Kapitel 66

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//Ardys Sicht//

"Jetzt komm schon, Dyzzy!" Taddl grinste mich von weiter vorne an und lief wieder vorne weg. Normalerweise sollte ich es genießen. Ich war draußen in einer wunderschönen Winterlandschaft mit dem Menschen, den ich über alles liebe und der vor guter Laune nur so sprühte.
Aber nein.
Gute Laune ließ mein Körper nicht zu. Nagende Gedanken quälten mein Hirn und ließen keinen Platz für das offensichtliche Glück, das mich umgab. Zwei Fragen schwirrten durchgehend in meinem Kopf umher.

Sage ich es ihm?

Was tut er, wenn er es weiß?

Ich hatte das Gefühl, als würden zehn Balrogs auf einmal auf meinen Kopf einhämmern. Dabei bevorzugten diese feurigen uralten Kreaturen eher die Peitsche..

Verbissen nagte ich auf meiner Unterlippe herum und vergrub die Hände tiefer in den Jackentaschen.
Mir lief die Zeit davon.
Ich hatte nicht mal mehr 6 Stunden.
"Du heiliger Hydrakopf, Ardy stell dich nicht so an..!" murmelte ich düster und schluckte. Ich beobachtete Taddl mehrere Meter vor mir, wie er den Schnee zur Seite kickte, auf den entstandenen Schneehaufen drauftrat und vor Vergnügen gluckste.
Im Nachhinein weiß ich den genauen Moment nicht mehr, als sich etwas in mir regte, und ich meine Schritte beschleunigte. Ich packte Taddls Arm, riss ihn zu mir herum und drückte ihm meine Lippen auf.
Überrascht quiekte er auf. All meine Angst, ihn zu verlieren, meine Liebe zu ihm und die Nervosität über die nächste Situation zwischen uns legte ich in diesen Kuss, wollte ihn dadurch darauf vorbereiten.
Wir lösten uns wieder und ich fing Taddls Blick auf, seine Augen glänzten und strahlten pure Liebe aus.
Meine hingegen wirkten bedrückt.. Er sah mir in die Augen und allmählich verschwand das Lächeln in seinem Gesicht und eine kleine Sorgenfalte erschien auf seiner Stirn als er sie besorgt runzelte. "Was hast du..?"
Schnell hob ich den Blick wieder, welcher immer weiter gegen Boden gerutscht war. "Ich muss mit dir reden." Entrüstet lächelte ich ihn an, was sich aber in ein beruhigendes umwandelte, als ich seine ängstliche Mine sah. "Keine Sorge, ich mache weder Schluss noch sonstwas! Es ist nur...nicht einfach.."
Im Gegenteil, es war nahezu unmöglich aber ich musste einfach. Auch wenn die Gefahr bestand, dass er Schluss machte und nichts mehr von mir wissen wollte.

"Ardy du weißt du kannst mir alles sagen. Ich bin da für dich!" Taddls Hand umschloss meine und drückte sie.

Ich sah nach oben. Wir standen auf einer Wiese, neben uns eine große Tanne.
Tief atmete ich ein, sammelte mich.
"Der Tag des Feuers.." begann ich nach oben schauend.
Also, dümmer hätte ich auch nicht beginnen können!
Warum um den heißen Brei reden? Das macht es doch zusätzlich schwer..
Also sah ich meinen Freund an und holte tief Luft.

"Ich muss gehen Taddl."

Stille.
Seine Mimik ganz genau beobachtend musterte ich jegliche Regung seinerseits. Er sah verwirrt aus.
"Gehen? Wohin denn?"
"Weg. Aus.." Ich stockte, bevor ich den nächsten Satz aussprach. "Aus dieser Welt raus. Und in meine eigene zurück."
Urplötzlich sah er mich geschockt an. Scheiße, verdammt Taddl mach es mir doch nicht noch schwerer!!
"Was?! Warum denn? Gefällt..Es dir hier nichtmehr..?" fragte er mit einem unglaublich traurigen Ton. Es zerriss mir fast mein Herz, wenn ich ein menschliches gehabt hätte..
"DOCH!" rief ich und riss die Augen auf. "Doch, ich liebe es hier! Niemals würde ich freiwillig gehen wollen aber ich muss. Es ist Tag des Feuers und da muss der Teufel eben anwesend sein es wird immerhin meinetwegen gefeiert.." erklärte ich ihm. "Kann ich mitkommen?" Das hatte ich mir schon gedacht das er diese Frage stellen würde. Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Niemals darf ein Mensch die Unterwelt betreten. Das will ich dir auch nicht zumuten du würdest dort so starke psychische Schäden erleiden, die dein komplettes restliches Leben beeinflussen würden. Das kann ich nicht verantworten.."
Das saß.
Ich sah es ihm an. "Und wann?" flüsterte er. "Wann musst du weg und für wie lange?"
Ein Schauer lief mir den Rücken runter. Jetzt kam das schwerste.
Langsam schob ich meinen rechten Jackenärmel nach oben und offenbarte die ablaufenden Ziffern auf meinem Unterarm.
"In ziemlich genau 5 Stunden." Taddl wich einen Schritt zurück, nur um dann wieder einen vor zu tun um meinen Arm zu packen. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. "Sag mal..laufen die ab?" , "Ja tun sie. Wenn die Zeit abgelaufen ist, müssten die Zahlen wieder verschwinden." , "Müssten?" Ich zuckte mit den Schultern. "Ja. Es kann aber auch sein, dass sie sich zu irgend einem Bildnis zusammenschieben und ich eben dieses dann bis auf Lebenszeit mit mir rumtragen muss. Im Grunde genommen ewig." Sein Kehlkopf zuckte, als er schluckte und mich ansah. Ich konnte kein Gefühl aus ihm herauslesen, der Sturm der Emotionen in seinen Augen wechselte die Gefühle so schnell, dass es unmöglich war, etwas zu erkennen. "Und wie lange bleibst du dort..?" Etwas in mir brach bei dem Klang seiner zitternden Stimme, aber er hatte die Wahrheit verdient. "Ich weiß es nicht, T. Ich weiß es nicht."

Einige Sekunden war gar nichts zu hören. Wir sahen uns nur in die Augen, es war, als wäre die Welt stehen geblieben und ein traceähnlicher Zustand ließ meine Glieder (wehe hier denkt einer falsch ._.) erstarren. Bis Taddl den Bann brach, indem er meinen Arm, den er immer noch hielt, einfach losließ und einen Schritt zurück machte.
"Du weißt es schon lange oder?" fragte er, die Enttäuschung stand groß in seinem schönen Gesicht. Verzweifelt rang ich die Hände. "J-ja...aber Taddl..d-"
" Vertraust du mir etwa nicht?" , "DOCH! Du bist der einzige dem ich zu 100% vertraue!!" Ich ging auf ihn zu doch er hob direkt abwehrend die Hände, damit ich ihn nicht anfassen konnte.
"Warum verschweigst du mir so etwas wichtiges?"
Das ist bei weitem nicht das einzige, was ich dir verschweige.
Fresse, Gedanken!!

Bittend sah ich Taddl an, der auf einmal einen seltsamen Blick draufhatte. Mit Entsetzen musste ich feststellen, dass Wut in ihm aufflammte. "Ju!" Er spuckte das Wort förmlich.
Oh shit..!
"Das war es Also! Du hast es Ju gesagt. Ihm hast du es erzählen können aber es mir erstmal guten Gewissens verschweigen!" Seine Stimme klang so tief, dass ich es wahrscheinlich ziemlich...anzüglich gefunden hätte, wenn ich nicht gerade im Begriff gewesen wäre, zu verstehen, dass ich einen riesigen Fehler gemacht hatte.
Einen unverzeihlichen Fehler.

"Und ich dachte, dir liegt was an mir. Ich dachte wirklich, du...liebst mich." sagte er jetzt traurig. Seine Stimme klang seltsam leer.
"Ich hab mich wohl doch getäuscht. Liebe und Gefühle sind dir fremd, das Empfinden anderer egal. Du bist eben kein Mensch. Damit muss ich mich abfinden."

Nach diesen Worten drehte er sich um und lief weg. Alles schrie in mir, ihm nachzurennen, ihm alles zu erklären und auf Knieen um Verzeihung zu betteln aber ich konnte mich nicht bewegen. Unerwartet hart hatten mich seine Worte getroffen. Ich konnte ihm nur nachsehen.
Ein einzelner Mann, mit blauen Haaren, der mit gesenktem Kopf alleine durch winterliches Weiß lief.
Ein seltsames Gefühl kam zu der Verzweiflung, Trauer und Wut auf mich selbst dazu.

Das Gefühl, als würde ich ihn nie wieder sehen....

___________
Tja Ardy, was hast du denn erwartet? Ich verstehe Taddl komplett!!

Diesmal gib es keine Fragen also stellt gerne wieder welche!
Mit Fragen aktiviert ihr quasi das nächste Kapitel, da ich so irgend wie mehr Motivation und Spaß bekomme zu schreiben weil jetzt einige Kapitel auf mich warten, die schwer zu schreiben sind und viel Fantasie benötigen, an der es mir zum Glück nicht mangelt!

Loveee♡♡

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