühlte, überforderte es mich maßlos.

Tränen sammelten sich in meinen, von Kontaktlinsen versteckten Augen während ich ihn anstarrte. Ein Beben schien meinen Mund zu erschüttern und es war, als würde mir jemand die Luft abschnüren. „Ardy??" Taddl kam einen Schritt auf mich zu und sah mich erschrocken an.
„Weinst du?" Er legte eine Hand auf meine Wange. Die erste stille, blutrote Träne verließ mein Auge und rollte von dort aus über seine Hand.

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Hallo,
Hier ein neues Kapitel für euch, hoffe es gefällt euch.

With love,
Mary

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 23 ⏰

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