Chase Aussage klang so selbstverständlich. Für jeden anderen. Für mich war es der blanke Horror. Ich hatte endlich einen Hinweis, einen Hinweis darauf wer meine Mutter war und wie sie mit vollem Namen hieß, wann sie Geburtstag hatte und wo sie gearbeitet hatte. Und dann so etwas. Die Nachricht, dass sie nicht mal meine echte Mutter war, machte mich so traurig und verletzte mich zugleich total. Ich war den Tränen nahe, doch es kam nichts. Nicht mal ein kleiner Hauch von einem salzigen Geruch, des kleinen Wassertropfens, drang in meine Nase. Meine Augen blieben trocken. Trocken und leer. Chase musste wohl gemerkt haben, dass mich dieses Geständnis erschütterte, doch er verhielte sich völlig diskret. Er umarmte mich nicht einmal, was normalerweise jeder gute Freund machen würde. Verletzt, drehte ich mich um und ging mit schnellen Schritten zum Wagen. Ich öffnete die Tür, die gefährlich nahe an einem Baum vorbeizischte und setzte mich auf den gemütlichen Ledersessel. Mein Leben war eine einzige Lüge. Von Anfang an schon, seit ich in dieses bescheuerte Kinderheim gesteckt wurde. Mir wurde immer etwas vorgespielt, ich wurde von hinten bis vorne belogen! Es würde mich nicht einmal wundern, wenn mein Dad eigentlich der Hausmeister meiner Eltern gewesen wäre. Obwohl Eltern nicht gerade der perfekte Ausdruck dafür war. Ich kannte meine Eltern nicht. Ich wusste weder wer sie waren, noch ob sie lebten. Ich wusste nicht mal ob sie existierten. Und doch hatte ich dieses Gefühl - ein Gefühl von einem Funken Hoffnung - der tief in meinem Inneren aufflackerte und mich bis hierhin hergeführt hatte.
Ich merkte wie sich Chase neben mich setzte und gerade aus dem Fenster starrte. Er machte kein Radio an, oder ließ den Motor laufen. Er saß einfach nur still neben mir und es war die schrecklichste und zugleich schönste Reaktion in diesem Moment. Ich konnte und wollte momentan mit niemanden reden, die Nachricht versuchte sich in meinem Gehirn festzusetzen, doch ich wollte das alles nicht wahrhaben. Nicht heute. Und auch nicht morgen. Womöglich nie.
,, Kannst du mich bitte nach Hause fahren?", wollte ich sagen, doch es klang eher nach einem erbärmlichen Flüstern. Chase drehte seinen Kopf, so langsam es ging in meine Richtung und nickte. Zufrieden lehnte ich mich zurück und betrachtete meine Füße. Mein Haar schmiegte sich um mein Gesicht und ich spürte etwas kaltes auf meiner Wange. Nun hatten meine Tränen trotzdem den Weg ins Freie gefunden und ich beschloss noch länger auf meine Füße zu starren, damit mich Chase nicht erwischte. Während der Fahrt, weinte ich still vor mich hin und versuchte so ruhig es geht zu atmen, was mir mehr als schwer fiel. Aber irgendwie schaffte ich es. Die Tränen die mir über das Gesicht kullerten, fühlten sich wie kostbare Glasperlen an, die mit einem einzigen Aufprall ein weiteres verletztes Stück von mir mitnahmen. Sie enthielten Millionen von Erinnerungen und Gedanken, Gefühlen und Träume die ich hatte. Und mit jeder fallen gelassenen Träne, verpuffte das alles.
Ich merkte gar nicht, wann wir vor Vals Apartment anhielten, jedoch hatte sich der Himmel etwas dunkler gefärbt, in einem leichten rauchblau. Ich stieg aus und ging um den Wagen, als Chase mich am Arm festhielte. ,, Du kannst immer zu mir kommen.", sagte er in einem fürsorglichen Ton und sah mich aus seinen glänzenden Augen an. Und dieser eine Satz gab mir den Rest, nahm alle meine Gedanken und Eindrücke von mir, sodass ich mich leer und unbrauchbar fühlte. Ich nickte ihm kurz zu, drehte mich um und verschwand in dem Gebäude. Ich fühlte mich schwer und atemlos, als ich die ganzen Stufen in den obersten Stock stieg und setzte mich auf die letzte Treppe. Dann vergrub ich mein Gesicht zwischen den Händen und atmete meine warme Luft ein. Die Tasche sackte zusammen und blieb leblos neben mir liegen. Mein Blick blieb wie verhext an ihr kleben und meine Hand griff wie von selbst zum Reißverschluss. Nach dem Öffnen, tastete ich nach meiner Urkunde und fühlte das Material unter meinen Fingern. Es fühlte sich hart und schmerzhaft an. Fast so als würden Nadeln meine zerbrechliche Haut aufspießen und mit aller Gehässigkeit es auch noch genießen. Ich zuckte zurück, allerdings ohne das Papier los zu lassen. Meine Finger zitterten und ich spürte die Schweißperlen auf meiner Stirn. Ich wusste, dass ich weder die Vergangenheit, noch die Zukunft verändern kann. Ich wusste, dass ich mit allem was nun auf mich zukommen würde, klarkommen werden muss. Und so fasste ich mir ein Herz und blickte auf die Urkunde, um den Namen meiner echten und leiblichen Mutter zu lesen. Da stand es schließlich - schwarz auf weiß. Der Name meiner Mutter lautete Katherine Hollister. Ich blickte zum Fenster, da meine Augen wieder anfingen zu tränen. Und genau hier und jetzt, fühlte ich mich so leblos wie meine Tasche es eben war.Das Leben kann sich einfach mal so verändern - wie ein pubertierender Teenie, bei dem die Gefühle und Hormone vollkommen verrückt spielen. Von einer Sekunde auf die andere. Manchmal zum Guten und manchmal zum Schlechten. Und das einzige was man dagegen tun kann, ist sich anzupassen. Denn das Leben hat seine eigenen Regeln.
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Hey ihr Süßen :* Endlich wieder ein neues Kapii *-* Diesmal ist es allerdings - wie soll ich sagen...emotionaler? Ja, ich glaube das trifft es ganz gut. Ich weiß selbst nicht warum ich dieses Kapitel so geschrieben habe, denn im Grunde genommen geht es mir heute blendend. Allerdings hat es sich irgendwie so ergeben und ich hoffe nicht, dass es euch mitnimmt oder dass ihr jetzt zu belastet seid :) Jedenfalls wollte ich noch etwas loswerden und das ist jetzt mal eine gute Neuigkeit, nach diesem ganzen Gefühlschaos :D Ich habe ja damals das Kapitel mit meinen 1 K Reads veröffentlicht - und das war vor ca. 2 Wochen glaub ich :3 Und nach zwei weiteren Kapiteln habe ich jetzt genau 1.953 Reads zusammenbekommen *-* Ich bin so was von überwältigt, wir haben fast die 2 K Reads erreicht! Das ist so unglaublich, vor allem nach ZWEI KAPITELN *---* Tausend Dank an alle die so fleißig lesen und denen mein Buch so gut gefällt und vielen vielen Dank auch an alle die fleißig kommentieren, Voten und mich in sonstiger Weise unterstützen *-* Ich habe euch alle so lieb und Wattpad ist ein richtig wichtiger Teil meines Lebens geworden. Ich freue mich immer wieder wenn ich sehe, dass jemand gevotet oder kommentiert hat, aber auch schon wenn ich sehe wie viele das Buch gelesen haben *-* Lya so much:*
Xoxo
Pastellminze
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Plötzlich Millionärin
Teen Fiction» Das Leben kann sich einfach mal so verändern - wie ein pubertierender Teenie, bei dem die Gefühle und Hormone vollkommen verrückt spielen. Von einer Sekunde auf die andere. Manchmal zum Guten und manchmal zum Schlechten. Und das einzige was man da...