Kapitel 91

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// Ardys Sicht//

Zwei Wochen ist mein.. naja, nicht wirklich glamouröser Abgang von der Schule schon her. Die anderen hatten immer wieder in diese komische Gruppe auf Whatsapp geschrieben ob alles okay ist und ob ich denn nicht vielleicht Lust habe was zu machen. Hatte ich nicht. Und die Gruppe hatte ich auch verlassen. Wie gesagt, ich möchte nicht dabei sein, nur weil sie denken, dass sie mich jetzt, da ich wieder da war, wieder in die Gruppe aufnehmen müssen. Vielleicht ist das auch ein Kapitel was ich hinter mir lassen muss...

Vielleicht ist Taddl ein Kapitel, das ich hinter mir lassen muss..

Nur ob ich das auch kann? Ob das mein kleines, schwarzes, aber dennoch vorhandenes Herz kann? Als ich vor zwei Wochen den letzten Tag im Klassenraum hab über mich ergehen lassen sah es auf jeden fall nicht danach aus. Selbst jetzt, ich brauche nur etwas länger an ihn denken und mein Herz beginnt schneller zu schlagen, mein Bauch fühlt sich ganz flau an und ich kann, in dem Moment, nur an ihn und seine wirklich unfassbar geilen und strahlenden Augen denken. Warum verdammt muss er auch ausgerechnet so schöne blaue Augen haben, das macht es einem ja noch schwerer an etwas anderes zu denken als an ihn.
Ich trat im Vorbeigehen gegen den Türrahmen der Küche, wohl etwas zu fest, denn das schwarze Metall gab ächzend nach. Mit Schwung blieb ich in dem entstandenen Loch mit dem Fuß hängen, stolperte, flog nach vorne und knallte mit dem Kopf elegant auf die Fliesen. Wie betäubt blieb ich einige Momente liegen, verfluchte mich selbst und meine Aggressionsprobleme, die immer dann auftraten, wenn ich sie am wenigsten gebrauchen konnte. Aber wann kann man sowas auch schon gebrauchen?

Langsam setzte ich mich auf und sah auf das Loch. Super gemacht Ardy. Das hat mir jetzt weder geholfen eine Lösung für mein Taddl-Problem zu finden, noch hat es mich in irgend einer Weise beruhigt. Kopfschüttelnd stand ich auf, holte mir ein Glas Wasser und lehnte mich mit dem Rücken an die große Kochinsel. Hunger hatte ich keinen da ich heute morgen schon auf "Menschenjagd" war.... wie jeden Tag, seit ich aus der Hölle wieder da war. Es war so lästig... warum kann ich, obwohl ich der Teufel bin, mich nicht einfach NUR von menschlichem Essen ernähren? Ich hatte kein Problem damit, Menschenessen zu essen, es sättigte mich nur nicht und fühlte sich nach jeder Mahlzeit, egal wie groß sie war so an, als hätte ich einen Tag nicht gegessen. 

Doch zumindest lief eine Sache gut. Ich hatte an meinen Texten gearbeitet, immer wenn ich drohte in Gedanken zu versinken oder mir einfach danach war, schrieb ich auf woran ich dachte, was mich ausmachte und was mir grade so durch den Kopf ging. Ich grinste kalt mein Wasserglas an. Die Höllentexte übers ermorden und foltern würde ich wohl vorerst für mich behalten. Doch mit den anderen hatte ich vor zu einer Plattenfirma zu gehen. Ich machte mir keinen sonderlich großen Kopf darüber ob das was wird oder nicht. Und nein, ich werde mit meinen teuflischen Kräften nicht irgendwen manipulieren oder irgendetwas so drehen, dass es so läuft wie ich will. Das soll der Ardy ohne jegliche Kräfte machen. Der Teufel kann wieder einsteigen, falls ich eine Vertrag irgendwann unterscheiben sollte. Falls.

Ganze ehrlich, ich würde lügen wenn ich sagen würde, dass ich die anderen nicht vermisse. Ich meine wie würden sich denn andere fühlen wenn sie etwas mehr als einen Monat weg sind, zurück kommen und plötzlich alles anders und irgendwie.. fremder ist als man es kennt. Und dann noch das es nicht einen Monat war sondern neun. Doch rumheulen würde ich deswegen nicht. Ich weiß garnicht ob ich das noch kann, weinen. Ja, in meinem langen Leben habe ich das ein oder andere mal schon geweint, dass erste mal so richtig wegen... Taddl. Wegen ihm... und ich liebe ihn immernoch.. Ich liebe ihn immernoch und kann nichts dagegen tun! Jede einzelne Faser meines Körpers sehnte sich nach seiner Nähe, seinen Berührungen und seinen Worten. Seine Umarmung am Rhein als mich alle nach der Hölle das erste mal wieder gesehen hatten war das schönste, was ich je gefühlt hatte.. ob es wirklich richtig war jemand, der mir so wichtig war  aus meinem Leben raus zu halten? Aber wollte er überhaupt noch was mit mir zu tun haben..? Er hatte doch bestimmt schon jemand neuen.. So jemand wie er bleibt nicht lange Single.. Und das er sich für eine Freundschaft mit mir noch interessiert konnte ich auch nicht einschätzen.
Das er nicht bei mir und nicht mehr mein war zerstörte mich fast.

Total versunken starrte ich in das mittlerweile fast leere Glas und zuckte so auch heftig zusammen als die automatische Türklingel plötzlich im ganzen riesigen Haus zu hören war. "Wer ist denn das jetzt.." grummelte ich. Das Glas fand Platz auf der Theke und binnen einer Sekunde war ich in der riesigen, weiß und schwarzen Eingangshalle. Die Tür öffnete sich mit der Bestätigung eines Codes von selbst. Gespannt wartete ich, bis die Person eintrat. Wer kommt mich denn bitte freiwillig besuchen?

Umso größer war meine Verwunderung, als Rewi seinen Kopf durch die Tür steckte und rein kam. "Hallo Ardy!" rief er und kam staunend zu mir gelaufen. "Ich war zwar schonmal hier aber ich kann mich an den Luxus hier einfach nicht gewöhnen, wie kannst du dir den Scheiß leisten man?" Er lachte und boxte mir gegen die Schulter. "Naja, wenn man tausende von Jahren schon lebt sammelt sich mit der Zeit halt etwas an." Ich zuckte mit den Schultern und wies ihn an, mir ins Wohnzimmer zu folgen. Wir liefen die paar Stufen runter und er fläzte sich aufs Sofa. "Willst du was trinken?" fragte ich und sah ihn an. Er nickte. "Wasser." Also schenkte ich ihm Wasser ein, obwohl ich etwas verwundert war. Ich hatte ihn immer als jemand eingeschätzt, der Cola und Fastfood allem vorziehen würde. Das hatte er auch oft genug beweisen. Dementsprechend lachte er auch über meinen verwirrten Gesichtsausdruck als ich mich ihm gegenüber setzte und ihm das Glas hinstellte. Ich selbst hatte nichts.
"Ich habe mit Sport angefangen also guck nicht so dumm." Er trank einen Schluck und lehnte sich zurück. "Du fragst dich bestimmt warum ich hier bin." Sehr scharfsinnig. Ich musste etwas schmunzeln. "Tatsächlich ja."

"Ich bin genaugenommen hier um dir zu sagen, dass du scheiße bist." Vollkommen perplex starrte ich ihn an.

"Du verhältst dich scheiße, indem du uns vor ein paar Monaten viel bedeutet hast und jetzt, nur weil du glaubst das wir uns verändert haben und nur wieder mit dir befreundet bleiben wollen weil wir es auch damals waren, uns den Rücken ohne ein Wort zudrehst und uns aus deinem Leben verbannst. Ich kann vieles nicht verstehen, an diese ganze "Ardy-ist-der-fucking-Teufel" Sache versuche ich garnicht zu denken weil es meinen Horizont das zu begreifen und wahrhaft zu verstehen einfach überschreitet. Aber so geht es uns allen... bis auf Taddl vielleicht. Er hat viel getan, um alles zu versuchen es zu begreifen, weit ist er aber nicht gekommen." Er trank einen Schluck. Ich konnte ihm nur dabei zusehen. " Ardy, egal wer du bist oder wie du bist, keiner von uns verurteilt dich. Ich habe dich als einen kalten, abweisenden und angsteinflößenden Ardy kennengelernt aber auch einen Ardy, der lachen kann, mit dem man Scheiße bauen kann und dem doch etwas wichtig ist. Und falls du glaubst du kannst mich jetzt, nachdem du neun Monate spurlos verschwunden warst und wieder da bist, einfach so wegschmeißen hast du dich geschnitten, denn ich habe deinen gequälten Gesichtsausdruck an deinem letzten Tag in der Schule gesehen. Ich mag oft ungezwungen, vorlaut und glücklich streitlustig rüber kommen, bin ich auch, aber ich bin auch ein Mensch der Gefühle und Emotionen sehen kann. Und jeder braucht Freunde, auf die er sich verlassen und denen er vertrauen kann. Auch der Teufel höchstpersönlich. Also glaub nicht ich verpisse mich nur weil du sagst ich soll es. Denn das ist das, was wahre Freunde ausmachen."

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Hallo Leute!
Hier ein neues Kapitel für euch. Bald gibt es Tardy Action ;)

Ich versuche momentan etwas öfter zu updaten, weil erstens habe ich so ein Spaß an der Story, zweitens schulde ich es euch. Aber keine Sorge, ich mach es sehr gerne und mit Herz.

Hoffe euch hat das Kapitel gefallen!

Danke, dass ihr dieses Buch lest!

Eure,
Mary♡

HELLBOY Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt