Kapitel 30

1.9K 108 9
                                    

//Ardys Sicht//
Zuhause warf ich meinen Rucksack in irgend eine Ecke und lief zum Wohnzimmer. "Ardy, du bist schon da..?" Meine Mutter sah mich verwundert an. Ich nickte nur einmal kalt. "Wurde aus dem Unterricht geschmissen." Sie seufzte und kam auf mich zu. Wow wow, was war das denn?? Suchte SIE etwa meine Nähe?
"Und warum das?" Ich zuckte mit den Schultern und fixierte das Feuer im Kamin hinter ihr. Ich hatte grade keine Lust mich einer Diskussion auszusetzen. Hatte ich heute wohl schon mehr als genug gehabt.
Sie sprach mit mir, aber ich hörte nicht zu. Wenn ich einatmete wurde das Feuer hinter der Glasscheibe größer, wenn ich ausatmete kleiner. So wunderschön. Dann dachte ich an Thaddeus. Heute war so ein Tag gewesen, an dem das Böse in mir die Überhand gewonnen hatte. Und ich wusste nicht, was noch alles passierte, denn der Tag war noch lange nicht vorbei. Und ein Opfer musste ich mir heute auch noch suchen. Mit einer schneidenden angenehmen Hitze in der Magengrube ließ ich von dem Feuer ab und war in weniger als zwei Sekunden in meinem Zimmer. Es hat echt Vorteile, wenn man schnell ist.. Wieder kam der Blauäugige mir in den Kopf. Hämisch fing ich an zu Grinsen, als ich mir seinen angstvollen Blick und das Gezittere seiner Hände in den Sinn rief. Doch etwas sagte mir, dass er und seine Gang mich nicht inruhe lassen würden.. Zwar war es nur eine dunkle Vorahnung, aber ich war mir dabei eigentlich relativ sicher. Ich muss zugeben, dass mir diese böse kalte Seite von mir sehr gefiel, es gab mir ein Gefühl der Genugtuung, dass es keiner mit mir aufnehmen konnte. Aber Thaddeus' geweitete, eisblaue Augen bekam ich nicht aus dem Kopf, sie kreisten durch mein Gehirn wie lästige Schmeißfliegengedanken. Im nächsten Moment war mir nach Lachen zumute.. Ich knurrte und lachte kalt auf. So eine beschissene Welt..
Warum musste ausgerechnet ICH der Teufel sein?
Und was sollte ich jetzt noch 5 Stunden lang machen? Andre und ich waren erst um 18Uhr verabredet, und ehrlich gesagt hatte ich garkeine Lust, mich mit ihm zu treffen. Bestimmt fragt er mich nur aus, doch Antworten wird er nicht bekommen. Mit einer etwas frustrierten Miene fuhr ich mir beim Aufstehen durch die roten Haare und versuchte sie vor dem Spiegel etwas zu richten. Danach ging ich mit meinem Handy nach unten neben meine Mutter auf die Chouch. Ich fühlte mein Herz kurz aufflammen, als sie sich sofort unbewusst ein Stück entfernte aber das ließ mich nur, wie schon so oft, kalt den Fernseher anlächeln. Auf dem Fernseher vor mir flimmerte eine Doku über Tierärzte über den Bildschirm. Gerade wurde ein Leguan aufgeschnitten. Wie ich wohl aussehen würde, wenn man mich aufschneiden würde?

//Zeitsprung halb sechs//

Unmotiviert schmiss ich die Tür hinter mir ins Schloss und machte mich grummelnd auf den Weg. Meine Kleidung war, bis auf die Schuhe, dunkel gehalten. Schön machen brauch ich mich für keinen.
Mit leeren Augen sah ich das Leben der Kölner Innenstadt vor mir, ich war mitten drin. Doch dieses Leben, dass alle führten, die im glücklichen Vor-Weihnachts-Stress, oder wie das hier genannt wird, an mir vorbeirauschten, führte ich nicht. Ich war anders. Sie lebten, hatten diesen lebendigen Funken im Auge. Egal, welchen Blick ich auffing, überall erkannte ich einen leuchtenden Lebensglanz. Bei mir war dieser Glanz, wenn er überhaupt jemals da gewesen ist, schon lange erloschen. Die böse, dunkle Kälte breitete sich in mir aus, teilte sich meinen Körper mit dem Höllenfeuer, dass mir innewohnte. Und hätte ich gewusst, was in wenigen Stunden passiert, wäre ich nie zu dem Treffen mit Andre gegangen.

HELLBOY Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt