Kapitel 62

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//Ardys Sich//
Kaum hatte ich mich von Taddl gelöst, wurde ich auch schon am Ärmel gepackt und mitgezogen.
"Hey, Ju jetzt komm mal runter..!" maulte ich ihn an. Das war ja wohl die Höhe!
Schnell warf ich Taddl über die Schulter noch einen entschuldigenden Blick zu, der aber nur den Kopf schüttelte und mir eine elegante Kusshand zuwarf.
War er der einzige Mensch, bei dem das total heiß und anziehend aussah..?

Die Blicke der Leute ignorierend wurde ich so noch um zwei Ecken gezogen ehe es mir zu viel wurde und ich meine Körpertemperatur so erhitzen ließ, dass Ju mich wie von der Tarantel gestochen losließ und mit großen Augen (soweit das bei ihm ging) ansah.
"Ich kann selbst laufen. Danke." und damit stapfte ich verdrossen an ihm vorbei.
Mir wurde mulmig zumute je näher wir meinem Haus kamen.
Als ich dabei war die Tür aufzuschließen und sie dann öffnete hörte ich nur ein ungläubiges Einatmen hinter mir.
Ju schloss die Tür und sah sich mit geweiteten Augen um.
"Krass..das ist ja ein halber Palast!" meinte er begeistert und sah mir in die Augen. "Möglich. Meine.. 'Eltern' sind ziemlich Reich, aber wen kümmert das? Geld bedeutet nichts."
Ich schulterte meinen Rucksack, den ich zuvor abgestellt hatte und machte eine einladende Handbewegung.
"Komm jetzt wir wollten doch raus."
"Jaja, Ihr habt ja Recht, o großer Meister!" Er fing an total behindert zu lachen und verbeugte sich.
Waren alle Asiaten so?

Ich machte ein Doppelkinn und dabei kam irgend ein komisches Geräusch aus meinem Mund, dass Ju so zum lachen brachte, dass er sich hinkniete.
"Los mein Zimmer ist oben!" rief ich und lief wie ein Affe auf die Treppe zu. Ju tat es mir nach und hüpfte jede Stufe hoch.
Pah, was der kann das kann ich schon lange!
Ich buxierte meinen Körper in die Luft und lief auf Händen die große schwarze Marmortreppe hoch.

In meinem Zimmer warf ich meinen Rucksack in eine Ecke und lief direkt zum Spiegel. Ju folgte mir einen Moment später.
Mit geschickten Fingern zog ich die Kontaktlinsen aus meinen Augen, blinzelte ein paar mal und stand dann einfach vor meinem Spiegel und sah mir meine Augen an. Das rot leuchtete wie immer in einem kräftigen blutrot und schimmerte sogar. Im Spiegel sah ich wie Ju hypnotisiert in meine Augen starrte und ich schloss sie schnell damit er wegsah. Denn es war so: Wenn jemand, egal wer oder Was, zu lange in meine Augen sieht verfüge ich über jegliche mentale Kontrolle und könnte mir damit theoretisch eine Sklaven Armee erschaffen.
Aber wie gesagt, ich bin nicht böse.
In ein paar hundert Jahren vielleicht mal.

"Entschuldige." sagte Ju plötzlich zerknirscht und drehte sich weg. Kalt starrte ich auf seinen Rücken, zuckte nur mit den Schultern. Wenn er meint.
5 Minuten später hatte ich neue Linsen drin und Ju und ich waren auf dem Weg nach draußen.
"Ist das normal?" Verwirrt zog ich eine Braue hoch. "Was meinst Du?" An mir war doch nichts normal..?
"Das deine Augen hypnotisieren?" fragte er interessiert und sah mich von der Seite an.
"Ja das war schon immer so. Wenn ich es gewollt hätte, dann hätte ich eben aus dir einen willenlosen Sklaven machen können. Eine Marionette, bei der ich der Puppenspieler gewesen wäre.
Aber ich bin nicht böse."
Ich hoffte jetzt einfach mal, dass er die Ehrlichkeit in meiner Stimme raushörte. Aber ich hatte Ju wieder mal unterschätzt denn er grinste, klopfte mir auf die Schulter und boxte mir in die Seite.
"Weiß ich doch."

-Am Rhein-

"Der Rhein sieht in der Nachmittagssonne so schön aus! Und das obwohl überall Schnee liegt und es Dezember ist!" Zustimmend nickte ich und sah mir das Wunder der Natur vor mir an. "Ja du hast Recht." Ringsherum die Bäume, sowie Wege, Wiesen und Kiesbett waren zugeschneit, mittendrin der Rhein in seiner dunkelblauen eisigen Farbe.
Fast so eisig wie ein ganz bestimmtes Augenpaar...
Ohne es zu merken waren wir an einem verschneiten Platz direkt am Wasser angekommen, wo eine Bank stand neben der dich ein riesiger Baum erstreckte.
"Komm setzen wir und da hin!" rief Ju und rannte zu der Bank.
Manchmal war er einfach ein kleines niedliches Kind.
"Problem: Sie ist nass und zugeschneit."
Jetzt war es an mir zu Grinsen. Ich schob ihn zur Seite, streckte beide Hände aus. Der Schnee begann sofort zu schmelzen und das in einer Geschwindigkeit, die es einem fast unmöglich machte es zu beobachten. Nach nicht mal einer Minute war sie Bank so trocken und warm, als wäre es Hochsommer. Ich setzte mich hin und klopfte neben mich.
"Das ist nur cool." hauchte Ju und seufzte bei der Wärme der Bank auf.

Eine Zeit lang schwiegen wir und sahen uns nur die winterliche Schönheit der Natur um uns herum an. Es ist so traurig, dass es in der Hölle all das nicht gibt... kein Schnee, keine frischen grünen Wiesen, kein klarer fließender Fluss..

Da legte sich eine Hand auf meine Schulter. Ich drehte meinen Kopf und sah Ju monoton ins Gesicht.
"Warum wolltest du mit mir alleine reden, Ardy?"
Ich schluckte.
Wie in Zeitlupe schob ich vorsichtig meinen rechten Ärmel hoch und schielte auf die Zahlen.
01:03:15:52
Ein Tag, drei Stunden, fünfzehn Minuten und ein paar Sekunden..

"Weil ich dir was erzählen muss. Ich muss es irgendwem sagen. Und ich bin mir nicht sicher ob ich Taddl damit unnötig belasten will.. Versteh das jetzt nicht falsch, ich will dich auch nicht belasten, aber irgendwer muss wenigstens wissen wo ich bin."
Als Ju mir einen ängstlichen, verstörten Blick zuwarf sah ich auf den Boden.
"Ardy...Du gehst doch nicht weg..?"
"Doch." sagte ich und starrte ins Nichts.
"Leider doch Ju."

Oh shitshitshit was wird noch passieren?! Ich hoffe ihr seid gespannt 😉

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