Das erste was ich an diesem Tag war nahm, hörte sich nach einem nörgelnden Kind an - doch es war kein Kind. Ich schlug meine Augen auf um zu sehen, wer mich um alles in der Welt stören musste und war erstaunt als ich Peggys grüne Augen vor mir sah. Sie nörgelte immer noch unverständlich und fasste mir ins Gesicht. ,, Peggy lass das.", hörte ich mich sagen, doch sie gab mir nur eine ordentliche Backpfeife, woraufhin ich mir meine Wange rieb. ,, Danke für diesen wunderschönen Start in den Tag.", grummelte ich und fixierte Peggy. ,, Hast du nichts zu deiner Verteidigung zu sagen?", fragte ich wütend und verschränkte die Arme vor der Brust. Peggy sagte fast nie etwas und so war es auch nicht verwunderlich, dass sie jetzt immer noch mit großen Glubschaugen mein Gesicht betrachtete. Ich seufzte und schlug die Bettdecke zurück. ,, Wenn dich Erin hier sieht, dann wird sie aber richtig ausrasten.", meinte ich schulterzuckend und Peggys Mund klappte nach unten. ,, Ja, ich würde auch so dreinschauen." Meine Hand griff nach dem Shirt, dass ich mir rausgesucht hatte. ,, Aber sie muss es ja nicht erfahren, stimmt's?" Ich zwinkerte ihr zu und sie kratzte sich am Ohr, während ich mir mein weißes Crop-Top und die Ripped-Jeans anzog und das Hemd um die Hüften band. ,, Ehm wolltest du mir vielleicht was sagen?", fragte ich sie. Peggy sah mich verständnislos an. ,, Naja, so etwas wie "Alles Gute" zum Beispiel?" Ich warf noch zwei Shirts in meinem Koffer. Als Peggy immer noch nicht reagierte, seufzte ich und schloss den Koffer. ,, Wahrscheinlich bist du einfach hier um dich zu verabschieden. Oder mich zu nerven." Sie kam ein Stück näher und setzte sich auf mein Bett als wolle sie ,, Ja genau deshalb." sagen. ,, Okay ich nehme das als ein Ja.", antwortete ich und hob sie hoch. Ihr weißes Fell war flauschig und sie machte auch keine Anstalten, dass ich sie runterlassen sollte. Manchmal maunzte sie, aber ansonsten war sie leise. ,, Ihr Katzen habt, aber schon ein luxuriöses Leben. So eines hätte ich auch gern." Meine Füße tapsten leise über den Parkett-Boden. ,, Vielleicht sollte ich dich mit nach New York schmuggeln. Dann würdest du auch aus diesem..."
,, Diesem was?", fragte eine allzu bekannte Stimme und ich erschrak so fest, dass ich fast Peggy fallen ließ.
,, Erin! Hi, ich ähm...ich wollte gerade ins Bad.", meinte ich und merkte wie sich mein Gesicht rot färbte.
,, Cartney es ist 5:50 Uhr. Und wohin wollen sie meine liebe Peggy schmuggeln?" Ihr linkes Auge war größer als das andere und sie riss mir die Katze so schnell aus der Hand, dass Peggy fauchte. ,, Das war ein Scherz, ich würde ihre Katze niemals entführen.", versuchte ich die Lage zu beschwichtigen, doch Erin bedachte mich nur streng. ,, Jaja, natürlich. Peggy hat ihnen immer schon gefallen, das hat man von Anfang an gemerkt." Ihr Blick bohrte sich durch meinen gesamten Körper und ich biss mir auf die Lippe. ,, Kann ich jetzt auf die Toilette?" Erin hörte mir gar nicht zu, sondern streichelte ihre Katze. ,, Kann ich -"
,, Aufs Zimmer Cartney. Aber sofort." Ihre leise Stimme durchzuckte den Raum wie ein Blitz und bevor ich irgendetwas sagen konnte, verließ ich leise den Flur.
Das Mittagessen habe ich sehr schnell hinter mich gebracht. Ich wurde von allen anderen dumm angeglotzt, aber das werde ich eigentlich immer. Als "Kind" dessen Vergangenheit ausgelöscht wurde, war ich sozusagen ein Mysterium in unserem Waisenhaus. Und niemand, aber wirklich gar niemand, versucht dem "Mysterium" zu helfen, weshalb ich in 10 Minuten auch keiner einzigen Person mehr nachtrauern werde (außer Peggy natürlich, denn mit Erin hatte sie nicht gerade den Sechser im Lotto gewonnen). Nun saß ich auf einer Bank und prägte mir das Haus nochmal genau ein. Die gelbe Farbe blätterte an den Seiten ab und das schwarze Balkongeländer, sah auch nicht mehr ganz so stabil aus. Die Fenster waren dreckig vom Staub und das braune Dach, erinnerte mich immer wieder daran, wie dreckig und scheußlich die Zeit im Waisenhaus war. Und da schwörte ich mir etwas. Ich wollte nie, aber wirklich NIE mehr in meiner Zukunft in so einem Haus wohnen. Egal was passieren würde.
Plötzlich hupte ein Auto und ein Taxifahrer stieg aus. ,, Lilly Cartney?", fragte er in meine Richtung und ich nickte. ,, Ich komme." Mit meinen Koffern rannte ich den kleinen Weg zur Auffahrt hinunter und schnaufte dann heftig. ,, Sie sind wahrhaftig ein Retter.", meinte ich lachend und er runzelte die Stirn. ,, Wie soll ich das denn verstehen. Ich mache ja nur meinen Job."
,, Das reicht schon."
Ich stieg in das Auto ein und schloss die Tür. Als ich nochmal zurückblickte, sah ich Erin am Eingang stehen. Sie streichelte Peggy und blickte mir wütend nach. In gewisser Weise hatte sie die Ähnlichkeit, mit einem Bösewicht. ,, Besuchen sie jemanden in New York?", fragte der Taxifahrer und ich löste meinen Blick von Erin. ,, Nein.", meinte ich und senkte den Kopf. ,, Was machen sie dann in New York?" Ich biss mir auf die Lippe. ,, Ich starte mein Leben."
Mit zwei wurde ich in dieses Waisenhaus gesteckt. Ohne das Wissen was mit meinen Eltern passiert war. Ohne dass mich eine Tante oder jemand anderes aufgenommen hatte. Ich kannte meine richtige Familie nicht einmal.
Damals dachte ich, es wäre eine schöne Zeit, mit allen anderen Kindern. Doch ich musste sehr schnell feststellen, dass ich keine Freundschaften schließen würde. Jeder wandte sich von mir ab, sobald ich den Raum betrat verstummten die Gespräche und irgendwann fand ich mich damit ab. Zwar wusste ich bis heute nicht genau, was ihr Problem sei, aber irgendwie hatte ich es geschafft, das alles hinter mich zu bringen. Es war so als ob du ein großes Stück Zitrone in den Mund nimmst und darauf rumbeißen würdest. Du würdest dein Gesicht verziehen und die Zitrone würde sauer in deinem Mund schmecken. So in etwas war mein Leben. Trotzdem lebte ich damit, dass ich für immer alleine bleiben würde, dass mich das gesamte Waisenhaus verabscheute und dass ich auf mich allein gestellt war. In dieser Zeit führte ich kein Leben. Ich führte sechzehn Jahre lang kein richtiges Leben. Ich war bloß in einer Art "Trance" und machte das, was jeder andere auch machte. Ich habe mich immer an die Regeln angepasst, doch jetzt wo ich in diesem Taxi saß und mich immer mehr vom Haus und meiner Vergangenheit entfernte, fühlte ich mich frei. Mein Leben hatte jetzt begonnen, ab der Sekunde wo ich im Taxi saß und wir losgefahren sind. Das alles realisierte ich erst jetzt. Ich konnte nun so viel tun. Ich würde nach New York fahren und ich konnte alles machen was ich wollte! Wie fantastisch war das denn bitte? ,, Das ist das beste Geburtstagsgeschenk, dass ich je bekommen habe.", sagte ich und sah zum Himmel hoch. Das ist nun mein Leben. Ein Leben, wo ich die Entscheidungen traf. Ein Leben, wo ich tun konnte was ich wollte. MEIN Leben.
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Hey:) Das ist das erste Kapii von meinem neuen Buch und ich hoffe es gefällt euch. Über Votes und Kommis freue ich mich natürlich immer:D Wenn euch das Buch gefällt, würde es mich freuen, wenn ihr es zu eurer Bibliothek hinzufügen würdet*-* Hel:**
Liebe Grüße
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Plötzlich Millionärin
Teen Fiction» Das Leben kann sich einfach mal so verändern - wie ein pubertierender Teenie, bei dem die Gefühle und Hormone vollkommen verrückt spielen. Von einer Sekunde auf die andere. Manchmal zum Guten und manchmal zum Schlechten. Und das einzige was man da...